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Weltfrauentag2000 Frauen demonstrieren vor dem Kölner Dom

Lesezeit 3 Minuten

4000 Teilnehmerinnen demonstrierten auf dem Roncalliplatz für die Gleichberechtigung der Frauen.

  1. Anlässlich des Weltfrauentags 2020 demonstrierten am Sonntag rund 2000 Teilnehmerinnen auf dem Roncalliplatz in Köln für die Gleichberechtigung von Frauen.
  2. In diesem Jahr stand die „sichtbare und unsichtbare, bezahlte und unbezahlte Arbeit“ im Mittelpunkt.
  3. Nach wie vor bleibt viel zu tun.

Köln – Schwarze Tücher haben sich die jungen Frauen über die Augen gezogen. Sie stehen mitten auf dem Roncalliplatz vor 2000 Zuschauerinnen, tanzen und singen und das mit einem Text, der deutlich anklagt: „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ heißt die Performance, die das Kollektiv Las Tesis im November 2019 erstmals in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso aufgeführt hat und das seitdem im Internet ein viraler Hit ist. Angeklagt wird die Gewalt gegen Frauen durch Staat, Gesellschaft und Polizei. Nun wird die Performance in Köln von der Gruppe Feminista Colonia in Szene gesetzt.

Auftakt zur Demonstration zum Weltfrauentag am vergangenen Sonntag, der in Köln vom Frauenstreikbündnis organisiert wurde. Mit Transparenten wie „Für Solidarität statt Gewalt und Ausgrenzung“ und „Feminismus befreit jeden“ machten sich die Teilnehmerinnen – Männer waren nur vereinzelt dabei – stark für die Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft.

„Wenn wir alle Arbeit niederlegen, steht die Welt still“, ruft eine Rednerin in die Menge. „Seid wütend, seid laut.“ Nach der Kundgebung am Dom zogen die Frauen bis zum Chlodwigplatz, wo eine Abschlussveranstaltung folgte. In diesem Jahr stand die „sichtbare und unsichtbare, bezahlte und unbezahlte Arbeit“ im Mittelpunkt von Kundgebung und Demo, sagt eine der Organisatorinnen, Marlene Rot (28). So werde Kindererziehung und Pflege zum Beispiel von Eltern vor allem von Frauen geleistet. „Sie erhalten dafür weder Lohn noch gesellschaftliche Anerkennung.“

Alles zum Thema Roncalliplatz

Weltfrauentag: Es bleibt viel zu tun

Der Weltfrauentag wurde 1911 erstmals begangen und findet jährlich am 8. März statt. Zu den Erfolgen der Protestbewegung zählt, dass 1918 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Dass aber nicht nur in Chile, sondern auch hierzulande in Sachen Gleichberechtigung viel zu tun bleibt, zeigt unter anderem eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung: Danach arbeiten 45 Prozent der Frauen in unterbezahlten Jobs, während es nur 28 Prozent der Männer sind. 62 Prozent aller Minijobs werden von Frauen gemacht. Wer aber im Berufsleben wenig verdient, wird im Alter auch eher arm, so Rot.

Weltfrauentag-Demo 2

4000 Teilnehmerinnen demonstrierten auf dem Roncalliplatz für die Gleichberechtigung der Frauen.

Student Benedikt Heese (26) gehört zu den wenigen Männern, die zur Kundgebung am Dom gekommen sind – mit seinem kleinen Sohn Mitja (2) auf den Schultern. „Die Rechte von Frauen müssen verteidigt und ausgebaut werden“, sagt er. „Die Verantwortung liegt aber bei den Männern. Das sind die Unterdrücker, die ihre Macht nicht abgeben.“ Oft beginnt Gewalt an Frauen schon auf sprachlicher Ebene. Zwei Teilnehmerinnen, die nicht mit Namen genannt werden wollen, berichten, wie sie auf ihren Arbeitsstellen von ihren Chefs „Püppi“ und „Mäuschen“ gerufen wurden.

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Zuvor hatte die Frauen-Bewegung „Maria 2.0“ mehr Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche mit einem Sternenmarsch eingefordert. 700 Frauen waren vom Hansaring, Groß St. Martin, dem Deutzer Ottoplatz und St. Agnes zum Dom gekommen, wo die Abschlusskundgebung stattfand. „Im Jahr 2020 dürfen Frauen in der katholischen Kirche immer noch keine Ämter annehmen und sind Katholiken zweiter Klasse“, kritisierte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes. Annika Jülich vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend gab sich in ihrer Rede kämpferisch: „Wir warten nicht länger auf leere Versprechungen. Die Veränderung der Strukturen muss jetzt und hier beginnen.“