Mehr Waffenlieferungen – und Resilienz: Dazu rief eine Demonstration in Köln am Dienstag auf, dem 1000. Tag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
„Ukraine muss gewinnen“Demo in Köln fordert mehr Waffenlieferungen an die Ukraine
Ein kalter Wind weht über die Deutzer Werft und trägt Julia Chenushas Worte Richtung Stadt: „Die Ukraine muss gewinnen!“ Die Geschäftsführerin des Kölner Deutsch-Ukrainischen Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ hat am 1000. Tag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit ihrer Organisation zu einer Demonstration in Köln aufgerufen. Nach Schätzungen des Vereins sind wegen des schlechten Wetters anstatt der 2000 angemeldeten Teilnehmenden nur etwa 500 Menschen gekommen. Doch die sind laut, klatschen allen Rednern eindrücklich Beifall.
Auch der Kölner Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) und die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne) sprechen auf der Kundgebung. Sie betonen ihre Unterstützung für die Ukraine und fordern gleichzeitig mehr Waffenlieferungen von der Bundesregierung. Dieser Wunsch steht im Mittelpunkt der Demo. „Tau-rus, Tau-rus“, skandiert Julia Chenusha den Namen des Marschflugkörpers zusammen mit den Demonstrierenden – „damit der Bundeskanzler das auch hört in Berlin!“
Demonstrantin will, dass Ukraine auf der Agenda deutscher Politik bleibt
Dann setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung. Die Teilnehmenden versammeln sich um eine 100 Meter lange ukrainische Flagge, die sie gemeinsam bis zum Aachener Weiher tragen werden. Viele haben auch um ihre Schultern blau-gelbe Flaggen geschlungen, so wie die Ukrainerin Olena Ebel, die schon seit elf Jahren in Deutschland lebt, aber noch Familie in der Ukraine hat.
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„Ich bin hier, um zu zeigen, dass Russlands Angriffskrieg nicht akzeptabel ist“, sagt Ebel und fängt im selben Augenblick an zu weinen. Doch sie fasst sich schnell wieder, betont, dass ihr dieser Kommentar wichtig sei, weil das Thema auf der Agenda deutscher Politik bleiben müsse: „Jeden Tag tötet Russland Menschen, mitten im Europa des 21. Jahrhunderts. Deutschland hält die Ukraine für ein armes Land, aber vor dem Angriffskrieg hat sich das Land gut entwickelt. Das Leben war sehr schön für viele Menschen. Das ist jetzt alles zerstört.“
Ukrainerin hält trotz deutscher Unterstützung Waffenlieferungen für unzureichend
So zerstört wie der Krankenwagen, den ein Auto an der Spitze der Demo auf einem Anhänger hinter sich herzieht. Der Wagen war laut dem Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ im März 2022 zu einem Hilfseinsatz im Gebiet Charkiw unterwegs, als ihn ein russisches Panzerfahrzeug in einen Graben stürzte. Die Insassen wurden nach Angaben des Vereins erschossen und verschleppt.
Nicht weit hinter dem Krankenwagen auf der Kölner Demo läuft die Ukrainerin Irina. Sie ist in der ersten Kriegswoche mit ihren zwei Kindern nach Deutschland gekommen, den Vater sieht die Familie seitdem „nur im Internet.“ Irina erzählt, sie spüre die Unterstützung in Deutschland „den ganzen Tag“: Sie habe viele Freundinnen, die sich nach ihr erkundigten und sei dankbar für die Hilfsangebote in ihrem Wohnort Bergisch-Gladbach. Die Waffenlieferungen hält Irina aber ebenfalls nicht für ausreichend.
Wie Irina sind auch andere Teilnehmende aus der Umgebung zur Demo gekommen, zum Beispiel aus Bonn. Unterstützerinnen und Unterstützer der Ukraine seien in Deutschland gut vernetzt, berichtet ein Kölner Aktivist. Neben ihm läuft ein Demonstrant, der glaubt, die Menschen hätten den Krieg in der Ukraine inzwischen stärker verdrängt, weil ihr Geldbeutel nicht mehr so sehr unter erhöhten Energiepreisen leide. Durch die Demo würden sie wieder an das Leid in der Ukraine erinnert. „Das ist wichtig“, sagt der Mann, „und deshalb bin ich heute hier.“