Das Deutschlandticket soll spätestens zum 1. April 2023 kommen. Was bedeutet das für die Pendlerinnen und Pendler im Rheinland? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
DeutschlandticketFür welche Abo-Kunden sich der Wechsel lohnt
Was sagen die Kölner Verkehrs-Betriebe zu der Einigung?
KVB-Chefin Stefanie Haaks spricht von einem „ersten Schritt in die richtige Richtung.“ Bedauerlich sei, dass die Finanzierung nur für das erste Jahr gesichert sei.
Was meint sie damit?
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Bund und Länder haben für 2023 drei Milliarden Euro garantiert, die sie je zur Hälfte bezahlen. Weil das Ticket frühestens am 1. April startet, dürfte dieser Betrag ausreichen. Fachleute gehen aber davon aus, dass für ein volles Jahr Zuschüsse zwischen 4,5 und 4,7 Milliarden Euro erforderlich sind. Wie das von 2024 an aufgeteilt wird, ist noch völlig unklar. Für 2023 haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass sie den Fehlbetrag, der über die drei Milliarden hinausgeht, auch je zur Hälfte übernehmen.
Pendler sollten erstmal abwarten
Gibt es sonst noch Hindernisse?
Ja. Die KVB-Chefin sieht eine große Herausforderung darin, dass in kürzester Zeit bundesweit einheitliche Tarifbestimmungen geschaffen werden müssen, „um die Einführung des Tickets schnellstmöglich hinzubekommen.“
Was müssen Pendler, die mit Monatstickets unterwegs sind, jetzt tun?
Erst einmal abwarten. Die Kölner Verkehrs-Betriebe als größtes Unternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) bereiten derzeit Lösungen zur Einführung des Deutschlandtickets vor. Die KVB wird ihre Kunden rechtzeitig darüber informieren, wie sie das neue Deutschlandticket wahrnehmen können. Auf der Website (www.kvb-koeln.de/deutschlandticket) soll über den jeweils aktuellen Stand der Umsetzung informiert werden. „Das Unternehmen arbeitet daran, es jedem Fahrgast so einfach wie möglich zu machen, in das neue Angebot zu wechseln.“
Wie kann man als Abo-Kunde herausfinden, ob es sich überhaupt lohnt, auf das 49-Euro-Ticket umzusteigen?
Auch daran wird bei der KVB gearbeitet. Grundsätzlich gilt: Die Kunden sollen die Wahl haben, ob sie das neue Deutschlandticket nutzen oder vielleicht doch bei ihrem alten Ticket bleiben.
Für Doppelfahrer in Köln lohnt sich weiter der alte Tarif
Wer sollte beim alten Ticket bleiben?
Ein Beispiel: Ein Kunde, der zurzeit mit einem Aktiv-60-Ticket für das Kölner Stadtgebiet unterwegs ist, zahlt dafür 62 Euro monatlich. Er kann das aber auch zusammen mit einer zweiten Person nutzen. Da kann es eine Überlegung wert sein, nicht auf zwei Deutschlandtickets umzusteigen, die dann 98 Euro pro Monat kosten, wenn man sich nur selten oder gar nicht aus Köln hinausbewegt.
Vom Grundsatz her wird es aber für Abo-Kunden billiger, oder?
Ja. Der VRS hat das bereits ausgerechnet. Pendler, die mit Monatskarten im Abonnement unterwegs sind, sparen in der Preisstufe 1a pro Monat 21,80 Euro, in der Preisstufe 1 b (Stadtgebiet Köln) sind es bereits 43,50 Euro, in der Preisstufe 7 - das sind das gesamte VRS-Gebiet und der Aachener Verkehrsverbund 276,20 Euro.
Was ist mit den ermäßigten Sondertickets für bestimmte Gruppen und Sozialtarifen?
Die KVB überlegt gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und dem Land, welche Lösungen es für Schüler, Studierende, Auszubildende, sozial Bedürftige und Geringverdiener geben kann.
Wenn ich mich für das Deutschlandticket entscheide, muss ich mein altes Ticket jetzt schon kündigen?
Nein. Die KVB bittet ausdrücklich darum, zunächst abzuwarten, zu welchen Bedingungen das Deutschlandticket auf den Markt kommt.
Bleiben die bisherigen Tickets des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) nach der Einführung des Deutschlandtickets bestehen?
Ja. Jeder Fahrgast kann weiterhin wählen, welches Ticket für ihn am passendsten ist. Das Deutschlandticket ist als zusätzliches Angebot gedacht, das jederzeit und ohne Mengenbegrenzung zur Verfügung stehen wird.
Nutzung der KVB-Räder ist beim Deutschlandticket ausgeschlossen
Warum wird der Tarifdschungel denn nicht gelichtet?
Das liegt zum Beispiel daran, dass das Deutschlandticket nicht auf eine andere Person übertragen werden kann. Auch Mitnahmemöglichkeiten von zusätzlichen Personen zum Beispiel an Wochenenden oder die kostenlose Nutzung der KVB-Räder sind beim Deutschlandticket ausgeschlossen.
Wie viele Abo-Kunden im VRS werden vom 49-Euro-Ticket profitieren?
Rund 281.000 Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs im VRS, die derzeit mit einem Abo, einem Jobticket oder einem Großkunden-Ticket fahren. Das sind mehr als 97 Prozent. Die Nutzer von Schüler- oder Semestertickets sind dabei nicht eingerechnet. Der VRS rechnet damit, dass rund 80 Prozent aller bisherigen Abo-Tickets mit der Einführung des Deutschlandtickets überflüssig werden.
Werden alle Abos, die bisher mehr als 49 Euro kosten, vom VRS automatisch umgestellt?
Nein. Die Kunden werden mit der Einführung des Deutschlandtickets aktiv durch die Verkehrsunternehmen auf das neue günstige Angebot hingewiesen und können sich dann entscheiden, ob sie wechseln möchten. Die Einwilligung ist aus datenschutzrechtlichen Gründen erforderlich. Stimmen sie nicht zu, ändert sich für sie nichts.
Eezy-Ticket bleibt erhalten
Beim VRS gibt es seit diesem Jahr einen elektronischen Tarif und das digitale „eezy-Ticket“ mit kilometergenauer Abrechnung, das für ganz NRW gilt. Bleibt es erhalten?
Ja. Der e-Tarif als eezy.NRW und eezy.VRS ist vor allem für Gelegenheitsfahrer interessant und wird deshalb nicht eingestellt. Viele Kunden erreichen die 49-Euro-Grenze pro Monat aktuell im eTarif nicht. Deshalb geht der VRS davon aus, dass der e-Tarif weiter eine Rolle spielen wird.
Wie hoch schätzt der VRS die Einnahmeverluste ein, die durch das Deutschlandticket entstehen werden?
Durch die Einführung fallen mehr als 261 Millionen Euro an Fahrgelderlösen im VRS weg. Mit dem Deutschlandticket werden aber auch 175 Millionen eingenommen, so dass das Defizit mindestens bei 86 Millionen Euro liegen wird.
Warum mindestens?
Weil noch nicht geklärt ist, ob die 175 Millionen Euro komplett dem VRS gutgeschrieben werden und damit in der Region bleiben.
Der VRS hat für 2023 zwei Fahrpreiserhöhungen beschlossen. Die Tickets sollen zum 1. Januar durchschnittlich um 3,5 Prozent und zum 1. Juli noch einmal um 3,87 Prozent teurer werden. Bleibt es dabei?
Ja. Das gilt aber nur für die alten Tarife. Das Deutschlandticket für 49 Euro wird nicht gleich mit einem Preisaufschlag an den Start gehen.