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Baustelle in KölnNeue Straßen vor dem Hauptbahnhof – Hupke kritisiert Abläufe

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Straße hbf

Der Bahnhofsvorplatz in Köln

Köln – Es ist ein schöner Frühlingstag auf dem Bahnhofsvorplatz. Touristen sitzen auf der westlichen Domtreppen und dösen in der Sonne, Reisende lehnen sich an Trolleys und sprechen in ihre Handys, ein Wohnungsloser bittet um Geld und Tauben gurren über den Platz. Neu ist die Baustelle an der östlichen Seite der Domtreppe. Wer aus dem Bahnhof tritt, sieht nicht zuerst die weltberühmte Kirche, sondern einen schwarzen Bretterzaun. „Das ist sehr gewöhnungsbedürftig“, sagt Simone Müller, die aus Rösrath nach Köln gekommen ist. „Der Dom sollte doch der Blickfang sein.“ Plump findet das auch Njomzana Kelmendy (18), Schülerin aus der Nähe von Bonn. „Das ist keine Visitenkarte für die Stadt.“

Die Bauarbeiten waren notwendig geworden, weil die Treppe, die erst 2005 im Vorfeld des Weltjugendtages gebaut wurde, schon wieder marode ist. Mörtel hatte sich an vielen Stellen abgelöst und die Steine darunter haben sich verkanntet und verschoben. Passanten drohen an Kanten zu stolpern. Simone Müller sei schon vor einem Jahr aufgefallen, dass sich auf der Treppe kleine Steine lösen und Risse zu sehen sind. Die hatte auch die Stadt bei einer Untersuchung herausgefunden.

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Teerstraße auf dem Bahnhofsvorplatz

Die 68 Meter lange, 14 Meter tiefe und fünf Meter hohe Treppe hatte 2005 eine Anlage aus den 1970er Jahre ersetzt und war nach Plänen des Kölner Architekten Christian Schaller (dessen Vater Fritz Schaller bereits die ursprüngliche Treppe entworfen hatte) errichtet worden. Die Reparatur kostet die Stadt insgesamt 2,6 Millionen Euro. Die Arbeiten sollen bis nun zum 31. Oktober an der östlichen Seite der Treppe abgeschlossen sein. Von Frühjahr bis Herbst 2022 soll dann die westliche Seite saniert werden. Manche der Steine können repariert, manche müssen ersetzt werden. Allerdings müssen alle Steine herausgenommen und später wieder zusammengefügt werden.

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Drinnen sieht man Lieferfahrzeuge, Steine und Behälter. Arbeiter hantieren mit Maßbändern, ein großer Kran wuchtet ein langes Treppenstück aus der Treppe in Richtung Bahnhofsvorplatz. Der Untergrund kommt zum Vorschein. Weitere Steine, Kaugummipapier, Blätter.

Auf dem Bahnhofsvorplatz hat die Stadt nun drei bis vier Meter breite, wenig schöne Asphalttrassen gezogen, die von der Domprobst-Ketzer-Straße und Trankgasse bis zur Baustelle reichen. Der Gussasphalt, der auf einem Flies liegt und daher ohne Rückstände entfernt werden kann, soll den Natursteinbelag darunter vor schweren Baustellenfahrzeugen schützen. Damit keine Passanten mit den Fahrzeugen zusammenstoßen, sollen die Lastwagen nur dann verkehren, wenn wenige Passanten unterwegs sind.

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Bezirksbürgermeister Andreas Hupke war dabei, als die Treppe 2005 eröffnet wurde. „Köln sollte etwas von einer Weltstadt bekommen“, die Treppe etwa an die Spanische Treppe in Rom erinnern. Leider habe man unter Zeitdruck zu wenig sorgfältig gebaut und kontrolliert. „So etwas fördert Pfusch am Bau.“ Auch die heutige Baustelle sieht er mit Unmut, besonders die Teertrassen auf dem Bahnhofsvorplatz ärgern ihn. „Das ist wie ein Schlag in die Magengrube“, sagt er. Statt den Platz mit Teer zu überziehen, hätte man Fahrzeuge und Baugerät über die Trankgasse befördern können. „Der Tunnel hätte sich hervorragend als Bauhütte für die Arbeiten geeignet.“

Bezirkspolitiker wollen Trankgasse umgestalten

Dazu hätte die Trankgasse freilich für den Autoverkehr geschlossen werden müssen. Hupke zufolge wäre das aber nicht weiter schlimm, denn Trankgasse und Komödienstraße nutzen Autofahrer ohnehin nur als Schleichwege in Richtung Rhein. Der Autoverkehr, der in die Altstadt führe, sei dagegen gering. Die Bezirksvertretung Innenstadt hatte daher jüngst beschlossen, die Stadt solle die Umgestaltung der Trankgasse ohne Autos prüfen. Hupke bedauerte, dass die Verwaltung dies nicht anlässlich der Domtreppenarbeiten bereits umgesetzt habe. „In der Krise muss man Chancen beim Schopf packen.“