Im Adventskalender des „Kölner Stadt-Anzeiger“ führen Mitarbeitende der Dombauhütte an Stellen im Dom, die sonst kaum jemand zu sehen bekommt.
Unser AdventskalenderEine Treppe, die vom alten in den neuen Kölner Dom führte
Gotische Kirchen sind Überwältigungarchitektur. Man kommt hinein und hat das „Wow-Gefühl“. So geht es Ruth Stinnesbeck auch nach 35 Jahren am Dom. Die studierte Archäologin betreut das Grabungsareal unter dem Dom, mit rund 4000 Quadratmetern Fläche eine der umfangreichsten Kirchengrabungen Deutschlands.
Wenn die schieren Ausmaße des gotischen Doms, die Gewölbe in gut 40 Metern Höhe, die riesigen Fensterflächen selbst Menschen des 21. Jahrhunderts, die mit Großbauten vertraut sind, in ihren Bann ziehen – wie muss das dann erst im Mittelalter gewesen sein?
Es gibt einen Ort im Dom, an der Besucher dieser Frage buchstäblich auf die Spur kommen können. Dafür begleitet Stinnesbeck sie durch die Grabungen fünf Meter unter dem Dom bis an einen Punkt, wo neun breite Stufen nach oben auf die moderne Bodenplatte aus Beton zulaufen und sich im Dunkel verlieren.
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Diese Treppe gehört für Stinnesbeck zu den sprechendsten Stellen im Dom. Sie führte im Mittelalter vom noch vorhandenen Langhaus des alten Doms aus dem 9. Jahrhundert in den Neubau des gotischen Chors. Man gelangte hier nicht nur von einem Gebäudeteil in einen anderen, sagt Stinnesbeck, „sondern diese Treppe verband architektonisch getrennte Welten“: den massigen, dunklen karolingischen Bau mit dicken Wänden und kleinen Fenstern – und den kühnen, himmelwärts strebenden Skelettbau der Gotik. „Ich stelle mir vor, wie ich aus dem Dunkel diese Treppe hochgehe und in eine Kathedrale aus Licht komme. Das muss für die Menschen damals ein unglaublicher Effekt gewesen sein.“
Die Treppenkonstruktion zwischen altem und neuem Dom war nötig, weil das Fußboden-Niveau beim Bau des Chors um etwa zwei Meter angehoben wurde. „Man hat das ganze Erdreich, das aus den Baugruben herausgeschaufelt wurde, einfach an Ort und Stelle aufgeschüttet“, erklärt Stinnesbeck. So sei man bei jedem Neubau vorgegangen. „Dass der Kölner Dom auf einem Hügel steht, dem Domhügel als höchstem Punkt der Innenstadt, ist Folge dieser gezielten Aufplanierung im Lauf der Jahrhunderte.“
Stinnesbeck ist eine meisterhafte Erklärerin. Aus nichtssagenden Gesteinsmassen und archäologischen Formationen lässt sie Bilder im Kopf entstehen. Mit einem Mal bekommt man ein Gefühl dafür, wo man sich befindet, wenn man unter dem Dom herumläuft, und wie es hier einst aussah: zur Zeit der Römer, der Franken oder im frühen und hohen Mittelalter.
An den Ausgrabungen war Stinnesbeck als Studentin selbst beteiligt. „Wir haben geschaufelt, gehackt, gezeichnet und fotografiert, uns also wirklich durch den Untergrund gearbeitet. Und das meiste, was hier heute noch zu sehen ist, habe ich eigenhändig aufgemessen und auf Millimeterpapier übertragen.“
Hier können Sie Führungen in den Ausgrabungen unter dem Dom buchen. https://www.domfuehrungen-koeln.de/ausgrabung