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Aachener Straße in KölnWohnhaus drohte einzustürzen

Lesezeit 4 Minuten

An der Aachener Straße in der Nähe des Rudolfplatzes droht ein Haus (2. von links) einzustürzen. Die Polizei hat die Verkehrsader stadtauswärts zwischen dem Rudolfplatz und der Brüsseler Straße für den Pkw- und Personenverkehr gesperrt.

Köln – In den Cafés an der Aachener Straße gibt es am Donnerstagnachmittag nur ein Thema: Das in die Jahre gekommene Haus gegenüber. Das Gründerzeitgebäude mit der Hausnummer 9 gilt als einsturzgefährdet, die Polizei hat den Bereich vor dem Haus und einen Teil der Aachener Straße abgesperrt - zwischen Rudolfplatz und Moltkestraße geht nichts mehr, weder Autos noch die Bahnen der Linien 1 und 7 können fahren.

"Schöner Mist", sagt Ralf Löhnhardt, der in der zweiten Etage des Hauses wohnt. Der Drehbuchautor und etwa zehn weitere Bewohner mussten das Haus gegen 15 Uhr verlassen und warten nun im gegenüberliegenden Café Bauturm und in den benachbarten Lokalen. Einsatzkräfte der Feuerwehr evakuierten auch die beiden angrenzenden Häuser, die meisten Bewohner waren nicht zu Hause.

Es ist dem Zufall zu verdanken, dass Polizei und Feuerwehr auf das Gebäude aufmerksam wurden. Der Verwalter hat am Vormittag mit einem Architekten im Vorbeigehen einen Blick auf die Baustelle im Erdgeschoss geworfen, Risse entdeckt und die Bauaufsicht informiert. Auch einem pensionierten Statiker fiel auf, dass etwas nicht stimmte. Er kam am Donnerstagmittag zufällig an dem Haus vorbei und "erkannte mit seinem fachlichen Blick die Einsturzgefahr", wie Feuerwehr-Sprecher Jens Müller sagt. Woraus genau der Rentner diese Schlüsse zog, war nicht zu erfahren. Er gilt als Zeuge. Die Polizei ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Baugefährdung.

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Bauarbeiter haben in dem Ladenlokal, in dem bis vor einigen Jahren ein italienisches Restaurant war, bei Sanierungsarbeiten Wände geschlitzt, um Kabel zu verlegen. Dabei beschädigten sie offenbar tragende Strukturen. Statiker des städtischen Bauamts begutachteten das Gebäude und konnten nicht ausschließen, dass das Haus einsturzgefährdet ist. "Wir sind deshalb lieber übervorsichtig", sagt Dr. Jörg Schmidt, Einsatzleiter der Feuerwehr. Viele Anwohner zeigen dafür am Nachmittag wenig Verständnis und diskutieren genervt an den Absperrbändern mit den Polizisten. Andere Nachbarn nehmen es mit Humor. Mit "10 Prozent Trümmerrabatt" wirbt "Parallel Schallplatten", der Laden ist in Haus Nummer 5. "Ein Nachbar hat erzählt, dass die Arbeiter abgehauen sind, als die Polizei kam", sagt Mitinhaber Christian Meier-Oehlke. Timo Zimmermann wohnt in der Wohnung über der Baustelle. Der 32-Jährige hat schon am Dienstag Risse in seiner Küche entdeckt. "Das hätte auch schiefgehen können", sagt er.

Peter Millowitsch erfährt während einer Probe von dem Einsatz. "Wir wollten um vier die Kasse öffnen, die Polizei konnte aber erst nicht sagen, ob sie auch vor dem Theater absperren", sagt er. Die Kasse konnte wie gewohnt geöffnet werden. Nachdem die Feuerwehr und Mitarbeiter einer Baufirma die Decken mit Trägern abgestützt hatten, konnten die Bewohner zurückkehren. Ab 17.30 Uhr fuhren auch die Bahnen wieder.

Schneller als erwartet konnte die Kölner Feuerwehr die Sperrung der Aachener Straße zwischen Rudolfplatz und Brüsseler Straße stadtauswärts wieder aufheben lassen. Weil ein Gebäude einzustürzen drohte, war die Verkehrsader am Donnerstagnachmittag gesperrt worden. Auch die KVB-Linien 1 und 7 waren betroffen.

Mit 26 Einsatzkräften und elf Fahrzeugen war die Berufsfeuerwehr im Einsatz, um das Gründerzeit-Haus abzustützen. Ein pensionierter Statiker war um die Mittagszeit an dem Gebäude vorbeigekommen, wie ein Sprecher der Stadt berichtet. Mit seinem fachlichen Blick erkannte er die Einsturzgefahr und alarmierte die Rettungskräfte.

Die Abstützungsarbeiten in dem betroffenen Privathaus mit der Hausnummer 9 konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Die städtische Bauaufsicht konnte auch die unmittelbar angrenzenden Nebenhäuser wieder freigeben, die Bewohner konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.

Schäden beim Umbau

Die Polizei ermittelt nun wegen des Anfangsverdachts der Baugefährdung. „Bei den Bauarbeiten im Erdgeschoss ist irgendetwas schief gelaufen“, sagte ein Polizeisprecher. Bauarbeiter haben in dem Ladenlokal, in dem bis vor einigen Jahren ein italienisches Restaurant war, bei Sanierungsarbeiten Wände geschlitzt, um Kabel zu verlegen. Dabei beschädigten sie offenbar tragende Strukturen.

Die hinzugezogenen Experten der städtischen Bauaufsicht bestätigten bei der Begehung den Verdacht auf fehlende Standsicherheit des Gebäudes.

Als Vorsichtsmaßnahme hatten Polizei und Feuerwehr das Grundstück sowie die zwei benachbarten Häuser 7 und 11 geräumt. Rund zehn Anwohnerinnen und Anwohner sowie eine Kita unter Leitung einer Eltern-Initiative waren von der Räumung betroffen.