AboAbonnieren

50. Ausgabe Karneval der Stars„Das wird einmal ein Zeitzeugnis sein“

Lesezeit 4 Minuten
digas-173703076_MDS-KSTA-2020-10-27-71-166412475

Detlef Vorholt (l.) und Christoph Gros

  1. Der langlebigste und erfolgreichste Karnevalssampler feiert Jubiläum.
  2. Detlef Vorholt von den Paveiern und Christoph Gros von Pavement Records erzählen, warum er gerade jetzt so wichtig ist.

Herr Vorholt, Herr Gros, an diesem Freitag wird die 50. Folge von „Karneval der Stars“ veröffentlicht. Eigentlich ein guter Grund zu feiern, oder?Detlef Vorholt: Richtig. Und das werden wir sicher auch noch machen. Mit Abstand. Auch zeitlich gesehen. Musik zu produzieren ist ja noch nicht gesundheitsgefährdend.Christoph Gros: Ich hatte schon eine Art „Best of“ aus den bisherigen 50 Folgen geplant, von denen die ersten 22 bei der EMI, die weiteren 28 bei Pavement veröffentlicht wurden. Diese Idee ist erst einmal aufgeschoben. Das machen wir dann halt, wenn das Jubiläumsjahr um ist. Auch wenn es in den vergangen Monaten schon mal kurze Momente gab, wo wir überlegt hatten, es für dieses Jahr sein zu lassen, haben wir die CD gemacht. Gerade in diesen Zeiten ist es erforderlich, so ein Album auf den Markt zu bringen. Die Bands haben ja auch alle daran gearbeitet.

Ist es ein Corona-Album geworden?

Vorholt: Nein. Aber das Thema wird schon auf unterschiedliche Weise behandelt. So in unserem Paveier-Titel „Ejal wat och passeet“ oder auch von Kollegen wie Brings („Mir singe Alaaf“) und Kasalla („Medden em Sturm“). So ein einschneidendes Ereignis wie die Corona-Pandemie hatten wir ja noch nie. Viele Sachen fallen weg, wo die Lieder sonst präsentiert werden – bei Veranstaltungen, in Kneipen oder bei der Tour von Loss mer singe. Daher glaube ich schon, dass diese Ausgabe von „Karneval der Stars“ mal eine Art Zeitzeugnis sein wird.

Es ist ja nicht nur der langlebigste, sondern auch der mit Abstand erfolgreichste Karnevals-Sampler. Woran liegt das?

Gros: Weil halt alle jeweils gefragten Sänger und Bands mit ihren neuen Liedern vertreten sind. Das war von Anfang an der Anspruch der Reihe. Auf der ersten Folge – damals noch eine Vinyl-Schallplatte – waren beispielsweise Willy Millowitsch („Leeve Jott, Ich bin in Kölle“) und Lotti Krekel („Ävver Kaffee koche künne kann se jot“), Karl Berbuer („La Päd, la Flott, la Finster“) und Jupp Schmitz („Die Schwimmbotz“) sowie Toni Steingass („Flitsch-Flutsch-Flatsch“) und das Eilemann Trio („O-O-O-Olympia“) vertreten.Vorholt: Die Reihe ist hochwertig gemacht und bietet gute Nummern. Neben den üblichen Verdächtigen auch immer ein paar Neuentdeckungen. Diesmal sind das King Loui und die Rhythmussportgruppe. Dennoch ist das Material endlich, das auf eine CD passt. Bei 78 Minuten Laufzeit ist einfach Schluss. Und noch eine Zusatzausgabe „Karneval der Sternchen“ oder so zu machen, das wollte ich nie.

Aus welchem Repertoire werden die Lieder ausgewählt?

Gros: Das ganze Jahr über landen rund 250 Bewerbungen, Demos und auch fertige Produktionen auf meinem Schreibtisch oder auf meinem Computer. Die kommen aus der gesamten Region. Und das hat seit dem Erfolg der jungen Bands noch mal zugenommen. Kölsch gilt ja bei jungen Leuten nicht mehr als uncool. Aber bei den Einsendungen ist auch viel Mist dabei. Zumeist hapert es an den Texten, die Musiker sind in den vergangenen Jahren hörbar besser geworden. In Köln gibt es viele gute Musiker – und das in jeder Liga.Vorholt: Aber auch die etablierten Bands stehen immer wieder auf dem Prüfstand. Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch die „alten Säcke“ müssen sich jedes Jahr neu beweisen und mindestens alle fünf Jahre einen Hit abliefern. Daran wird man gemessen. Der Erfolg muss immer wieder erarbeitet werden.

Das haben die Bläck Fööss in der vergangenen Session mit ihrem „Die nächste Rund“-Hit ja bewiesen. Nun eröffnen sie die CD mit dem passenden Jubiläumslied „50 Johr“.

Gros: Das ist von unserer Seite auch als Hommage an diese Künstler zu verstehen. Die Fööss sind auf dem Sampler ja auch noch mit einem zweiten Titel dabei, dem mit Hape Kerkeling aufgenommenen „Buchping vun Heimwih“. Beide Titel sind ein Vorgeschmack auf das lang angekündigte Jubiläumsalbum der Fööss, das am 6. November erscheinen wird. Weitere Alben sind von unserem Label aus erst einmal nicht geplant. Wir wissen ja auch noch nicht, ob und wie „Karneval der Stars“ von den Menschen angenommen wird. Aber wir haben zumindest das Angebot geschaffen. Das war uns wichtig.