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Kleingärten in LindweilerDiebe kamen immer wieder – 140 Einbrüche in einem Jahr

Lesezeit 5 Minuten

Abschreckend: Eine Vogelscheuche im Windfang der Laube.

Lindweiler – Maulwürfe lassen sich aus dem Garten vertreiben, indem man Metalldosen aufhängt, die im Wind laut klappern. Einbrechern dagegen, die sich auf Schrebergärten spezialisiert haben, ist weniger leicht beizukommen. Hans Breuer, Vorsitzender des Kleingartenvereins Unnauer Weg, versucht es mit unterschiedlichen Methoden: Eine Art Vogelscheuche etwa, die im Dunkeln wie eine menschliche Gestalt aussieht, steht im Windfang der Gartenlaube. Bewegungsmelder sind installiert, der Alarm schrillt, sowie jemand die Lichtschranke durchbricht. Ein an die Pergola gelehntes Fahrrad soll vorgaukeln, dass der Besitzer anwesend ist. Das sind allerdings eher symbolische Mittel, die von einiger Hilflosigkeit sprechen.

2015 war die Zahl noch gering

Das weiß auch Breuer. Was soll man machen? Der 62-Jährige zuckt mit den Schultern. „Irgendwas möchte man einfach tun.“ Von der Polizei fühlen sich die Vereinsmitglieder in Stich gelassen. Die Anlage mit 64 Gärten – der Eingang befindet sich an der Kreuzung Unnauer Weg/Toni-Welter-Straße – wurde im vergangenen Jahr von einer beispiellosen Einbruchserie heimgesucht, die in der 38-jährigen Vereinsgeschichte ihresgleichen sucht. Im Jahr 2015 herrschten noch normale Verhältnisse, da verzeichnete die Chronik sechs Einbrüche, 2016 dagegen waren es 140.

Hans Breuer, Vereinsvorsitzender am Unnauer Weg, hat Bewegungsmelder installiert.

Die Quote schnellte also binnen eines Jahres um mehr als das Zwanzigfache hoch. Allein im Dezember waren es laut Statistik der Polizei 20 Taten. Auch mehrere andere Kölner Kleingarten-Vereine haben Erfahrungen mit Einbruchsserien gemacht, unter anderem im vergangenen Jahr der Verein Köln-Riehl e.V.

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Ein trauriger Rekord

In Lindweiler hält den traurigen Rekord bislang ein Gartenbesitzer, der im letzten Sommer sechsmal hintereinander Opfer wurde. Reinhard Bissa, Kassierer im Verein, hat es 2016 dreimal erwischt, obwohl sein Grundstück gut einsehbar ist, weil es an dem auch abends beleuchteten Fußweg liegt. Die Stahltür seiner Laube hielt stand, zurück blieben Dellen vom Eisen. Zur Abwehr klemmt Bissa jetzt einen Besenstiel in den Griff und legt einen Betonklotz vor die Tür.

Ob’s hilft? Zumindest, meint Breuer, zeige sich so auf den ersten Blick, wenn ungebetene Gäste da waren. Eine Stahltür sei in jedem Fall zu empfehlen, sie sei kaum zu knacken, wenigstens nicht von Gelegenheitsdieben. Sein Gartenhäuschen hat er ebenfalls damit ausgestattet. Mit Erfolg: Zweimal scheiterten die Täter schon. Zuerst probierten sie es mit einem Meißel, später bogen sie das Türblatt mit Gewalt um einige Zentimeter auf, in die Laube hinein gelangten sie aber nicht.

Schrebergärten sind beliebte Ziele von Einbrechern

Den Schaden meldete Breuer seiner Versicherung, die kam dafür auf. Jeder Gartenbesitzer schließt mit dem Pachtvertrag eine Diebstahlsversicherung ab, das ist Pflicht. Nicht von ungefähr: Schrebergärten seien häufig Ziel von Kleinkriminellen, sagt Breuer. Bei den Tätern handele es sich oftmals um Minderjährige, Obdachlose oder Drogenkonsumenten, die Gebrauchsgüter entwendeten, erklärt Christoph Gilles von der Kölner Polizei.

Dass Schrebergärten als Tatorte generell beliebt seien, liege in der Natur der Sache: „Die Anlagen sind abgelegen, nachts unbeleuchtet, außerdem sind viele Lauben schlecht gesichert.“ Die Polizei gibt sogar ein Faltblatt heraus mit Tipps, wie sich Gartenbesitzer schützen sollten (siehe „Tipps der Polizei für Schrebergärtner“).

Hinweise auf den Aufenthaltsort der Täter

Breuer klagt, gerade weil solche Einbrüche ein Alltagsphänomen seien, würden sie nicht recht ernst genommen. „Wenn in einer Bankfiliale ein Raub passiert, ermittelt die Polizei mit Hochdruck, aber bei uns meint man, es sind sowieso keine wertvollen Gegenstände.“ Das treffe auch durchaus zu, räumt er ein. Die Diebe vom Unnauer Weg zum Beispiel stahlen meist nur Dinge des täglichen Bedarfs: Konserven, Werkzeug, Kleidungsstücke, Gaskocher, Batterien.

Die Kleingärtner haben einen Verdacht, glauben auch den Aufenthaltsort der Täter zu kennen. Das Versteck befinde sich etwa 100 Meter entfernt, so Breuer. Tatsächlich ist dort im Gebüsch ein Verhau mit Plastikplane auszumachen. Allem Anschein nach ein wildes Camp, jetzt liegt es verlassen da, niemand zeigt sich. Kurz vor Weihnachten sei die Polizei endlich dem Hinweis nachgegangen, berichtet Breuer. Beamte hätten sämtliche Gegenstände im Zelt konfisziert. Die Kripo fertigte eine Asservatenliste an, die sie den Kleingärtnern zur Verfügung stellte. Anhand der Fotos seien einige Gegenstände als gestohlen erkannt worden, so Breuer.

Tatverdächtige vorläufig festgenommen

Zu den Ermittlungsergebnissen teilte Gilles mit, es seien mehrere Tatverdächtige vorläufig festgenommen worden. Weil sich aber „der für eine Inhaftierung erforderliche dringende Tatverdacht nicht erhärten ließ“, seien sie wieder freigekommen. „Bei den festgenommenen Personen handelte es sich ausnahmslos um rumänische Staatsbürger, die erst kurz zuvor in die Bundesrepublik eingereist waren.

Das wilde Zeltlager diente dabei offensichtlich als Notschlafstelle.“ Es wurde Strafanzeige gestellt – „wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Diebstahls“. Die Ermittlungen dauerten noch an. Dem Vorwurf, die Polizei nehme die Einbrüche nicht ernst, widerspricht er: Man habe „mit hohem Kräfteansatz Streifen- und Kontrollmaßnahmen durchgeführt“. Auch Spuren- und Erkennungsdienst seien vor Ort gewesen. Alle Straftaten habe man zentral erfasst, sie würden derzeit ausgewertet.

Dennoch: Die Stimmung unter den Kleingärtnern sei auf dem Tiefpunkt, so Breuer. Vor allem die älteren Leute seien der nervlichen Belastung nicht gewachsen. Elf Gartenbesitzer hätten vergangenes Jahr resigniert und ihren Pachtvertrag gekündigt. Auch das eine historische Zahl.

Tipps der Polizei für Schrebergärten

Die Polizei rät Schrebergärtnern, es potenziellen Dieben nicht zu leicht zu machen und das Grundstück sowie die Laube gut zu sichern. Keinesfalls sollten wertvolle Gegenstände im Gartenhaus aufbewahrt werden. Fenster und Türen sollten besser nicht marode sein oder fragil. Im Einzelfall bietet es sich an, sogenannte einbruchhemmende Fenster und Türen einzubauen und sie zusätzlich mit Gittern auszurüsten.

Fahrräder zum Beispiel oder Geräte wie Rasenmäher seien stets an fest installierte Gegenstände anzuschließen. In der Kleingartenanlage sollten die Vereinsmitglieder immer ein wachsames Auge haben und ihr Mobiltelefon nach Möglichkeit mit sich führen, um gegebenenfalls Hilfe herbeizurufen.

Im Polizeipräsidium Köln ist das Kriminalkommissariat Prävention/Opferschutz zuständig, wenn man sich nach weiteren Schutzvorrichtungen erkundigen möchte, telefonisch unter 0221/229-80 08 oder auch per E-Mail. KP-O.koeln@polizei.nrw.de (kaw)