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Aug in Aug mit HammerhaienWie eine Kölnerin zur Unterwasserfotografin wurde

Lesezeit 4 Minuten
2 Kaffee Romina Bayer

Romina Bayer ist Unterwasserfotografin 

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal geht es um eine Kölnerin, die die Welt am liebsten unter Wasser anschaut.
  3. Eigentlich wollte Romina Bayer Botschafterin werden. Dann änderten Haie ihr Leben.

Köln – Der Regen war‘s schuld. Nicht enden wollende Niederschläge. Irgendwann war es Romina Bayer leid, ständig durchnässt zu werden. „Dann lieber richtig ins Wasser“, dachte sie und meldete sich zu einem Tauchkurs an. Dass dieser Entschluss ihr Leben ändern würde, ahnte die 32-Jährige freilich noch nicht, als sie im November 2013 in Playa del Carmen/Mexiko zum ersten Mal die Füße in die Schwimmflossen steckte.

Tauchen mit Bullenhaien veränderte Bayers Leben

Der erste Tauchgang war rückblickend nicht einmal schön. Übel sei ihr gewesen und seekrank habe sie sich gefühlt. – „Trotzdem haben Sie weitergemacht?“ Die junge Frau lächelt mich an und gesteht, dass das Programm im Nachfolgekurs einfach zu verlockend gewesen sei. - Was stand auf dem Plan?“, frage ich. „Tauchen mit Bullenhaien.“

„Bullenhaie“, wiederhole ich. „Sind die besonders friedfertig?“ – „Nein, die gehören schon zu den etwas Aufmüpfigeren. Aber ich wollte das unbedingt machen. Ich wollte diese Tiere in freier Wildbahn erleben.“ Während ich noch überlege, welches Adjektiv ich für dieses Ansinnen wählen sollte, beginnt Bayer zu erzählen und beschert mir eines der spannendsten Gespräche, die ich im Rahmen dieser Rubrik hatte.

Täglich schwammen riesige Plastikteppiche vorbei

Wir begegnen uns auf der Luxemburger Straße. Ich bin unterwegs zu einem recht neuen Café gegenüber dem Weisshaus-Schlösschen und freue mich auf einen leckeren Cappuccino, sie hat dasselbe Ziel, jedoch einen anderen Grund. Bayer wird in den nächsten Tagen ihre Bilder in diesem Café „Impact“ aufhängen. Die Frage „Öl oder Acryl?“, stellt sich bei ihr nicht, wie ich schnell erfahre. Denn die Frau, die mir wenig später bei einem Macchiato gegenübersitzt, arbeitet heute als eine der wenigen Unterwasserfotografinnen in Deutschland.

Gebürtig stammt sie aus Dortmund, ist in Bochum aufgewachsen, hat im polnischen Krakau „Internationale Beziehungen“ studiert und nach einem Auslandssemester in Barcelona ihren Master in Flensburg gemacht. Eigentlich habe sie Botschafterin werden wollen, sagt sie schmunzelnd.„Und dann kamen die Haie dazwischen“, bemerke ich. Wir lachen beide. Aber nur kurz.

Denn das, was Bayer in der folgenden Stunde schildert, ist so schrecklich, dass ich die Eindrücke mit nach Hause trage. Keine Bilder von blutrünstigen Raubfischen, sondern von profitgierigen Schlächtern, die Hunderten oder Tausenden dieser Fische bei lebendigen Leib die Flossen absäbeln – einer vermeintlichen Delikatesse in Asien wegen – und sie zurück ins Meer werfen, wo sie verenden.

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Das Paradies und das Grauen eng beieinander

Bayer, die längst selber Tauchlehrerin ist, hat inzwischen an vielen Stellen dieser Erde das Paradies und das Grauen eng beieinander erlebt. Sie hat in Indonesien, an „einem der schönsten Riffe dieser Welt täglich den riesigen Plastikteppich vorbeitreiben“ sehen, und sie betrachtet Fische und den Fischfang heute mit ganz anderen Augen.

Über Haie halte sich leider ein verzerrtes Bild. „Wenn man sich richtig verhält, besteht eigentlich kein Grund, Angst zu haben“, sagt die Frau, die mittlerweile schon oft mit dieser Spezies auf Augenhöhe war. Ihre Begegnung mit einer Gruppe Hammerhaien gehöre zu ihren berührendsten Erlebnissen unter Wasser.

Begegnung mit einem Karnevalstintenfisch

Seitdem sie vor sieben Jahren erstmal die Kamera mit in die Tiefe nahm und dabei zunächst feststelle, wie unglaublich schwer es ist, im Meer gute Aufnahmen zu machen, ist sie zutiefst fasziniert von der Persönlichkeit dieser schwimmenden Wesen. Mit leuchtenden Augen schildert sie die Begegnung mit einem Mimik-Oktopus, der wegen seiner Fähigkeit, andere Tiere nachzuahmen, auch Karnevalstintenfisch genannt wird. Der sei regelrecht mit ihr in Interaktion getreten und habe seine Tentakel auf ihre Kamera gelegt und ihr in die Augen geschaut.

2 kaffee Tintenfisch, foto Romina Bayer

Ein Mimikoktopus, auch Karnevalstintenfisch genannt. 

Ich bekomme Gänsehaut und gelobe, dieses Tier nie wieder auf dem Teller betrachten zu wollen. Romina Bayer, die seit zwei Jahren in Köln lebt und es ihrer ebenfalls hier wohnenden Großmutter verdankt, beizeiten mit der fünften Jahreszeit in Verbindung gekommen zu sein, möchte in Zukunft vor allem zwei Dinge: weiter Meeresschutz betreiben und Tauchern beibringen, wie man gute Unterwasserfotos macht.

Einen entsprechenden Online-Kurs hat sie bereits entwickelt. Und wer sich einen Vorgeschmack holen möchte auf die phantastische Unterwasserwelt, kann Bayers Fotos ab Ende Juli im Café Impact, Luxemburger Straße 190 (vormals Malve) sehen. Die Vernissage ist am 30.7. um 18 Uhr.