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Alte FeuerwacheUkrainische Kreative zeigen ihre Kugelschreiber-Kunst in Köln

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Frauen stehen vor einer Wand, auf der in großen Lettern Ukrainisches Kunsttagebuch steht

Oleksandra Kyriushyna (l.) und Dolmetscherin Olesya Cherepynska-Schmidt freuen sich auf einen regen Austausch mit Ausstellungsbesuchern.

Ukrainische Künstlerinnen und Künstler präsentieren in der Halle der Alten Feuerwache die weltweit größte Sammlung an Kugelschreiberzeichnungen.

Eine Kröte spielt sitzend auf dem Haus einer Schnecke Cello. Die Amphibie schaut dabei schwelgerisch bis entrückt in die Weite, während ihre Chauffeurin stoisch den Weg im Blick behält. Die Szenerie in lila-blauen Tönen vermählt in der Darstellung ihrer Kreaturen und deren Handlungen den Surrealismus mit dem Realismus. In unmittelbarer Nachbarschaft spielt nicht die Musik auf. Hier stimmt die Jagd in Form eines Raubvogels mit Menschenkopf - der seine Krallen in das Fleisch eines erbeuteten Hasen versenkt - einen grausamen Klang in rötlich-bräunlicher Färbung an.

Drei verschiedene Bilder sind zu sehen.

Neben Landschaftsabbildungen finden sich auch Fabelwesen und bizarr anmutende Konzert-Aufführungen.

Gleich daneben lädt eine idyllische Auenlandschaft zum Verweilen ein. Tausend Momente zwischen Alltag und traumhafter Illusion bietet die aktuelle Bilderausstellung „Ukrainisches Kunsttagebuch“ in der großen Halle der Alten Feuerwache. Die Stätte zeigt DIN A4-Formate sowie einige Großanfertigungen von Künstlerinnen und Künstlern aus dem osteuropäischen Staat, die unabhängig von der verschiedenen Stilistik eine Gemeinsamkeit aufweisen: Es handelt sich grundsätzlich um Kugelschreiber-Zeichnungen auf Papier. Seit 2006 wuchs die Anzahl der Exponate auf mehr 6.000 Stücke an und gilt als die weltgrößte Sammlung ihrer Art. Erfinder des jährlichen Kunstevents mit Wettbewerbs-Charakter ist Galerist Yevhen Karas, der das Projekt unter dem Titel „A4. Ballpoint-Pen“ entwickelte.

Es geht auch darum, den Menschen zu zeigen, dass es in der Ukraine schon immer und noch immer eine lebendige Kunst-Szene gibt.
Oleksandra Kyriushyna

Die facettenreiche Retrospektive spiegelt nicht nur das Thema „Krieg“ wider, wie vielleicht aufgrund der politischen Situation in der Ukraine vermutet werden könnte. Vielmehr gewähren die Werke einen Blick in das persönliche, alltägliche Lebensumfeld ihrer Schöpfer und visualisieren zudem deren Fantasien. Das Spektrum der zeitgenössischen (unverkäuflichen) Bildnisse reicht von sachlich über sinnlich bis vehement. Die Ausdrucksstärke des „Ballpoint-Pen“ (engl. Kugelschreiber) überrascht dabei. So ähneln nicht wenige Arbeiten Radierungen, Tusche-Zeichnungen oder gar bearbeiteten Fotografien.

Alles zum Thema Blau-Gelbes Kreuz

Mit der Mischung aus Amateur-Beiträgen und den Kreationen professioneller Künstler möchten die Initiatoren eine essenzielle Botschaft senden: „Es geht darum, den Menschen zu zeigen, dass es in der Ukraine schon immer und vor allem noch immer eine lebendige, hochkreative Kunst-Szene gibt“, sagt Oleksandra Kyriushyna. Das Projekt wird von den Nonprofit-Organisationen Perfect Art Group, Cultural Assembly sowie The Green Room und dem Verein Blau-Gelbes Kreuz durchgeführt. Die Ko-Finanzierung erfolgt unter anderem durch das ZMINA-Wiederaufbauprogramm mit Unterstützung der Europäischen Union. 


„Ukrainisches Kunsttagebuch“, Alte Feuerwache Köln, Halle, bis 16. März Öffnungszeiten: montags bis freitags 16 bis 20 Uhr, samstags und sonntags 12 bis 20 Uhr (über Karneval geschlossen), Melchiorstraße 3, 50670 Köln, Eintritt frei, www.altefeuerwachekoeln.de