Vierte Corona-WelleIntensivstationen in Köln wieder stärker ausgelastet
Köln – Wegen der stark steigenden Corona-Infektionszahlen warnen Mediziner erneut vor einer starken Beanspruchung der Intensivmedizin in der Stadt. Zwar liegt die Zahl der Corona-Patienten derzeit mit 54 deutlich unter den Höchstwerten der zweiten und dritten Welle, doch beginnt der Anstieg diesmal noch deutlich vor dem Winter, in dem die Krankenhäuser unter anderem durch Grippefälle ohnehin stärker belastet sind.
Prof. Christian Karagiannidis, Leiter der Lungenintensivstation im Klinikum Merheim, weist im „Kölner Stadt-Anzeiger“ darauf hin, dass im Vergleich zu vorherigen Corona-Wellen viel Personal auf den Intensivstationen fehle und dass deshalb faktisch deutlich weniger Intensivbetten zur Verfügung stünden. „NRW hat im Vergleich relativ hohe Impfquoten, dadurch ist der Anstieg bei uns etwas moderater, aber die Großstädte sind zum Teil erheblich belastet und hier fehlen einfach Pflegekräfte an allen Ecken und Enden“, sagt Karagiannidis, der auch Leiter des Divi-Intensivregisters ist.
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Laut Angaben dieses Registers waren am Montag nur noch 15 der 340 verfügbaren Intensivbetten in den Krankenhäusern frei. Im Umland, in das Kölner Patienten im Fall zu knapp werdenden Ressourcen auch verlegt werden könnten, ist die Lage höchst unterschiedlich. In einigen Landkreisen werden teils weniger als zehn Covid-Patienten auf den Intensivstationen behandelt. In den Großstädten aber ist die Situation deutlich angespannter. In Düsseldorf hatte am Wochenende die Uniklinik kurzzeitig die Aufnahme neuer Intensivpatienten gestoppt, weil die Kapazitäten erschöpft waren. Diese seien auch jetzt noch „sehr dünn“, wie es hieß. In Bonn sind Divi-Zahlen zufolge nur noch vier, in Aachen 14 Intensivbetten frei. „Von einer Überlastung würde ich im Moment aber nicht sprechen“, sagte Karagiannidis mit Blick auf die regionalen Unterschiede. Die Ressourcen seien im Moment beim Personal knapp, weniger bei der technischen Ausstattung mit Betten und Geräten.
Kölns Feuerwehrchef Christian Miller spricht von „steigender Last“ auf Intensivstationen
Karagiannidis hatte bei steigender Inzidenz eine Verdopplung der Zahl an Corona-Intensivpatienten innerhalb der nächsten Wochen befürchtet. Wenn das auf Köln zuträfe, wären Höhen der zweiten und dritten Welle in etwa erreicht. Als im April die Ausgangssperre über Köln verhängt wurde, lagen 115 Patienten auf den gut 20 Intensivstationen der Stadt, kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres waren es etwa 90.
Wie aussagekräftig Zahlen zu freien Intensivkapazitäten sind, ist umstritten. Feuerwehrchef Christian Miller sprach am Montag von „steigender Last“ auf die Intensivstationen. Auf wie viele Betten die Kliniken etwa durch frühzeitigere Entlassungen oder die sogenannten „strategischen Verlegungen“ aufzustocken wären, ist unklar und hängt maßgeblich von der Lage in der Region ab. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 hatte die Stadt überdies Pläne, in der Messe ein mobiles Krankenhaus für Nicht-Corona-Patienten zu errichten, um die Kliniken zu entlasten. Diese Pläne mussten bisher nicht umgesetzt werden.