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„Er war immer laut, kontrovers“Christoph Daum feiert 70. Geburtstag mit Doku-Premiere in Köln

Lesezeit 3 Minuten

Er gilt als einer der schillerndsten Trainer der Bundesliga-Geschichte – und als streitbarster. Jetzt zeigt eine Doku Christoph Daums Leben.

So ein Blitzlicht-Gewitter gab es im beschaulichen Foyer des Residenz-Kinos Astor Film Lounge am Kaiser-Wilhelm-Ring wohl selten: Christoph Daum kommt am Dienstagnachmittag kaum zur Ruhe, jeder will ein Foto von und mit ihm, hier eine Umarmung, hier einen Handschlag. Viel Trubel zum 70. Geburtstag des wohl schillerndsten wie streitbarsten Trainers der Bundesliga-Geschichte. Als früherer Jugendcoach begann er Mitte der 1980er Jahre seine erfolgreiche Profikarriere beim 1. FC Köln und wurde schnell zum Bayern-Jäger Nr. 1.

„Ich habe derzeit so viele Termine, dass keine Zeit bleibt, innezuhalten“, antwortet Daum auf die Frage, wie es ihm an seinem Geburtstag geht. „Insgesamt bin ich überglücklich, dass unheimlich viele dazu beigetragen haben, dass ich der werde, der ich heute bin.“

Es ist schier unmöglich, das Leben von Christoph Daum in einen Film zu packen
Christoph Daum

Viele von eben jenen Menschen sind am Dienstagabend im Residenz-Kino versammelt: DFB-Nationalmannschaft-Sportdirektor Rudi Völler, der ehemalige Bayer-04-Manager Reiner Calmund, die ehemaligen Natiuonalspieler Michael Ballack und Jens Nowotny – keiner von ihnen will die Premiere des Dokumentationsfilms „Daum – Triumphe und Skandale“ verpassen.

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„Meine Lieblingsszene dauert ungefähr 90 Minuten und könnte noch länger. Es ist schier unmöglich, das Leben von Christoph Daum in einen Film zu packen“, sagt der 70-Jährige zur Doku über seine lange und vielschichtige Karriere. Von den größten Höhepunkten – oder auch Triumphen – bis zu den größten Tiefpunkten – oder auch Skandalen – nichts sei geschönt. Dafür sorgen die vielen Wegbegleiter, die im Film zu Wort kommen.

Köln: Michael Ballack und Reiner Calmund bei Doku-Premiere

Einer dieser Wegbegleiter ist Reiner Calmund. Ihre gemeinsame Zeit bei Bayer 04 Leverkusen in den 90er Jahren war von vielen Höhepunkten, aber auch dem schlimmsten Tiefpunkt von Daums Karriere geprägt, der Kokain-Affäre, die Daum letztlich auch die Chance auf den Posten als Bundestrainer kostete. „Er hatte eine Top-Karriere, wäre für mich auch ein guter Bundestrainer gewesen, aber da er hat sich nun mal selbst in die Suppe gespuckt“, sagt Calmund am Dienstagnachmittag auf dem Roten Teppich im Residenz-Kino.

Daum habe eine „gigantische Leistung“ vollbracht, „aber der Christoph ist so ein Typ, der erstmal aufzählt, welche Titel er nicht geholt hat.“ Besonders bewundernswert finde Calmund Daums Umgang mit dem Lungenkrebs. „Wie er da kämpft: ganz großartig.“ Calmund sei sich ganz sicher, dass Daum, ein „wunderbarer Freund“, wie er ihn nennt, den Kampf gegen den Krebs bestehen wird.

Christoph Daum und Rudi Völler

Rudi Völler war einer der Gäste im Residenz-Kino.

Michael Ballack betont, dass er „großen Respekt“ vor Daum habe: „Vor dem, was er erreicht hat und vor dem, wie er als Mensch ist. Er war immer laut, kontrovers.“ Damit habe er auch oft provoziert. „Aber wenn du nicht provozierst, kitzelst du nichts raus.“

Daum sei ein wichtiger Trainer für ihn gewesen, „wenn nicht sogar der wichtigste.“ Man könne sich immer auf ihn verlassen. Eine der prägendsten Erinnerungen, die er mit Daum teilt, sei die verpasste Meisterschaft in der Saison 1999/2000. Bayer wurde damals Zweiter hinter dem punktgleichen Meister FC Bayern München.

Jens Nowotny, der damals auch unter Daum in Leverkusen spielte, beschreibt ihn mit den drei Worten: „Fokus, Feuer und Motivation.“ Bei der Doku habe er sofort Gänsehaut bekommen, als er sich an die gemeinsamen Momente zurückerinnerte. „Man kann eigentlich nur elektrisiert und gepackt werden.“

Der Dokumentarfilm „Daum – Triumphe und Skandale“ ist ab Freitag, 27. Oktober, exklusiv auf Sky und dem Streamingdienst Wow zu sehen.