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Bahn unpünktlicherPendler im Großraum Köln müssen mit noch mehr Zugausfällen rechnen

Lesezeit 3 Minuten
17.06.2023
Köln
Der Kölner Hauptbahnhof ist aufgrund der Zweiten Baustufe des elektronischen Stellwerk (ESTW) Köln Hbf tagsüber wegen Umrüstungsarbeiten für Fern- und Regionalverkehr geschlossen.
Foto: Martina Goyert

Bauarbeiten für die Weichen-Anschlüsse an ein neues Stellwerk im Vorfeld des Kölner Hauptbahnhofs. Pendler müssen mit noch mehr Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Foto: Martina Goyert

Viele Baustellen und der Mangel an Personal machen den Bahnunternehmen im Rheinland schwer zu schaffen.

Pendler im Rheinland müssen sich in den kommenden Monaten auf weitere Zugausfälle einstellen. Der Personalmangel mache den Eisenbahnunternehmen schwer zu schaffen, sagt Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland, dem ehemaligen Nahverkehr Rheinland (NVR). Einziger Trost: Durch das Deutschlandticket ist das Bahnfahren deutlich billiger geworden.

Das ist nicht die einzige schlechte Nachricht. Die Verspätungen im Regionalverkehr haben im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge deutlich zugenommen. Das geht aus dem jährlichen Qualitätsbericht von go.Rheinland hervor. „Nachdem uns zuvor das Unwetter Bernd und die Corona-Pandemie 2021 vor besondere Herausforderungen gestellt haben, waren dies im Laufe des vergangenen Jahres das 9-Euro-Ticket und die immer komplexer werdenden Baustellen“, so Reinkober.

Unpünktlichkeit hat um 48 Prozent zugenommen

Die Verspätungen der Nahverkehrszüge im Rheinland haben 2022 gegenüber dem Vorjahr um 48 Prozent zugenommen. Die durchschnittliche Verspätung über alle Zugkategorien hinweg, also Regionalexpress (RE), Regionalbahn (RB) und S-Bahn, lag bei 3:05 Minuten. Damit waren die Züge im Vergleich zu 2021 genau eine Minute unpünktlicher.

Die höchsten Verspätungswerte wurden in den Monaten des 9-Euro-Tickets im Juni, Juli und August 2022 eingefahren. Durch die deutliche Zunahme an Fahrgästen stieß das Bahnsystem insbesondere an den Wochenenden an seine Grenzen. Vor allem an den Bahnhöfen dauerte das Ein- und Aussteigen wegen der hohen Fahrgastzahlen deutlich länger als im Fahrplan vorgesehen.

Bahnknoten sind überlastet

Weitere Gründe für die verschärfte Situation ist die zunehmende Überlastung der Bahnknoten Köln, Bonn und Aachen, an denen sich Verspätungen sehr schnell auf andere Züge übertragen. Auch kam es immer häufiger zu Trassenkonflikten mit dem Fern- und Güterverkehr.

Die pünktlichsten Werte weisen weiterhin die S-Bahnen auf, weil sie häufig auf eigenen Gleisen unterwegs sind. Hier kam es zu einem Anstieg auf 2:14 Minuten (plus 59 Prozent). Bei den RB-Linien stiegen die Verspätungswerte auf 2:58 Minuten (plus 73 Prozent) und bei den RE-Linien auf 4:17 Minuten (plus 119 Prozent).

Rein statistisch gesehen hat die Zahl der Zugausfälle abgenommen, weil die Folgen der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 in der Eifel nicht mehr auftauchen. Für 2022 wurden angepasste Fahrpläne entwickelt. Der Rückgang von 13,3 auf 9,5 Prozent ist also wenig aussagekräftig. 48 Prozent der Zugausfälle im Jahr 2022 sind auf Baustellen, 18 Prozent auf Personalmangel zurückzuführen. Das gilt vor allem für die Regional- und S-Bahnen, weil vor allem bei älteren Zügen nicht nur der Lokführermangel, sondern auch fehlendes Personal in den Werkstätten größere Auswirkungen hat.

Fahrgastzahlen deutlich gestiegen

Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden Rückgang der Fahrgastzahlen gab es 2022 wieder einen Anstieg. Die Zahl der täglichen Einsteiger an Werktagen (montags bis freitags) ist im Jahresdurchschnitt von rund 244.000 Fahrgästen 2021 auf 343.000 Fahrgäste 2022 deutlich gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von rund 41 Prozent.

Trotz des Wachstums befinden sich die Fahrgastzahlen noch nicht wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie. Im Vergleich zu den Zahlen aus dem Jahr 2019 wurden nur in den 9-Euro-Ticket-Monaten Juni, Juli und August 2022 höhere Fahrgastzahlen ermittelt. In den restlichen Monaten – insbesondere zu Beginn des Jahres – lagen die Fahrgastzahlen teils weit unter den Werten aus 2019.