In Köln wurde kontrovers diskutiert: Was soll mit Denkmälern aus der kolonialen und kriegerischen Vergangenheit geschehen?
„Kaiser Wilhelm muss weg“Strittige Debatte um Kölner Denkmäler nimmt Fahrt auf
Die koloniale Vergangenheit Deutschlands ist im Kölner Straßenbild an etlichen Stellen präsent. In Ehrenfeld etwa erinnern die Gravenreuthstraße und die Wißmannstraße an Kolonialbeamte mit unrühmlicher Vergangenheit. Kaiser Wilhelm II. strebte von Anfang an nach Expansion und Kolonialbesitz, in seine Zeit fiel unter anderem der Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia. Ihm ist an der Hohenzollernbrücke ein Reiterstandbild gewidmet.
„Verbrecher und Killer haben kein Recht auf Ehrung“
Wie groß der Gesprächsbedarf über den Umgang mit den Spuren der kolonialen Geschichte Deutschlands ist, zeigte eine Podiums-Diskussion im Bürgerhaus Stollwerck. Eingeladen hatte das Gremium „(Post)koloniales Erbe Kölns“, das städtische Amt für Integration und Vielfalt sowie die Volkshochschule. Gekommen waren rund 200 Gäste, darunter viele Schüler. Die von Marianne Bechhaus-Gerst moderierte Expertenrunde und das Publikum waren sich weitgehend einig, dass etwas geschehen muss.
„Verbrecher und Killer haben kein Recht auf Ehrung“, so Yonas Endrias von der „Schwarzen Volkhochschule/Afrika Akademie“ der Volkshochschule in Berlin. Dort, in Wedding, sei es allerdings ein sehr langer Kampf gewesen, das „Afrikanische Viertel“ zu „dekolonisieren“. Doch schließlich seien Straßen und Plätze nach afrikanischen Freiheitskämpfern umbenannt worden.
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Für Serge Palasie vom „Eine Welt Netz NRW“ ist eine kritische Bewertung aller Straßen auch für Köln alternativlos. Es könne nicht angehen, dass Deutschland andere Länder an die Einhaltung der Menschenrechte erinnere, aber gleichzeitig „Massenmörder“ ehre. Es gehe darum, nicht die Perspektive der Täter, sondern der Opfer einzunehmen. Die Diskussion darüber könne aber nur der Anfang sein. Auch Wiedergutmachungen seien nötig.
Diskussion über das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Köln
Etwas strittiger diskutiert wurde der Umgang mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. „Kaiser Wilhelm steht für eine Dynastie und eine Identität in Deutschland“, so eine Besucherin. Für Eli Abeke vom „Bündnis14 Afrika“ war jedoch klar: „Der Kaiser muss weg. Man kann nicht so tun, als ob dieser Mensch ein friedlicher Mensch ist.“ Wenn er vor der Skulptur stehe, werde er „ohnmächtig“, so der Architekt mit nigerianischen Wurzeln. Er frage sich, warum die Erinnerung an Adolf Hitler aus dem Straßenbild sehr schnell ausgelöscht worden sei, nicht aber die an Wilhelm II.. Das Denkmal müsse „irgendwo versteckt“ werden.
Daniel Buggert vom Amt für Denkmalpflege gab zu bedenken, dass es bei der Denkmalpflege nicht nur um Schönheit und Kulturleistung gehe: „Wir wollen schon auch an die negativen Dinge miterinnern.“ Das Reiterstandbild gehöre zur Hohenzollernbrücke und sei damit Teil eines „riesenhaften Dokuments in der Achse des Doms“, das von der Hybris eines Herrschers zeuge und lehre, „wie schwierig es ist, wenn eine Gesellschaft dem Personenkult verfällt“. Insofern sei das Ensemble auch als Warnung zu verstehen. Letztlich sei der Stadtraum jedoch immer Ausdruck seiner Zeit und eine möglichst breite Diskussion darüber begrüßenswert. Die Denkmalpflege könne nicht darüber entscheiden, ob etwas wegkomme: „Wir haben aber den Auftrag, die Gesellschaft vor voreiligen Schlüssen zu schützen.“
In Köln wird die Debatte um Denkmäler und Straßennamen wohl noch mehr Fahrt aufnehmen. Das von der Stadt eingesetzte Gremium „(Post)koloniales Erbe Kölns“ wird dem Vernehmen nach seine Handlungsempfehlungen für den Rat Ende des Jahres vorlegen.