Über seine Verteidigerin Ines Stuff räumte der Angeklagte seine Beteiligung an einem Überfall ein. Der Raub in Marienheide bleibt offen.
Nach Raub in MarienheideProminenter Forensiker soll Angeklagten auf Videos identifizieren
Mit einem Teilgeständnis des Angeklagten (44) ist am Mittwoch der Prozess um zwei Raubüberfälle in Marienheide und Ehringshausen bei Wetzlar fortgesetzt worden. Über seine Verteidigerin Ines Stuff räumte der 44-Jährige seine Beteiligung an dem Überfall in Ehringshausen im Dezember 2023 ein. „Der Mandant war an der Tat beteiligt. Er wird auch außerhalb der Hauptverhandlung einen anderen Beteiligten nennen“, sagte Stuff.
In Ehringshausen hatten die Täter zwei Mitarbeiterinnen mit Schusswaffen bedroht und laut Anklage 6400 Euro Beute gemacht. Dabei habe es sich von Seiten des Mandanten aber nicht um eine geplante Tat gehandelt, sagte Stuff. Vielmehr sei ihr Mandant mit jemandem in einem Auto unterwegs gewesen. Dann sei ihm plötzlich eröffnet worden, dass man den Markt überfallen werde. „Er hat sich da einspannen lassen.“
Mitarbeiterinnen des Supermarktes mit Klebeband gefesselt
Weiter hieß es, dass der 44-Jährige derjenige Täter gewesen sei, der die Mitarbeiterinnen des Supermarktes mit Klebeband gefesselt habe. Der 44-Jährige habe vor der Tat eine „erhebliche Menge Kokain“ konsumiert und Alkohol getrunken. Seit rund anderthalb Jahren habe der Angeklagte ein Problem mit Kokain und konsumiere täglich bis zu anderthalb Gramm. „In der Rückschau hat er selbst keine Worte für das Geschehen“, so Stuff. Der 44-Jährige ließ weiter mitteilen, dass er den entstandenen Schaden wiedergutmachen wolle. Da er selbst über keine Barmittel in ausreichender Höhe verfüge, habe der Bruder des Angeklagten sich bereit erklärt, 10.000 Euro zur Verfügung zu stellen.
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Damit solle die Beute zurückgezahlt werden, der Rest des Betrags solle den beiden Geschädigten zugutekommen. Dabei handle es sich aber nicht um Geschenk des Bruders, sondern um ein Darlehen, das mit Zinsen zurückgezahlt werden müsse. Das Darlehen werde aber für die Zeit des 44-Jährigen in Haft gestundet.
Bleibt also noch der Fall in Marienheide: Das Gericht erklärte angesichts des Schweigens des 44-Jährigen, dass es den Biomechaniker Prof. Wolfgang Potthast von der Kölner Sporthochschule als Gutachter beauftragen wolle, um den Angeklagten anhand von Überwachungsvideos als einen der Täter in Marienheide zu identifizieren oder auszuschließen. Potthast ist kein unbekannter auf dem Gebiet des forensischen Vergleichs von Bewegungsprofilen. Bekanntheit erlangte er im Prozess gegen den Ex-Reemtsma-Entführer Thomas Drach.
Dort hatte Potthast ebenfalls Bewegungsgutachten erstellt, die Drach belasteten. Anfang des Jahres war Drach nach über 100 Verhandlungstagen wegen mehrerer Überfälle auf Geldtransporter schuldig gesprochen worden. Er wurde zur Höchststrafe von 15 Jahren und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.