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„Waren irre gut“Wie ein britischer Sänger die Bläck Fööss zum Kölsch brachte

Lesezeit 5 Minuten
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Ab 1970 war Graham Bonney Stammgast in der ZDF-Hitparade: 22-mal trat er dort auf.

  1. 50 Jahre Bläck Fööss – mit einer Serie feiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Geburtstag der „Mutter aller kölschen Bands“.
  2. Wir liefern Geschichten, Hintergründe und Auswirkungen einer einmaligen Erfolgsgeschichte.
  3. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erinnert sich Graham Bonney an seine Anfänge hierzulande im Sommer 1966.

Köln – Als am 26. Mai 1966 der englische Sänger Graham Bonney erstmals im deutschen Fernsehen auftauchte – in schwarz-weiß stellte er an einem Samstagnachmittag im „Beat Club“ von Moderatorin Uschi Nerke seinen damaligen Hit „Super Girl“ vor – konnte noch niemand ahnen, das dieser Mann vier Jahre später ein entscheidender Mitinitiator des Karrierestarts der Bläck Fööss werden sollte.

Bonney, der damals mit deren Vorgängerband Stowaways („Ihr Englisch war fantastisch“) deutschlandweit auf Tournee und einige Male auch im Studio war, ermunterte die Musiker, es mit kölschen Liedern zu versuchen. Er knüpfte die Kontakte zur in Köln ansässigen Schallplattenfirma Electrola und finanzierte die Produktion des „Rievkooche-Walzer“, der ersten Single der Fööss.

Bläck Fööss packten Kölsche Sprache in moderne Songs

„Ich habe von Anfang an an den Erfolg dieser Jungs geglaubt, weil sie mit etwas Neuem um die Ecke kamen. Sie waren irre gut, steigerten sich mit jedem Lied und waren die ersten, die die kölsche Sprache in moderne Songs packten“, sagt der kürzlich 77 Jahre alt gewordene Musiker, der schon seit langem in der Nähe von Kerpen lebt. „Nicht die schönste Ecke der Welt, aber doch irgendwie herrlich.“

Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erinnert sich Bonney an seine Anfänge hierzulande im Sommer 1966. „Super Girl“ hatte sich in Deutschland zu einem Radio-Hit entwickelt und stand auf Platz 1 der Hitparade, wo er gar die Beatles verdrängt hatte – so zumindest in der „Bravo“, die ihn zudem mit einem 17-teiligen Starschnitt abfeierte. Einige Wochen später wurde Bonney zu einer Tour nach Deutschland eingeladen. An der Seite von Chris Andrews („Yesterday Man“), Los Bravos („Black is black“) und den Walker Brothers („The sun ain’t gonna shine any more“) sollte er für Drafi Deutscher („Marmor, Stein und Eisen bricht“) einspringen, der kurz zuvor wegen einiger Skandale aus dem Programm der Show geflogen war.

Graham Bonney ein Typ für deutschen Schlager

„Es gab 200 Mark pro Abend. Das war für mich hier der Durchbruch“, sagt Bonney und lacht. Während dieser Tour sei ein Electrola-Mitarbeiter auf ihn zugekommen und meinte, er sei ein Typ für deutschen Schlager. „Ich wusste doch damals gar nicht, was deutscher Schlager ist. Außerdem sprach ich kein Wort deutsch. Aber deswegen sei ich genau der Richtige, hieß es.“

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Anfangs sei er dem Schlager-Projekt gegenüber eher skeptisch gewesen, zumal auch Mike Leckebusch, damals der Produzent der „Beat Club“-Reihe, ihm abgeraten habe. Aber die Verlockung – auch die finanzielle – war wohl zu groß. Bonney: „Wir einigten uns auf einen Titel, um zu gucken, ob es funktioniert.“

Und es funktionierte. „Das Girl mit dem La-La-La“ wurde ein Riesen-Hit. „Ich war plötzlich an Bord eines deutschen Schlagerzuges. Das hat mein Leben komplett übernommen. Und so bin ich geblieben.“

Dreimal am Deutschen Schlagerwettbewerb teilgenommen

Über seine Kontakte in Köln wurden die Stowaways seit 1967 seine Begleitband. Bis 1970 nahm Bonney parallel zu seinen deutschen Schallplatten weiterhin Titel in seiner Muttersprache auf, die aber in England nicht mehr so gut liefen. Dagegen landete er hierzulande Hit auf Hit – „Wähle 3-3-3“, „Siebenmeilenstiefel“, „Hey little Lady“ und andere. Dreimal nahm er am Deutschen Schlagerwettbewerb teil, bei dem er 1970 mit „Ich mach’ ein Interview mit Deinem Herzen“ den vierten Platz erreichte.

Während er bei dieser Veranstaltung in der Mainzer Rheingoldhalle von Max Gregers Orchester begleitet wurde, waren es auf der zugehörigen Schallplatte dann die Stowaways. „Auf die hatte ich bestanden. Ich wollte sie auch unbedingt bei allen Radio- und Fernsehauftritten dabei haben, weil ich so von ihnen überzeugt war. Die hatten einfach viel mehr Enthusiasmus als normale Studiomusiker, bei denen mir häufig die Hingabe, die Konzentration auf ein gemeinsames Ziel fehlte. Und die Stowaways beherrschten den mehrstimmigen Gesang super.“

Bonney versprach Stowaways, erste Produktion zu bezahlen

Im Proberaum der Band in Deutz saß man in den Pausen auf dem Sofa und sang kölsche Lieder. „Das ist das Richtige für euch“, habe er den Musikern geraten. „Auf Englisch ist die Konkurrenz zu stark. Da habt ihr keine Chance. Macht euer eigenes Ding. Ihr seid gut genug. Ich mag eure Biersongs.“ Bonney versprach den Stowaways, ihre erste Produktion zu bezahlen. „Aber nur, wenn ihr in eurer Sprache auf Kölsch singt.“

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Am 26. Januar 2020 trat Bonney als Gast nochmals mit den Fööss in der Philharmonie auf.

Das war die Geburtsstunde des „Rievkooche-Walzer“, der im Spätsommer 1970 aufgenommen wurde, ebenso wie der Titel „Silver Huhzick“ als B-Seite. Nun hatte man zwar zwei kölsche Lieder, aber noch keinen Bandnamen, denn unter Stowaways, so war man sich schnell einig, sollte der Ausflug in die Mundart nicht stattfinden. „Dieser Name war uns für die Dialekt-Aktivitäten zu schade“, hatte Hartmut Priess einmal gesagt. Auf „Bläck Fööss“ kamen die Musiker schließlich erst im Studio, während ein Orchester die Walzerklänge einspielte. „Wir suchten ein Wort, dass sowohl englisch als auch kölsch klingen sollte“, erinnerte sich Tommy Engel später.

Einigen recht oberflächliche Kino-Musikfilme

Während Bonneys Karriere in der ZDF-Hitparade und anderen TV-Shows sowie in einigen recht oberflächlichen Kino-Musikfilmen weiterlief und danach so langsam austrudelte, begann für die Fööss eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. „Ich bin richtig stolz auf die Jungs. Die haben über all die Jahre gute Musik gemacht und sehr professionell“, sagt Bonney, der vor drei Jahren auch mit Blick auf den Brexit die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat.

„Zu einigen von ihnen haben ich immer noch einen engen Kontakt. Ab und zu treffen wir uns. Ich war ja auch bei den Konzerten zum 40-jährigen Bestehen der Band am Dom mit dabei und beim Auftakt zum goldenen Jubiläum diesen Januar in der Philharmonie. Das habe ich richtig genossen, denn genau wie die Fööss brauche auch ich die Bühne, das Publikum und die Musik.“ Und so hat er kürzlich noch in der TV-Show „Immer wieder Sonntag“ bei Stefan Mross seinen aktuellen Schlager „Hey Mister Tambourine Man“ vorgestellt, in dem er in Erinnerungen schwelgt – natürlich an die 60er und 70er Jahre.