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Bähner bricht sein SchweigenSo erklärt der Kölner CDU-Politiker den Schuss

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Der 74-Jährige Hans Josef Bähner vor Gericht.

Köln – Hans-Josef Bähner hat sein Schweigen gebrochen. Beim Prozessauftakt am Freitagmorgen im Landgericht schilderte der ehemalige CDU-Politiker, wie es aus seiner Sicht zu der Schussabgabe auf einen jungen Mann vor seinem Bungalow in Porz gekommen war. Der 74-Jährige, dem gefährliche Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und Beleidigung vorgeworfen werden, schilderte in Saal 210 des Justizgebäudes über Verteidiger Mutlu Günal ein Bedrohungsszenario als Auslöser.

Bähner spricht von Angriff vor seinem Haus

Wie jeden Abend sei er an jenem 29. Dezember 2019 noch einmal mit dem Hund rausgegangen, der sich auf einer Rasenfläche erleichtern sollte. Seiner Frau sei zuvor schon eine Gruppe junger Menschen aufgefallen, er habe diese aufgrund seiner Schwerhörigkeit aber zunächst nicht wahrgenommen. Draußen angekommen habe er aber eine Auseinandersetzung mitbekommen, zwei junge Männer hätten offensichtlich gestritten, seien sich auch körperlich angegangen.

„Ich war von der Straßenlaterne geblendet und fragte, ob ich helfen kann oder die Polizei rufen soll“, schilderte Anwalt Günal für seinen Mandanten. „Wir sind selber Polizisten“, habe er als Antwort bekommen. Bähner habe sich das Geschehen noch etwas angeschaut, als plötzlich einer der Männer, mit Kapuze über den Kopf gezogen, auf ihn zugegangen sei. Der Mann habe ihn geschlagen, ihm einen Bruch des linken Mittelfingers zugefügt, schilderte Bähner.

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Im Gerangel habe dich ein Schuss gelöst

„Ich stand 40 Meter vom Haus weg, habe ein kaputtes Knie und Gicht“, meinte Bähner, er habe sich der für ihn brenzligen Situation daher nicht schnell genug entziehen können. Daher habe er zu seiner Waffe gegriffen. Die habe er sich nach einem Vorfall im September 2019 zurechtgelegt, damals sei er vor seinem Grundstück von einem Mann mit einem Messer bedroht worden. „Ich lud die Waffe durch, da ich mit einem Angriff gerechnet habe“, so Bähners Einlassung.

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„Ich sagte, ich schieße, wenn er auf mein Grundstück kommt“, meinte Bähner. Er habe das sicher nicht als Aufforderung gemeint, wie es die Staatsanwaltschaft dem gelernten Industriekaufmann in ihrer Anklageschrift vorwirft. Und trotzdem habe der Mann nicht von ihm abgelassen. „Ich wollte einen Warnschuss abgeben“, meinte Bähner, doch in diesem Moment sei er wieder angegriffen worden. Daraufhin habe sich ein Schuss gelöst, Bähner deutete einen Unfall an.

Opfer erlitt einen Durchschuss

Der damals 20-Jährige erlitt einen Durchschuss, der im Oberarm ein- und an der Schulter wieder austrat. Laut Bähner sei er gestützt auf seine drei Begleiter vom Tatort verschwunden. „Zu diesem Zeitpunkt war mir weder der Bruch meines Fingers bewusst, noch, dass ich die Person getroffen hatte“, heißt es in Bähners Einlassung. Er habe noch einen Schnaps getrunken, später habe die Polizei angerufen und ihn aufgefordert, mit erhobenen Händen das Haus zu verlassen.

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Der 74-Jährige soll vor seinem Haus in Porz auf einen jungen Mann geschossen haben.

Dass er bei der Auseinandersetzung rassistische Ausdrücke wie „Drecksausländer“ benutzt habe, stritt Bähner ab, das sei nicht seine Wortwahl. Zumal er die jungen Männer aufgrund der Lichtverhältnisse kaum gesehen habe und keine Rückschlüsse auf deren Nationalität habe ziehen können. Als Politiker habe er sich ja sogar für die Unterbringung von Flüchtlingen eingesetzt. Dass er auf Facebook mal rassistische Inhalte geteilt habe, sei ihm nicht bewusst gewesen.

Bähner war mehr als dreißig Jahre Sportschütze

Bähner ließ erklären, seit mehr als 30 Jahren als Sportschütze tätig gewesen zu sein, er habe in Porz auch einen Verein gegründet. Die nicht angemeldeten Waffen in seinem Haus erklärte er damit, diese von inzwischen verstorbenen Freunden zur Aufbewahrung bekommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Bähner sich am Tattag in seiner Nachtruhe gestört gefühlt habe und die jungen Männer gezielt mit der gezückten Waffe vertreiben wollte.

Den Vorwurf des Rassismus untermauert die Staatsanwaltschaft mit Zeugenaussagen. Demnach habe der beschossene auf die Bähner vorgeworfenen Äußerungen erbost reagiert. „Hurensohn, scheiß Nazi“, habe das Opfer vor der Schussabgabe gerufen. Bähner erklärte, seine Waffenzulassungen mittlerweile zurückgegeben zu haben. Dem Angeklagten drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis. Der Prozess wird fortgesetzt.