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Der besondere Blick aufs Veedel

Lesezeit 3 Minuten

Ein mögliches Kalendermotiv von Henning Brück: Eine kleine Modellbank an der Plattform zur früheren Kiesgrube in Meschenich.

Meschenich – Die Idee, einen Kalender über Meschenich zu gestalten, lag lange in der Schublade der Künstler von Südart. „Dank des Verfügungsfonds können wir uns nun an die Arbeit machen“, sagt Ideengeber und Künstler Hans-Günther Obermaier. Der Verfügungsfond stammt aus dem Programm „Starke Veedel starkes Köln“, das für die Sozialräume der Stadt aufgelegt wurde. Meschenich ist einer davon.

Maximal 5000 Euro können die Projektteilnehmer jeweils erhalten. Insgesamt stehen bis Ende des Jahres 79 000 Euro bereit. „Auf diese Weise ist unser Kalender-Projekt gerettet“, sagt Henning Brück erfreut. Denn der Druck eines solchen Produkts ist teuer. „Wir holen zurzeit verschiedene Angebote von Druckereien ein“, sagt Obermaier. Kalkuliert wird zunächst mit 750 Exemplaren, die später kostenlos verteilt werden.

Die Künstler von Südart, eine Gruppe freischaffender Künstler, die in der Alten Dorfschule an der Brühler Landstraße günstig Räume angemietet haben, hat sich zum Ziel gesetzt, dass der Kalender Ende des Jahres gedruckt sein soll. Zu den offenen Ateliers am Wahlwochenende 12. und 13. September können die Motive erstmals öffentlich begutachtet werden. Der Arbeitstitel „Meschenich ist schön“, setzt Erwartungen. Und die wollen die Künstler erfüllen. Sie alle haben ihren besonderen Blick auf ihr Veedel.

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Marianne Krause, Hans-Günther Obermaier, Henning Brück und Kosta Djanosinov (v.l.) begutachten ihr Kalender-Projekt „Meschenich ist schön“ (li.); zehn von zwölf Motiven liegen schon vor.

Diesen gilt es auf zwölf Kalenderblättern zu vereinigen. Noch ist viel zu tun, meinen Henning Brück, Marianne Krause, Hans-Günther Obermaier und Kosta Djanosinov, die an diesem Tag im Atelier von Obermaier zusammengekommen sind, um über die Entwürfe angeregt zu diskutieren.

Zehn von zwölf Motiven sind fertig, doch nicht alle treffen auf Zustimmung. „Hier ist zu viel Kölnberg und zu wenig vom Brotkorb zu sehen“, sagt Marianne Krause zu einem Motiv, das die Hochhaussiedlung in bunten Farben zeigt. Nur am Rand, und ihrer Meinung nach zu klein, kommt der Brotkorb, ein Pendent der Tafel, vor. Obermaier findet den Blick auf die Kiesgruben nicht gelungen. „Wie wäre es, wenn wir Fotos mit einer Drohne von oben machen können?“, fragt er in die Runde. Wegen Corona können sich die Künstler nicht alle gemeinsam im Atelier treffen, um zusammen zu arbeiten. Das meiste erfolgt im Homeoffice oder dem eigenen Atelier. Djanosinov etwa hat sich direkt neben Obermaier eingemietet. „Wir stellen unsere Ideen und Entwürfe auf einen gemeinsamen Server und unsere Grafikerin und Künstlerin Ursula Klein bearbeitet sie. Dann reden wir darüber“, erklärt Obermaier.

„Es gibt viele Veedel-Kalender, wir wollen es anders machen“, sagt er während er in einem Pendent aus Zollstock blättert. Auf jedem Blatt werden Collagen verschiedener Kunstwerke vereint. Sie alle haben eines gemeinsam: einen besonderen Blick auf den Ort.

Erst vor wenigen Tagen hatte Henning Brück Fotos an der Aussichtsplattform im Naturschutzgebiet gemacht. Er hält eine Modellbank mit zwei stilisierten Personen ins Bild. „Das passt wunderbar zum Sommer“, sagt Brück. Auch dies könnte ein Motiv für den Kalender werden – und der lässt staunen:

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Jungfrau des Kölner Dreigestirns 2019, Michael Everwand, in Meschenich wohnt? Seit zwei Jahren leben er und seine Frau auf dem Neu-Engeldorfer-Hof, einer neu umgebauten Hofanlage am Ende des Ortes. „Heute nach fast zwei Jahren spreche ich deutlich aus, dass wir uns hier sehr wohl fühlen. Bunter und vielfältiger könnten die Unterschiede des Dorfes nicht sein. Da ist zum einen das »Manhattan« im Feld und zum anderen der alte Teil mit Fachwerkhäusern und alten Gutshöfen“, sagt Everwand über seine neue Heimat.

Meschenich folgte nach Junkersdorf. Ein Veedel-Umzug, den er nicht bereut.

Hans-Günther Obermaier, Südart-Künstler