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„Lächerlich!“Thomas Drach beschwert sich über Polizeimaßnahmen

Lesezeit 3 Minuten
Drach-Prozess

Thomas Drach im Gerichtssaal.

Köln – Redselig zeigte sich Reemtsma-Entführer Thomas Drach am Mittwoch direkt zu Beginn des dritten Verhandlungstages im Landgericht. „Ich muss mich mal beschweren“, schnaubte der Angeklagte, nachdem bewaffnete SEK-Beamte den 61-Jährigen in den abgeschotteten Gerichtssaal 112 gebracht hatten.

„Die ziehen mir hundertmal den Gürtel raus und rein“, echauffierte sich Drach über die Sicherheitsmaßnahmen. „Ich habe mir extra eine Jogginghose angezogen, und dann ziehen die mir das Gummiband raus.“ Auch seine Schuhe müsse er ständig ausziehen, als würde er die „Gummilatschen“ als Waffe nutzen wollen. Drach zum Richter: „Man muss doch mal ein bisschen normal bleiben im Kopf.“ Er fühle sich wie in einem Film von Louis de Funès, Drach sprach wörtlich von der „Hosenscheißer-Brigade“. Lächerlich sei das, so Drach. Richter Jörg Michael Bern konnte daraufhin nur mit den Achseln zucken. Er könne nichts für die Polizeimaßnahmen.

Drach gilt als einer der gefährlichsten Verbrecher Deutschlands, ihm werden aktuell vier bewaffnete Raubüberfälle vorgeworfen, es droht Sicherungsverwahrung. Drach bestreitet die Vorwürfe. Am Mittwoch stieg das Gericht in die Beweisaufnahme ein und beleuchtete mit ersten Zeugen Fall 1 der Anklage: den Überfall auf einen Geldtransporter bei Ikea in Köln-Godorf im März 2018. Eine heute 25-jährige Polizistin war mit einem Kollegen als erste vor Ort. Der Geldtransporter habe am Personaleingang des Einrichtungshauses gestanden, man habe sofort die betroffenen Geldboten befragt.

Ikea in Köln-Godorf: Täter flüchtete durch Gartenmöbel-Ausstellung

Ein Mann mit grauer Mütze und Schal habe ihn mit einer Maschinenpistole bedroht, habe einer der Männer gesagt. Der Mitarbeiter habe einen Koffer mit den Tageseinnahmen rausgerückt, auch seinen Revolver habe er abgeben müssen. Dann sei der Täter quer über den Parkplatz geflüchtet, durch ausgestellte Gartenmöbel gelaufen und zu einem Komplizen in einen dunklen BMW gesprungen. Das Auto brannte später im nahen Immendorf auf einem Feld aus. Offenbar wollten die Täter mögliche Spuren verwischen und hatten das Fluchtfahrzeug gewechselt.

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Drachs Verteidiger spielten in ihrer Befragung damit, dass der Überfallene selbst einmal als Beschuldigter geführt worden sei. Ob der Geldtransporter immer so weit weg vom Personaleingang geparkt würde, wollten die Anwälte von der Zeugin und auch von ihrem Kollegen wissen. Das wussten die Beamten nicht. „Der Geldtransporter stand tatsächlich 17,29 Meter entfernt vom Eingang“, bemerkte Wolfgang Heer, der Drachs mutmaßlichen Komplizen verteidigt. Den Informationen der Anwälte zufolge würde sonst eher auf dem Behindertenparkplatz gehalten.

Scharmützel zwischen Verteidigern und Richter

Die Verhandlung war auch am Mittwoch wieder geprägt von Scharmützeln der Verteidigung, diesmal mit dem Richter. Die Anwälte hatten verlangt, dass die Zeugin ihren Mund-Nasen-Schutz bei der der Befragung ausziehen sollte, damit man ihren Gesichtsausdruck sehen könne. Das könne diese in Pandemie-Zeiten selbst entscheiden, entgegnete Richter Bern, woraufhin die Verteidiger protestieren.

Nachdem die Anwälte einen offiziellen Beschluss verlangt und mit einem Befangenheitsantrag gedroht hatten, unterbrach Bern die Verhandlung zunächst. Nach einer Pause von 30 Minuten legte die Zeugin die Maske entnervt freiwillig ab, nachdem sie ohnehin schon vier Stunden hatte warten müssen. „Wir können gerne jetzt anfangen, das wäre mir ganz lieb“, sagte die Beamtin. Verteidiger Andreas Kerkhof bemerkte in Richtung des Richters: „Das Theater hätten wir uns sparen können.“ „Haben Sie gerade Theater gesagt?“, fragte Bern. „Ja, dazu stehe ich“, sagte Kerkhof. Wenn das so weiter ginge, dann sitze man ja noch Weihnachten hier. Richter Bern signalisierte, dass man viel Zeit habe. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.