Die Nightjets der Österreichischen Bundesbahn verbinden Berlin und Wien mit Brüssel und Paris – und fahren über Köln.
Ab DezemberNachtzug-Boom erreicht Köln – Neue Verbindungen nach Brüssel und Wien
Noch ist Köln weit davon entfernt, auch bei den Nachtzügen zur Drehscheibe des Westens im internationalen Fernverkehr zu werden. Doch der Anfang ist gemacht: Ab 10. Dezember wird es eine neue Nachtzugverbindung zunächst dreimal pro Woche von Berlin und Wien nach Brüssel und Paris geben. Die Verbindung nach Brüssel führt über Bonn-Beuel, Köln und Aachen.
Dabei werden sich die Nachtzüge aus Berlin und Wien beziehungsweise Brüssel und Paris in Mannheim treffen. Damit die Reisenden nicht mitten in der Nacht umsteigen müssen, führen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) als Betreiber der Nightjets den guten alten Kurswagen wieder ein, der schon als ausgestorben galt.
Die Wiedergeburt des Kurswagens
„Die Wagen werden in Mannheim für die Weiterfahrt entsprechend ihres Zielbahnhofs gekoppelt“, sagt ein Bahnsprecher auf Anfrage. „Ein Umstieg ist also nicht nötig.“ Doch kostet das nicht zu viel Zeit? Das spiele bei den Nachtzügen keine Rolle, so der Sprecher weiter. „Die Fahrzeit ist im Nachtreiseverkehr für Fahrgäste weniger entscheidend als die Ankunftszeit, da sie morgens nicht zu früh an ihrem Zielbahnhof ankommen möchten.“
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So wird die Reisezeit zwischen Berlin (Abfahrt 20.18 Uhr) und Brüssel (Ankunft 9.56 Uhr) 13:38 Stunden betragen, in Gegenrichtung 15 Minuten weniger. Zwischen Berlin und Paris über Frankfurt/Main ist man in beiden Richtungen rund 14 Stunden unterwegs. Die Vorteile gerade für Geschäftsreisende liegen auf der Hand. Sie kommen ausgeruht ans Ziel, sparen die Hotelkosten und das auch noch klimafreundlich.
Richtung Brüssel dürfte sich die Fahrt ab Köln kaum lohnen, da wird der Nachtzug zum Morgenzug, Abfahrt ist am Hauptbahnhof um 7.01 Uhr. Wer nach Berlin oder Wien möchte, startet hingegen um 22.01 Uhr.
Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppeln
Der Bahnverkehr zwischen Deutschland und Österreich boomt. Bis Ende des Jahres erwarten die DB und die ÖBB rund 40 Prozent mehr Kunden als noch vor fünf Jahren. „Wir wollen die Fahrgastzahlen bis 2030 im Nightjet-Verkehr verdoppeln“, sagt die für Personenverkehr zuständige ÖBB-Vorständin Sabine Stock. Die DB spiele insofern eine wichtige Rolle, als viele Nightjet-Verbindungen in Deutschland starten und enden.
Die neuen Verbindungen von Berlin nach Paris und Brüssel und der Einsatz eines „Nightjets der neuen Generation“ in Deutschland seien „starke Zeichen, dass DB und ÖBB an den Nachtzug glauben und mehr Angebot zur Verfügung stellen werden“, so Stock.
Das sah vor sieben Jahren noch ganz anders aus. 2016 hatte der DB-Konzern alle Nacht- und Autoreisezüge aus dem Programm gestrichen und den Österreichern einen Teil der Züge überlassen. In die Bresche sprang auch das Kölner Unternehmern „train4you“, das seither im Winter mit seinen Urlaubs-Express-Nachtzügen (UEX) zum Teil mit Automitnahme in die österreichischen Skigebiete nach Innsbruck, ins Ötztal und St. Anton am Arlberg und Wörgl anbietet. Wer seinen Wagen mitnehmen möchte, kann das im Rheinland allerdings nur noch in Düsseldorf tun. In Köln gibt es schon lange kein Terminal mehr.
Dass die Abschaffung der Nachtzüge ein Fehler war, will bei der Bahn niemand offiziell eingestehen. Fakt ist aber, dass die DB immer mehr Fernzüge ohne Schlaf- oder Liegewagen auch nachts fahren lässt und teilweise die Nightjets der ÖBB mit eigenen Sitzwagen verstärkt.
Neue ICE-Züge zwischen Köln und Klagenfurt
„Der Trend zur Schiene ist ungebrochen“, sagt Stefanie Berk, Vorstand für Marketing und Vertriebe bei der Fernverkehrssparte der DB. „Immer mehr Menschen in Deutschland und Österreich setzen für die Reise ins Nachbarland auf den klimafreundlichen Zug. Mit neuen Zügen, mehr Komfort und mehr Verbindungen wollen wir das Wachstum weiter ankurbeln. Dies geht nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung der beteiligten Eisenbahnunternehmen. Der Ausbau des internationalen Fahrplans im engen Schulterschluss mit den ÖBB ist unsere Antwort auf die wachsende Nachfrage.“
Von einer weiteren Antwort werden die Reisenden im Rheinland ab 10. Dezember mit Sicherheit profitieren. Die Bahn wird auf der ICE-Linie von Münster und Dortmund über Köln nach München, Salzburg und Klagenfurt schrittweise die neuen ICE 4-Züge einsetzen und damit deutlich mehr Plätze zur Verfügung stellen.
Mehr Qualität und Sitzplätze sollen auch die ÖBB-Railjets der neuen Generation bringen, die ab April 2024 mit einem Tempo von bis zu 230 allerdings nur zwischen München und Italien fahren sollen. Auf den Verbindungen zwischen Köln und Brüssel kommen vorwiegend noch Züge älterer Bauart zum Einsatz, deren Fahrverhalten bei Laufruhe und Komfort an diesen Standard nicht heranreichen kann.