CoronaWie die Dunkelziffer in Köln mit 6000 Speichelproben ermittelt werden soll
Köln – 50.701 Kölnerinnen und Kölner haben sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert. Das ist die amtliche Zahl, doch sie stimmt nicht. Sie kann nicht stimmen. Denn nicht jede Infektion wird erkannt. Um abschätzen zu können, wie groß der zweite, unerkannte Teil der Infektionen ist, führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uniklinik die Studie „Cologne Corona Surveillance“ (Cocos) durch.
6000 Kölnerinnen und Kölner haben hierfür im März ein Informationsschreiben per Post erhalten – zudem ein Probennahme-Set, Hinweise zum Datenschutz, eine Einverständniserklärung, einen Bogen für die Kontaktdaten sowie einen frankierten Rückumschlag. Zurückgemeldet haben sich ungefähr 2000 von ihnen. Ihre Umschläge gingen an das virologische Institut der Uniklinik.
Anzahl der positiven Tests im zweistelligen Bereich
In einem zweiten Durchgang werden nun erneut 6000 Menschen kontaktiert. „Es werden wieder 6000 Probennahme-Sets rausgeschickt, wobei jetzt rund 4000 neue Menschen kontaktiert werden. Die 2000 aus der ersten Runde werden wieder angeschrieben. Wir hoffen, dass dann der Rücklauf noch größer sein wird“, sagt Studienleiter Prof. Martin Hellmich dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Eine zweite Runde sei „wichtig, wenn man die Daten im zeitlichen Verlauf darstellen will“. Finale Ergebnisse aus dem ersten Teil der Studie gibt es noch nicht. Doch Hellmich verrät: „Die Anzahl der positiven Tests liegt im zweistelligen Bereich, die Auswertung läuft noch.“ Klar sei bereits, dass es eine Dunkelziffer gebe, man habe „aber keine Hinweise darauf, dass sie überraschend groß ist“, sagt Hellmich. Dass überhaupt Infektionen gefunden werden, „bestätigt uns auch in der Methodik: Über den Speichel können wir das Virus finden“.
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Erschwert wird die Auswertung der ersten Runde durch den unterschiedlich großen Rücklauf in verschiedenen Stadtteilen. „Die Zahl der Positiven müssen wir jetzt auf die Stadtteile umrechnen, das ist das eigentliche statistische Problem. Wir wissen aus Köln, wie unterschiedlich die Inzidenzen in den Stadtteilen ausfallen.“ In Wohngegenden mit weniger Infektionen, das heißt geringerer Inzidenz, „gab es mehr Rückmeldungen“, sagt Hellmich.
Impfung verhindert Teilnahme an Studie nicht
Einige kleinere Anpassungen sind nun geplant – insbesondere bei den mitverschickten Fragebögen, mit denen bewertet werden soll, inwiefern sich Maßnahmen zum Infektionsschutz auf das Verhalten des Einzelnen auswirken. Und wo die Infektion im Fall der Fälle unbemerkt stattgefunden haben könnte. „Wir wollen den Fragebogen nun ein bisschen verändern, um der Verfügbarkeit von Selbst- oder Schnelltests sowie den erfolgten Impfungen Rechnung zu tragen“, sagt Hellmich. Eine Impfung verhindere keineswegs, an der Studie teilzunehmen. Im Gegenteil: Der zweite Teil könnte weitere Hinweise darauf liefern, wie gut die Impfungen vor einer Infektion schützen. Die ersten Briefe werden in den kommenden Tagen verschickt.
Die Daten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden anonymisiert mit einem Identifikationscode und einer Probennummer verarbeitet, sodass die Identität aller Person unbekannt bleibt. Nur wenn ein Test positiv sein sollte, müsse dies gemäß des Infektionsschutzgesetzes namentlich gemeldet werden, heißt es vonseiten der Uniklinik. In diesem Fall wird die Probe zudem auf mögliche Virusmutationen untersucht.