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Nach Aufruf von „Köln stellt sich quer“Chorweiler Grundschüler demonstrieren für Vielfalt – „Rassismus nervt“

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Viele Schulkinder im Bezirk Chorweiler haben bereits Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht.

Viele Schulkinder im Bezirk Chorweiler haben bereits Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht.

Vier Grundschulen des Bezirks Chorweiler beteiligten sich an der Aktion „15 vor 12“ und kamen zur Demo auf dem Pariser Platz.

Mehrere Schulen des Kölner Nordens haben ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung gesetzt: Schüler und Lehrer von vier Grundschulen des Bezirks Chorweiler – die Gemeinschaftsgrundschulen Riphahnstraße und Ernstbergstraße, die Anna-Langohr-Grundschule sowie die St. Martin-Grundschule – zogen jeweils geschlossen von ihren Schulgebäuden aus in einem Sternmarsch zum Pariser Platz. Dort stießen auch Gruppen der Gustav-Heinemann-Schule und der Heinrich-Böll-Gesamtschule hinzu.

Schätzungen gehen von maximal 2000 Teilnehmern aus

So kam eine beeindruckende Zahl von Teilnehmern zusammen – Schätzungen reichten von 1200 bis 2000 Teilnehmern. Um 11.45 Uhr versammelten sie sich vor dem Bezirksrathaus und machten mit Sprechchören, Reden, Transparenten und einer gemeinsamen Erklärung auf ihr Anliegen aufmerksam, das ein Schüler am Mikrofon zusammenfasste: „Rassismus nervt mehr als Hausaufgaben“. Gemeinsam sangen sie zum Abschluss die Bläck-Fööss-Hymne „Unser Stammbaum“.

Viele Schulkinder im Bezirk Chorweiler haben bereits eigene Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht.

Viele Schulkinder im Bezirk Chorweiler haben bereits eigene Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht.

Unterstützung erhielten die Schüler vor Ort von den Mitgliedern der SPD-Fraktion der Bezirksvertretung Chorweiler Inan Gökpinar und Gerhard Wolff und Thomas Welter, Mitglied der CDU-Fraktion des Kölner Stadtrats. „Sie haben sich eingesetzt für Menschenrechte und Menschenwürde, gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Homophobie und Transfeindlichkeit“, so die SPD-Vertreter. Welter sprach den Teilnehmenden der Demo seine Hochachtung aus: „Hier im Kölner Norden kommen wir aus den verschiedensten Regionen der Welt – und sind doch alle nur hier beheimatet“, sagte Welter.

Klare Kante für gelebte Vielfalt

Wie auch die Schulen anderer Bezirke waren die Chorweiler Schulen einem Aufruf des Bündnisses „Köln stellt sich quer“ gefolgt. Federführend bei der Organisation war die GGS Riphahnstraße mit ihrer Schulleiterin Gudrun Schlichte. „Wir wollten ganz klar Kante zeigen für das, was uns ausmacht, nämlich gelebte Vielfalt“, sagte Schlichte.

Denn viele Menschen in Chorweiler berührt das Thema direkt, wie Nicole Günthner weiß, kommissarische Schulleiterin der St. Martin-Grundschule. „Wir haben Schüler 120 verschiedener Nationalitäten im Bezirk“, sagt sie, „die kennen Alltagsrassismus ganz unmittelbar aus ihrer eigenen Lebenswirklichkeit“. Regelmäßig sei dieser daher Thema im Unterricht der Grundschulen.

Auch wenn die jüngst bekannt gewordenen Recherchen über das sogenannte Potsdamer Treffen nicht direkt angesprochen wurden, merken Schlichte und Günthner, dass die Nachrichten sich durchaus auf die Gemütslage der Kinder auswirken. „Viele haben tatsächlich Angst“, sagt Schlichte. „Sie fragen uns, wo sollen wir denn hin, wenn wir abgeschoben werden?“

In den Vorbereitungsklassen für neu angekommene Schulkinder sei das Gefühl der Unsicherheit stets spürbar. „Regelmäßig müssen sie miterleben, wie ihre Freunde abgeschoben werden, das hinterlässt seine Spuren bei ihnen“, berichtet Schlichte.