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Corona-Krisenstab KölnStadt entscheidet sich für strenge Variante der Notbremse

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Geschlossene Geschäfte auf der Hohe Straße: So wird es von Montag an wieder in der Kölner Innenstadt aussehen. 

Köln – Köln wird ab Montag in einen verschärften Lockdown zurückkehren. Die Stadt hat am Freitagabend entschieden, dass der Einzelhandel – abgesehen von Lebensmittelgeschäften – wieder schließen muss. Das gilt ebenso für die Museen, Bibliotheken und die Tierhäuser im Zoo – lediglich die frei begehbaren Bereich bleiben zugänglich. Friseure dürfen geöffnet bleiben.

Die Kontaktbeschränkungen werden ebenfalls wieder ausgeweitet. Es dürfen sich im öffentlichen Raum lediglich zwei Personen aus zwei Hausständen treffen. Eine Ausnahme gilt über die Ostertage, an denen sich zwei Hausstände mit maximal fünf Personen treffen dürfen.

Stadt Köln nimmt Corona-Notbremse vollständig an

Die Stadt hat sich für die vollständige Umsetzung der vom Land verordneten Notbremse entschieden. Wenn vor Ort ein ausreichendes Angebot an kostenlosen Bürgertestungen besteht, dürften laut Vorgabe die Öffnungen auch bestehen bleiben – in enger Abstimmung mit dem NRW-Gesundheitsministerium. Die Voraussetzung wären dann negative Testergebnisse, die Kunden und Besucher vorweisen müssten. Doch die Stadt verzichtete aufgrund „der anhaltend hohen Inzidenzwerte“ auf diese Ausnahmeregelung.

An dem grundsätzlichen Ziel, Modellstadt für kontrollierte Öffnungen zu werden, will Köln festhalten, allerdings erst später. Die Stadt wolle sich „als Modellkommune bewerben, [...] wenn die Inzidenzzahl es zulässt“, heißt es dazu.

Lesen Sie hier, wie sich das Coronavirus in den 86 Kölner Veedeln verbreitet hat.

„Die neue Corona-Schutzverordnung des Landes hat uns erst in den letzten Minuten der Krisenstabssitzung erreicht. Wir hatten noch keine Möglichkeit, sie zu lesen“, sagte Andrea Blome, Leiter des Krisenstabs, noch am Nachmittag – am Abend fiel dann die Entscheidung. Es sei zunächst davon ausgegangen worden, dass die Notbremse erst am Dienstag in Kraft trete und es ausreiche, in der Sitzung des Krisenstabs am kommenden Montag darüber zu sprechen.

Im April kann aufgrund von Lieferengpässen kann laut Blome kein Impfstoff des Herstellers Astrazeneca nach Köln geliefert werden. Die Folge wäre laut Christian Miller, Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr, dass rund 16000 Impftermine im Impfzentrum nicht vergeben werden könnten – davon betroffen wären vor allem die priorisierten Berufsgruppen, die laut der Ständigen Impfkommission der ersten Prioritätsgruppe zugeordnet sind.

Teststrategie in Schulen und Kitas

Vonseiten des NRW-Gesundheitsministeriums heißt es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hingegen, dass „Köln – wie alle anderen Impfzentren auch – im April weitere Mengen an Astrazeneca-Impfstoff erhalten wird“. Und nicht nur das: Zudem sollen allein nach Köln 7878 zusätzliche Impfdosen der Hersteller Biontech und Pfizer geliefert werden. Offiziell weiß die Stadt davon am Freitagabend nichts. „Im Impferlass des Landes steht lediglich, dass Köln kommende Woche eine Tagesration von 2620 Astrazeneca-Dosen bekommen wird und darüber hinaus keine weiteren Lieferungen zu erwarten hat“, so eine Stadtsprecherin.

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Die Teststrategie an Schulen und in Kitas soll nach den Osterferien erweitert werden. Da die beiden Pilotprojekte, die die Stadt in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Köln in den vergangenen Wochen an 22 Schulen und 32 Kindertagesstätten durchgeführt hat, positiv verlaufen seien, sollen diese nun stadtweit auf alle Schulen und Kitas ausgeweitet werden.

Abstrichtupfer zum Lutschen

Grundlage für die Testungen ist die sogenannte Lolli-Methode: Dafür müssen die Kinder und Jugendlichen 30 Sekunden auf einem Abstrichtupfer lutschen, um eine Speichelprobe abzugeben. Die Durchführung der Tests erfolgt dann im sogenannten „PCR-Pool“-Verfahren.

Dafür werden die Speichelproben in den verschiedenen Schulklassen und Kita-Gruppen gesammelt und dann gemeinsam einem PCR-Test unterzogen. Nur wenn ein „Pool“ positiv ausfällt, werden die verschiedenen Proben noch einmal einzeln getestet. Die geplante Teststrategie soll das Selbsttest-Angebot des Landes, durch das sich etwa Schülerinnen und Schüler einmal pro Woche testen lassen können, unterstützen, sodass alle Kinder und Jugendlichen insgesamt zweimal pro Woche die Möglichkeit haben, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. „Das ist ein Umfang von mehreren Millionen Euro, den die Stadt dafür investiert“, sagt Christian Miller.

In Köln gibt es zurzeit 400 Testmöglichkeiten – unter anderem in Arztpraxen, Apotheken und bei Drittanbietern. Eine hohe Auslastung gebe es bisher nicht. „Die Inanspruchnahme liegt momentan bei 40 bis 45 Prozent. Da ist also noch deutlich Luft nach oben“, sagt Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts. Aktuell können wöchentlich 150000 Tests durchgeführt werden – Angebot steigend. Denn aufgrund einer hohen Infektionslast in bestimmten Stadtteilen, sollen bis zum 31. März zusätzliche städtische Testangebote in Chorweiler, Meschenich, Finkenberg, Kalk und Mülheim eingerichtet werden, die dann am 1. April in Betrieb genommen werden.

„Die Lage in den Intensivstationen spitzt sich weiter zu“, sagt Feuerwehrchef Miller. Vor allem würden immer mehr jüngere Personen unter schweren Krankheitsverläufen leiden. „Das hängt mit der britischen Virusvariante zusammen“, so Miller. Denn gerade bei Kindern und Jugendlichen breite sich diese Form immer weiter aus. „Wir hatten bereits eine 18-jährige Patientin, die beatmet werden musste“, sagt Miller. Zudem habe es einige Patienten gegeben, die jünger als 40 Jahre alt waren. „Aber das waren bisher nur Einzelfälle“, so der Feuerwehrchef.