Aus für Sammelunterkünfte verschobenStadt Köln rechnet 2022 mit mehr Flüchtlingen
Köln – Die Stadt rechnet in den kommenden Wochen wieder mit mehr Flüchtlingen, die in Köln untergebracht werden müssen. Wie aus einer Mitteilung an den Sozialausschuss und den Integrationsrat hervorgeht, nimmt die Kommune seit vergangenem November zwischen 50 und 70 Menschen pro Woche auf. Halte die Entwicklung an, müsse die Verwaltung mehr als 7400 Menschen unterbringen, 1800 mehr als im November 2021. Die meisten der Geflüchteten kommen aus Syrien, Irak und Afghanistan. Wegen der höheren Zahlen an Geflüchteten kommt die Kommune wohl mit der Unterbringung der Menschen in Einzelzimmern in Verzug.
Ratsbeschluss kann nicht mehr garantiert werden
„Diese neue Zuweisungslage erfordert ein massives Umsteuern bei der Ressourcenplanung der Unterkünfte für Geflüchtete durch das Amt für Wohnungswesen“, heißt es in der Mitteilung. Es müssten alle derzeit verfügbaren Unterkünfte genutzt werden, um die Menschen unterbringen zu können. Dies bedeute, dass Sammelunterkünfte und Hotelzimmer, deren Aufgabe 2022 geplant war, nun gehalten oder wieder verstärkt belegt werden müssen. Um die zusätzlichen Flüchtlinge unterbringen zu können, müssten auch wieder Plätze aus den zwischenzeitlich leergezogenen Reserveunterkünften belegt werden. Dabei handele es sich um Leichtbauhallen und mobile Wohneinheiten, die kaum Privatsphäre zulassen.
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Der Ratsbeschluss vom 4. Februar 2021, der eine jährliche Steigerung der Unterbringung von Geflüchteten in geschlossenen Wohneinheiten um fünf Prozent vorsieht, könne nicht mehr garantiert werden. Stattdessen sei damit zu rechnen, dass das derzeitige Niveau von 85 Prozent Einzelunterkünften wieder unterschritten werde. Langfristig sollen weitere Einzelunterkünfte hinzukommen, das sei aber abhängig davon, in wie weit die Stadt Unterkünfte auf dem Wohnungsmarkt finden könne.
Kritik des Flüchtlingsrats
Der Kölner Flüchtlingsrat kritisierte die Ankündigung der Stadt. „Dass die Flüchtlingszahlen auch in Köln nicht ewig sinken werden, muss doch jedem klar gewesen sein“, sagt Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß. „Ganz offensichtlich hat es aber keinen Plan für die Auflösung der Gemeinschaftsunterkünfte gegeben, der auch äußere Faktoren beinhaltet - und das muss sich ändern.“ Die Verwaltung müsse stärker auch zivilgesellschaftliche Organisationen und das Ehrenamt mit an den Tisch holen. Besonders das Auszugsmanagement hätte gestärkt werden müssen. Das sei aber nicht geschehen. „Ein großer Fehler, der jetzt für alle sichtbar wird. Der Ratsbeschluss muss umgesetzt werden - mit Kraftanstrengung und Strategie“, so Prölß.