Neuehrenfeld – Eigentlich sollte ein Dauerproblem für KVB-Kunden auf der Gürtelstrecke zum neuen Jahr 2022 endlich behoben worden sein. Die für manche Menschen unüberwindlichen Hindernisse an den Stadtbahnhaltestellen In Ehrenfeld, Neuehrenfeld, Sülz und Lindenthal sollten nämlich bis dahin beseitigt sein. Im Personenbeförderungsgesetz hieß es ausdrücklich: „Der Nahverkehrsplan hat die Belange der in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Menschen mit dem Ziel zu berücksichtigen, für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit zu erreichen.“
Immer wieder umgeplant
Dass diese Frist beispielsweise bei den notwendigen Umbauten auf der Gürtelstrecke nicht einzuhalten war, erkannten Stadt und Kölner-Verkehrsbetriebe allerdings schon vor einigen Jahren. Immer war etwas umzuplanen. Der vorgesehene Einsatz längerer Stadtbahnwagen zum Beispiel oder das Radverkehrskonzept. Daher machten die Verantwortlichen von der Möglichkeit Gebrauch, eine Ausnahme von dieser Fristsetzung zu erzielen.
Die Bezirksvertretung Ehrenfeld bedauert das Versäumnis zum wiederholten Mal und macht noch einmal Druck, damit die Umbauten so bald wie möglich kommen. Ihr einstimmig gefasster Beschluss ist jedoch lediglich eine Bitte an den Verkehrsausschuss des Rates, der seinerseits die Verwaltung zu schnellerem Handeln in Sachen Barrierefreiheit auffordern müsste.
Die Haltestellen der Linien 5 und 13, Nußbaumerstraße und Subbelrather Straße/Gürtel, sind immer noch nicht barrierefrei, obwohl es schon im Jahr 2016 einen Grundsatzbeschluss zum Ausbau gab. Zugleich befürchten die Lokalpolitiker, dass noch weitere acht Jahre ins Land gehen könnten, bis es so weit ist.
Daher forderten sie die Verwaltung dringend auf, „alles daran zu setzen, dass der barrierefreie Ausbau der Haltestellen deutlich vor dem von ihr benannten Zeitziel 2030 erreicht wird“. Ob das gelingt, ist fraglich, denn jeder der Umbauten ist aufwändig und kaum ohne bauliche Veränderungen in der jeweiligen Umgebung umzusetzen.In der Zwischenzeit, so Grüne und SPD in ihrem Antrag, soll zumindest eine der Haltestellen in Neuehrenfeld barrierefrei nutzbar gemacht werden, weil dort der Bedarf besonders hoch ist, etwa wegen vieler Schulen.
Provisorium aus Stahlblech-Stegen vorgeschlagen
Dazu schlagen die Politiker ein Provisorium aus Stahlblech-Stegen vor, wie sie schon einmal an den früheren Haltestellen Lenauplatz und Takuplatz der Linie 5 montiert waren. Grünen-Fraktionsmitglied Bettina Tull war der Überzeugung, dass man damals „gute Erfahrungen“ damit gemacht habe. Es soll, so der Vorschlag, kurzfristig montiert werden und zwar so, dass dadurch nur ein Abschnitt des Bahnsteigs angehoben wird und auf diese Weise bei einem Stadtbahnwagen das barrierefreie Ein- und Aussteigen ermöglicht wird.
Den Planungsbeschluss für den endgültigen Ausbau will die Bezirksvertretung so bald wie möglich vorgelegt bekommen. Dasselbe verlangt sie auch für die übrigen, noch nicht ausgebauten Haltestellen an der Gürtelstrecke, von denen einige in Lindenthal und Sülz liegen. Darüber hinaus möchten die Politiker sichergestellt wissen, dass bei der Planung ihre Beschlüsse zum Radverkehrskonzept und zum Fahrradgürtel Ehrenfeld berücksichtigt werden. „Weder darf es durch den Ausbau der Haltestellen zu Verzögerungen bei der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes kommen, noch dürfen umgekehrt die Beschlüsse zum Radverkehr den Bau der Haltestellen behindern.“