Neuehrenfeld – Die erste Amtshandlung von Kurt Nürnberg als frisch gewählter Vorsitzender des Fußballvereins SC West Köln 1900/11 war, sich gehörig zu ärgern. „Wenn ich so etwas mitbekomme, kriege ich zu viel“, schäumte er, nachdem der Verein von der Kölner Band Brings eine Absage für ein geplantes Benefiz-Konzert auf dem Vereinsgelände an der Apenrader Straße bekommen hatte. Mit dem Konzert sollten Einnahmen erzielt werden, die der Verein dringend braucht. Er muss nämlich 70 000 Euro aufbringen, um damit den Eigenanteil am Bau neuer Umkleiden zu bestreiten. Den größten Teil der Gesamtkosten von 570 000 Euro trägt die Stadt, die eine halbe Million Euro zum Projekt beisteuert.
Der Zorn des neuen Klub-Vorsitzenden, der die Nachfolge von Rainer Mehlem antritt, richtet sich allerdings nicht gegen die Kölsch-Band. Die hätten im August 2020 liebend gern im heimatlichen Stadtteil aufgespielt. Zu Auftritten im Veedel sind Brings gern bereit. So waren sie im Sommer 2017 einmal Überraschungsgäste bei einem Kita-Sommerfest nicht weit vom Sportplatz des SC West entfernt. Geplant war diesmal jedoch ein größeres Konzert mit mehreren tausend Zuschauern, die auch Eintritt hätten zahlen sollen. Weil aber die erforderliche Zusage der städtischen Behörden auf sich warten ließ, zog die Band ihr Angebot wieder zurück. Die Konzertankündigung und der Beginn des Vorverkaufs hätten noch in diesem Herbst erfolgen müssen.
„Die Einnahmen hätten uns gut getan. Jetzt müssen wir sehen, wie wir das Geld aufbringen“, sagt Kurt Nürnberg. Ihn ärgert, dass es nicht möglich gewesen war, eine Zusage vorbehaltlich noch einzureichender Unterlagen zu geben. Erforderlich sei unter anderem ein Lärmgutachten gewesen. Die Vorwürfe richten sich an das Umweltamt und an das Bauaufsichtsamt. Vom Sportamt habe er die Erlaubnis bekommen, die Platzanlage nutzen zu dürfen.
Gleichwohl ist die Konzertabsage verkraftbar, denn die Aussicht, bald die völlig maroden alten Umkleideräume im Altbau des „Apenrader Hofs“ verlassen zu können, dürfte weit über den Verein hinaus im gesamten Fußballkreis Köln mit Jubel aufgenommen werden. „Wir waren wegen dieser Räume doch schon lange berüchtigt“, sagt Kurt Nürnberg. Die Umkleideräume befinden sich im Untergeschoss des an der Hadersleber Straße liegenden Neubaus. Der Verein wird ein Dauernutzungsrecht erhalten. Die Stockwerke darüber werden zurzeit als Kindertagesstätte hergerichtet. Die hat bereits einen Notbetrieb in Containern aufgenommen, da sich die Fertigstellung um einige Wochen verzögert. Anfang 2020 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Der Ausbau der Umkleiden wird frühestens im Frühjahr abgeschlossen sein.