Köln – Der Zeitplan der Bauarbeiten für die Hochschule für Musik und Tanz ist völlig aus den Fugen geraten. Eigentlich sollten schon im Herbst 2019 die Bagger anrollen. Doch tatsächlich haben die Arbeiten im Kunibertsviertel eineinhalb Jahre später immer noch nicht begonnen. Sie werden auch noch Monate auf sich warten lassen, wie nun aus einer Kleinen Anfrage von Martin Börschel (SPD) im Landtag hervorgeht. Denn derzeit ist noch nicht einmal ein Generalunternehmer gefunden worden, der das Projekt durchführt, teilte das Land mit. Dies soll nun bis zum 12. Juli des Jahres geschehen. Mit dem Baubeginn wird im Juli 2022 gerechnet.
Als Grund für die Verzögerungen wird ein Wechsel des Generalunternehmers angegeben. Die Hochschule bestätigt, dass bei den Planungen des ersten Unternehmens die Baukosten aus dem Ruder gelaufen seien. „Mit dem „alten“ Unternehmen gab es vor allem in finanzieller Hinsicht Unstimmigkeiten. Das ganze Verfahren hat sich dadurch eineinhalb Jahre verzögert“, sagt Sprecherin Heike Sauer. Die Kosten hatte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) in einer früheren Phase auf 22 Millionen Euro beziffert. Später wurden keine Angaben gemacht, auch in der Antwort auf die Kleine Anfrage findet sich keine entsprechende Zahl. Weder Hochschule noch BLB äußern sich dazu.
Risse im Sichtbeton
Sanierung und Neubauten sind dringend notwendig. Denn die Hochschule platzt aus allen Nähten. Ausgelegt war sie einst für 800 Studierende, mittlerweile lernen an der Dagobertstraße gut 1200 angehende Akademiker. Wegen des Platzmangels sind Teile der Verwaltung in ein Gebäude am Theodor-Heuss-Ring ausquartiert worden, die Abteilung für zeitgenössischen Tanz übt in Räumen an der Nippeser Turmstraße. Zudem ist der Bau der Musikhochschule in die Jahre gekommen. Brandschutz, Dämmung und Technik gelten als veraltet, es gibt Risse im Sichtbeton und manchmal tropft es durch die Decke.
Gelöst werden sollten die Probleme durch drei Baumaßnahmen. Einerseits soll auf einem Nachbargrundstück ein Hochschulgebäude für die Bibliothek und die Verwaltung entstehen. Dort hatte bis 2017 die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) ein Domizil, die aber bereits ins Rechtsrheinische umgezogen ist. Das Gebäude soll entkernt werden. Zum andere soll im Innenhof der FHöV ein 2500 Quadratmeter großer Neubau entstehen, in dem unter anderem ein Konzertsaal und zwei Ballettsäle untergebracht werden. Hierzu hatte es schon 2015 einen Architektenwettbewerb gegeben, den die Düsseldorfer HPP International gewonnen hatte. Anschließend soll der Altbau, die heutige Musikhochschule, saniert werden. Mittlerweile sei es möglich, dass die Sanierung vorgezogen würde, sagt Sauer.
Am Ende stünden der Musikhochschule nicht nur insgesamt 15.000 Quadratmeter Nutzfläche (Altbau 8500 Quadratmeter, Neubau 2500 Quadratmeter und FHöV-Gebäude 4000 Quadratmeter) zur Verfügung, sondern auch schallisolierte Unterrichtsräume und moderne Tanzräume für die Tanzabteilung, die von Nippes zurück in die Innenstadt ziehen soll. Zudem soll an der Dagobertstraße und dem Thürmchenswall eine begrünte Freifläche geschaffen werden, auf dem ein attraktiver Campus mit Cafeteria errichtet wird, den nicht nur Dozenten und Studenten, sondern auch Anwohner nutzen können.
„Farce für Hochschulstandort Köln”
Politiker sind verärgert wegen der langwierigen Vorarbeiten. „Das ist eine Farce für den Hochschulstandort Köln“, sagt SPD-Bezirksvertreterin Regina Börschel, die 2015 in der Jury für die Erweiterung der Hochschule saß. Studierende und Mitarbeiter müssten in einer Hochschule mit internationaler Anerkennung unter limitierten Bedingungen arbeiten. Auch die Anwohner ärgerten sich über die unklare Situation. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) sagte: „Das ist eine Katastrophe.“ Hupke hofft, dass das Land seine Planungen nicht ändert und keine neuen Pläne für das Gelände der ehemaligen Fachhochschule entwickelt. Hupke will in der Bezirksvertretung nun eine Initiative starten, um den Rat anzuregen, das Projekt zu überwachen.