Köln – In den Krankenhäusern steigen die Zahlen der Corona-Patienten wieder – in Köln wie auch andernorts. Es liegen mehr Menschen auf den Normal- und den Intensivstationen. Mit diesem Anstieg geht auch die Menge der Patientinnen und Patienten in die Höhe, die trotz Impfschutzes eingewiesen werden müssen. Auch ein anderer Trend verfestigt sich: Die Mediziner müssen immer mehr jüngere Menschen behandeln.
43 Kölner Bürgerinnen und Bürger liegen – Stand Donnerstag – im Zusammenhang mit Covid-19 insgesamt im Krankenhaus. Die Zahlen, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ in seinem Corona-Barometer veröffentlicht, sind höher, weil sie alle in Köln behandelten Menschen umfassen. Es sind also nicht nur die in Köln gemeldeten, sondern auch die Patienten, die aus dem Umland kommen, mit aufgeführt.
Die Zahl von 43 aus Köln stammenden Patientinnen und Patienten ist fast doppelt so hoch wie noch vor zwei Wochen. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Intensivpatienten unter den Kölnern von sieben auf 17 geklettert. Auch liegen immer mehr Menschen im Krankenhaus, obwohl sie geimpft sind. Dagegen ist deren Durchschnittsalter in den vergangenen 14 Tagen von 63 auf 59 Jahre gesunken, die Covid-Kranken werden also immer jünger.
„Es ist ein moderater Anstieg, der zu erwarten war“, sagt der Leiter der Infektiologie an der Uniklinik Köln, Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer. Die Inzidenz steige und mit ihr auch die Belastung der Kliniken. „Je mehr infektiöse Menschen durch die Stadt laufen, desto höher die Zahlen in den Krankenhäusern.“ Dass der Anteil an jüngeren Patientinnen und Patienten zunehme, liege an der bislang mäßigen Impfquote in jüngeren Altersklassen. Zumal für Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren noch gar kein Impfstoff zugelassen ist.
Aufruf zur Impfung
20 Prozent der zu Behandelnden auf der Intensivstation der Uniklinik seien geimpft, aber dennoch erkrankt. Das sei allerdings kein Indiz dafür, dass die Vakzine wirkungslos wären, betont Fätkenheuer. Ältere oder vorerkrankte Menschen etwa hätten oft ein weniger starkes Immunsystem, erklärt der Infektiologe. Bei ihnen entfalte der Impfstoff mitunter nicht die volle Wirkung oder sie baue sich schneller ab.
Deshalb gehörten auch die Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation meistens zu eben jenen Personengruppen. Grundsätzlich sei die Wirkung der Impfstoffe sehr gut, sagt Fätkenheuer: „Infektionen werden zu etwa 80 Prozent verhindert, Krankenhausaufenthalte zu einem noch höheren Prozentsatz.“ Der Mediziner erneuert deshalb seinen Aufruf an bereits geimpfte Senioren, ihre Impfung auffrischen zu lassen. Vor allem aber sollten sich die Ungeimpften ihren Piks abholen.
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Das sieht Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts, genauso. „Impfen schützt vor Krankenhausaufenthalten“, appelliert er. „Die Intensivstationen sind gut ausgelastet, aber nicht überlastet“, sagt er. Dennoch: „Wir befürchten für die zweite Oktoberhälfte eine fünfte Welle“ an Infektionen und damit auch mehr Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern, sagt Nießen. In der kalten Jahreszeit würden sich mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten, wo die Ansteckungsgefahr höher sei.
Er vermutet, dass die nächste Welle wegen der steigenden Zahl der Geimpften und Genesenen weit weniger dramatisch ausfallen wird, als die vorherigen. „Wir sind guter Dinge, müssen aber weiterhin die Menschen von der Notwendigkeit einer Impfung überzeugen“, sagt Nießen. Das sei die Bedingung, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Deshalb hält die Stadt ihre Impfangebote weiterhin aufrecht.
Nach der Schließung des Impfzentrums in der Kölner Messe ermöglicht die Stadt Immunisierungen im Gesundheitsamt. Bislang haben 6190 Menschen davon Gebrauch gemacht. Täglich kommen etwa 250 in das Gebäude der Behörde am Neumarkt. An Schulen wurden bislang 1587 Impfungen vorgenommen. Auch die städtischen Impfaktionen in den Stadtteilen, bei denen seit Mai 30.495 Dosen verimpft wurden, gehen weiter.