Am dritten Jahrestag des russischen Angriffs gegen die Ukraine veranstaltete das „Blau-Gelbe Kreuz“ eine Kundgebung auf dem Roncalliplatz.
Kundgebung auf dem Roncalliplatz1500 Menschen erinnern an russischen Angriff auf die Ukraine

Die Demonstration zum dritten Jahrestag des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine
Copyright: Uwe Weiser
Kriegsmüdigkeit? Davon sieht Linda Mai, Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“, die Stimmung in ihrer Heimat nicht geprägt. „Man erholt sich und kämpft weiter. Man kämpft weiter ums Überleben“, sagte sie am Montagabend bei der Kundgebung, die der Hilfsverein auf dem Roncalliplatz veranstaltete und an der rund 1500 Menschen teilnahmen. Anlass war der dritte Jahrestag des russischen Überfalls auf die gesamte Ukraine, daher lautete der Titel „Drei Jahre russische Vollinvasion – jetzt alle Ressourcen für die Ukraine mobilisieren“. Besonderes Augenmerk galt den leidenden Kindern; für Waisen in Heimen wurden Plüschtiere gesammelt.
Zweifellos sehnten sich die Menschen in der Ukraine nach Frieden, sagte Mai, allerdings nicht nach einem Frieden von der Art, wie er zurzeit von Putin und Trump verhandelt werde. „Kein einziger Ukrainer will diesen Frieden, der unsere Territorien aufgibt.“ Es bleibe nur die Möglichkeit, zu kämpfen und zu gewinnen. Dominic Mueller-Jaeger sagte im Namen des Vereinsvorstands, Deutschland brauche eine „starke Regierung mit einem führungsstarken Bundeskanzler“, der „ohne Wenn und Aber die Ukraine im Kampf gegen den Aggressor mit allen notwendigen Mitteln unterstützt“. Das schließe die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern ein.
Schweigeminute, Musik und Gebete für die Ukraine
Die Kritik am radikalen Schwenk der US-Regierung in der Ukraine-Politik kehrte in den Ansprachen mehrfach wieder. „Wenn uns das einer vor ein paar Wochen erzählt hätte, dem hätten wir gesagt, so viel Dummheit gibt‘s in keinem Tierpark“, frotzelte Kabarettist Jürgen Becker. „Der Trump verbündet sich mit Putin und übernimmt komplett sein Narrativ: Die Ukraine habe den Krieg begonnen, und Selenskyj sei ein Diktator.“
Alles zum Thema Blau-Gelbes Kreuz
- Anlaufstelle für Bedürftige Kleider und Kaffee gibt es im Bürgerzentrum Ehrenfeld umsonst
- Alte Feuerwache Ukrainische Kreative zeigen ihre Kugelschreiber-Kunst in Köln
- Auf dem Roncalliplatz Blau-Gelbes Kreuz ruft zu Demo für die Ukraine in Köln auf
- Aktion Verein sammelt Weihnachtsgeschenke für Kinder in Leverkusens Partnerstadt Nikopol
- „Ukraine muss gewinnen“ Demo in Köln fordert mehr Waffenlieferungen an die Ukraine
- Solidarität mit Ukraine Blau-Gelbes Kreuz kündigt Demo durch Kölner Innenstadt an
- „Leuchtturm der Menschlichkeit“ Kölner Altstadtpreis an Blau-Gelbes Kreuz verliehen
Darauf, dass bei den amerikanisch-russischen Verhandlungen die Ukraine „am Katzentisch“ sitze und Europa nicht konsultiert werde, könne man nur „mit völligem Unverständnis und mit Ablehnung reagieren“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Freilich müssten sich die Europäer die Frage stellen, ob sie genug getan hätten, um die Ukraine zu unterstützen und den Kontinent vor dem Krieg zu schützen. Offenbar nicht. „Stattdessen erwarten wir von den Amerikanern nicht nur, dass sie Steuergelder aufwenden, sondern auch, dass sie ihre Söhne und Töchter schicken, um in Europa für Frieden zu sorgen. Europa hat sich dadurch selbst kleingemacht. Und damit muss jetzt ein Ende sein.“
„Dieser Krieg darf nicht Normalität werden, wir dürfen nicht abstumpfen“, mahnte Mona Neubaur, stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin. Nordrhein-Westfalen stehe „unverbrüchlich an der Seite der Ukraine“ und leiste seit Ausbruch des Angriffskriegs vielfach konkrete Hilfe. Dem Blau-Gelben Kreuz, das seinen Sitz in Köln hat, dankte sie für sein Engagement. Einen Extraapplaus bekam Neubaur dafür, dass sie mehrere Sätze auf Ukrainisch sprach. „Die Ukraine hat jedes Recht, sich zu verteidigen, und dieses Recht darf ihr niemand nehmen“, sagte Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des NRW-Landtags, und betonte: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Rechtsextreme im Schulterschluss mit Populisten und Menschen wie Trump oder Musk mit einer perfiden Täter-Opfer-Umkehr Putin Rückendeckung geben.“
Eine Schweigeminute und musikalische Beiträge gehörten ebenso zum Programm wie Gebete. Das Vaterunser sprach Vater Hennadii Aronovych, Priester der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche. Stadtdechant Robert Kleine geißelte unter Beifall AfD, Linke und BSW als Parteien, die sich nicht auf die Seite der Ukraine stellen, sondern „sich dem russischen Präsidenten andienen“ würden. Auch bei ihm bekam der US-Präsident sein Fett weg. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wahrheiten verdreht werden, wie das gegenwärtig geschieht von amerikanischer und russischer Seite“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger. Er wies auf den Satz von Paulus hin, der als Jahreslosung 2025 der Evangelischen Kirche in Deutschland dient: „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ Ihm folgt in der Bibel die Aufforderung: „Meidet das Böse in jeder Gestalt!“