Bürger wollen sich weiter wehrenAus für die Notfallpraxis Chorweiler ist beschlossen
- In wenigen Wochen schließt die Chorweiler Notfallpraxis endgültig ihre Türen. Dabei hatten Anwohner, Vereine und Politiker um den Erhalt gekämpft – vergebens.
- Bei einem Treffen der Kassenärztlichen Vereinigung vor einigen Wochen wurde nun das Aus besiegelt.
- Doch es regt sich Widerstand. Viele Menschen im Bezirk wollen die Schließung nicht hinnehmen – ein erstes Protest-Treffen ist bereits im Januar geplant.
Chorweiler – In wenigen Wochen schließt die Chorweiler Notfallpraxis endgültig ihre Türen. Ein Jahr lang hatten Anwohner, Bürgervereine, Institutionen und Bezirkspolitiker erbittert um den Erhalt gekämpft – vergebens. Bei einem Treffen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vor einigen Wochen wurde das Aus besiegelt.
Ab dem 2. Januar müssen sich die Patienten aus Chorweiler an das Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich wenden. Dort kümmern sich Ärzte einer so genannten Portalpraxis um medizinische Notfälle, die nicht in der Krankenhaus-Ambulanz behandelt werden müssen.
Aus trifft vor allem Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Doch es regt sich Widerstand. Viele Menschen im Bezirk wollen das Ende der Anlaufstelle nicht hinnehmen. „Wir werden die Schließung nicht verhindern können, aber wir werden nicht aufgeben“, sagt Dieter Höhnen, Vorsitzender des Bürgervereins Heimersdorf und Sprecher aller Bürgervereine des Bezirks zum Thema Notfallpraxis. Am 5. Januar soll es ein erstes Treffen aller Beteiligten geben, dort plane man den weiteren Protest, der vielfältig ausfallen soll. „Die Notfallpraxis gehört nach Chorweiler“, betont Höhnen. „Und ich verlange von der Politik, dass sie sich dafür einsetzt.“
Das Ende der Anlaufstelle treffe vor allem Menschen mit finanziellen Problemen, eingeschränkter Mobilität und Senioren. Gerade im Stadtteil Chorweiler gebe es davon viele Bewohner, für die der Weg nach Longerich trotz Bahnverbindung eine Hemmschwelle sei. Die nächsten Kliniken befinden sich in Nippes, Longerich und Dormagen, die nächsten Notfallpraxen in Nippes, in Ehrenfeld und Dormagen – wobei letztere um 22 Uhr schließt.
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Das Heilig-Geist-Krankenhaus ist vom Stadtteil Chorweiler aus mit der Linie 15 gut zu erreichen, von den anderen Ortschaften aus aber nicht. Bürger in Stadtteilen wie Worringen, Fühlingen oder Esch/Pesch/Auweiler sind aufgrund mangelnder Bus- und Bahn-Verbindungen auf Autos angewiesen. Die Schließung ist für Helga Wagner, Vorsitzende des Bürgervereins Lindweiler, auch nur die Spitze des Eisbergs. „Der ganze Bezirk ist medizinisch unterversorgt. Aber das kümmert die KV nicht. Viele Menschen sind sauer, dass die Praxis schließt.“ Sie ist aber fest entschlossen: „Wir geben nicht kampflos auf.“
Umstrittene Neustrukturierung in den Kölner Krankenhäusern
Hintergrund der Schließung ist die umstrittene Neustrukturierung der Kölner Notdienste, durchgeführt von der Kassenärztlichen Vereinigung. Notfallpraxen sollen künftig an Krankenhäuser angegliedert sein, damit die überlasteten Ambulanzen sich nicht mehr zusätzlich um Patienten kümmern müssen, die keine wirklich akuten Notfälle sind. Damit entspreche man einer politischen Forderung von 2014, argumentiert die KV. Mehrere Anlaufstellen in Köln mussten bereits schließen, am 16. Dezember traf es die Notfallpraxis in Mülheim. Sie zog an das Evangelische Krankenhaus in Kalk.
Eine Wende gab es indes in Nippes. Eigentlich sollten die Praxen in Chorweiler und Nippes nach Plänen der KV beide schließen und gemeinsam in Longerich andocken. Nun bleibt die Anlaufstelle am St.-Vinzenz-Krankenhaus vorläufig freitags bis sonntags geöffnet. An den restlichen Tagen müssen Patienten zum Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich fahren.
Die KV sagt, dass Köln trotz dieser Schließungen besser als jede andere Stadt Deutschlands mit Notfallpraxen versorgt sei. Dieter Höhnen lässt das nicht gelten. „Wir wohnen in einem ländlichen Bezirk“. Die Begebenheiten seien schlicht anders als in urbaneren Bezirken, die zudem über ein besseres Bus- und Bahnnetz verfügen.