Corona in KölnWarum die Krise Frauen deutlich stärker trifft als Männer
Köln – Die Corona-Pandemie hat zahlreiche negative Auswirkungen auf die Chancen für die Gleichstellung von Frauen. Wie in einem städtischen Bericht für den kommenden Sozialausschuss am 14. Januar mitgeteilt wird, trifft die Krise Frauen deutlich stärker als Männer. „Die Pandemie vergrößert alle gleichstellungs- und frauenpolitischen Probleme, auf die Frauen schon seit Jahrzehnten hinweisen“, heißt es in dem Papier. „Frauen tragen die Hauptlast und sind von der Krise anders betroffen als Männer.“
So arbeiteten viele Frauen in Pflegeberufen, in der Gastronomie, in der Reisebranche, oft als Teilzeitkräfte oder als Mini-Jobberinnen. Hier sei kein Homeoffice möglich, zahlreiche Frauen seien durch den Lockdown in ihrer Existenz bedroht. „In Corona-Zeiten sind diese Arbeitskräfte zudem gestiegenen Anforderungen sowie einem erhöhten Gesundheitsrisiko in ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt“, so die Stadt. Mini-Jobberinnen hätten oft ihren Job verloren und erhielten kein Kurzarbeitergeld, weil sie zuvor nicht in die Sozialkassen eingezahlt hätten.
Kein Job, kein Kurzarbeitergeld
Mehr belastet seien Frauen auch daheim. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass 27 Prozent der befragten Mütter mit Kindern unter 14 Jahren, aber nur 16 Prozent der Väter ihre Arbeitszeit reduziert hätten, um Kinder zu betreuen, Home-Schooling, häusliche Pflege oder Hausarbeit zu leisten. „Diese Retraditionalisierung der Familienpolitik zeige sich selbst bei Paaren, die vor der Krise die Betreuung fair geteilt hatten.“ Es gaben nur noch rund 60 Prozent an, das weiterhin zu tun – zu Ungunsten der Frauen. Die Autoren des Berichts fordern nun mehr Homeoffice, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine bessere Bezahlung in der Pflege.
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Schwer getroffen von der Corona-Schutzverordnung seien auch Prostituierte. Die Schließung von Bordellen und ähnlichen Einrichtungen habe existenzbedrohende Auswirkungen auf die betroffenen Frauen. Offenbar arbeiten viele von ihnen illegal, sagt Beshid Najasi von der Beratungsstelle Agisra. Den Sozialarbeiterinnen falle es zunehmend schwer, den Kontakt zu den Sexarbeiterinnen zu halten. „Die Prostituierten sind untergetaucht, wir erreichen sie nicht mehr.“ Prostituierte, die illegal arbeiten, seien der Gewalt von Zuhältern oder Freiern schutzlos ausgeliefert. Unklar ist auch, wo Prostituierte wohnen, die zuvor im Bordell gelebt hätten.
Notlage der Prostituierten
Anne Rossenbach, Sprecherin des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF), der unter anderem Prostituierte am Straßenstrich an der Geestemünder Straße betreut, spricht von einer Notlage der Prostituierten. „Es kommen Frauen zu uns, die haben nichts zu essen und zu trinken.“ Auch Rossebach geht davon aus, dass viele Prostituierte nun im Verborgenen arbeiten. Frauen, die aus EU-Staaten nach Köln kamen, seien offenbar teilweise in ihre Heimatländer zurückgegangen.
Die staatlichen Corona-Hilfen griffen für Sexarbeiterinnen zu wenig. Hilfen für Selbstständige gäbe es nur für registrierte Prostituierte. Zudem müssten sie betriebliche Ausgaben nachweisen. Manche Prostituierte können eine Grundsicherung beantragen. Allerdings seien die bürokratischen Hürden hoch, wie Agisra-Mitarbeiterin Najasi sagt. Es müssten zu viele Nachweise erbracht werden, die die Frauen oft nicht besäßen.
Der SkF setzt nun auf das laufendes Projekt Rahab plus, mit dem Sexarbeiterinnen den Ausstieg aus dem bereich finden können. Unterstützung dafür gibt es von Jörg Detjen, Ratsherr der Linken. Der SkF mache mit dem Projekt Rahab plus eine sehr gute Arbeit. „Wir müssen in der aktuellen Lage die Beratung und Betreuung von betroffenen Frauen, aber auch Männern ausbauen.”