Bei der Messe in der Agentur für Arbeit haben sich Gastronomie-Betriebe aus Köln vorgestellt. Arbeitsuchende konnten sich direkt vor Ort bewerben.
Personalmangel in der Kölner GastronomieBewerbermesse „BeMega“ bringt Gastronomen und Arbeitssuchende zusammen
Mit einem Handschlag und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht aller Beteiligten beenden Konstantin Boos, Thomas Mick und Anton Schumacher ihr gemeinsames Gespräch an Tisch Nummer vier in den Räumen der Arbeitsagentur Köln in Ossendorf. Mick ist Inhaber des Restaurants „Kölsch Kultur“ in Sülz und ist am Dienstag mit seinem Küchenchef Schumacher auf Einladung der Köln-Business Wirtschaftsförderung in die Butzweilerhofallee gekommen, um bei der Bewerbungs-Messe „BeMega“ für die Kölner Gastronomiebranche Ausschau nach geeignetem Personal zu halten.
Kölner Gastronom sucht Verstärkung für sein Team
Einen Koch oder eine Köchin sowie eine Servicekraft sucht der 48-Jährige für das 2003 gegründete Lokal, in dem Platz für bis zu 110 Gäste ist und das vor allem sogenannte gut bürgerliche Küche anbietet. Verstärkung für sein 15-Personen-Team braucht Mick „schon länger und dringend“, wie er sagt, „gute Leute sind aber extrem schwer zu finden“. Mit Boos hat der Kölner Gastronom nun einen gelernten Koch gefunden, der ihm und seinem Küchenchef „auf Anhieb sympathisch“ ist und der „fachlich fit“ wirkt, so auch die Einschätzung Schumachers nach dem Gespräch.
„Top, das hat sofort gepasst“, lautet auch das Fazit von Boos über „die tolle Veranstaltung hier“, wie er sagt. „Ich bin froh, dass ich gekommen bin – im persönlichen Gespräch kann man viel besser herausfinden, ob die Chemie stimmt als bei einer Onlinebewerbung für eine Stelle“, sagt der 43 Jahre alte Koch, der vor drei Monaten seine alte Stelle verloren hat. „Der Betrieb hat geschlossen, die Kosten waren zu hoch“, nennt Boos den Kündigungsgrund des Chefs.
So viel Glück wie die Chefs vom „Kölsch Kultur“ haben am Dienstag allerdings nicht alle der 15 weiteren Teilnehmer-Betriebe in den drei Stunden der Messe. Brauhäuser wie das „Peters“ oder das „Früh“ gehören dazu, Restaurants wie Lukas Podolskis „Mangal-Döner“ oder die Burger-Kette „Five Guys“ sind vertreten, aber auch die Gastronomien der Lanxess-Arena oder des Studierendenwerks der Universität haben sich mit Ansprech-Personal und zahlreichem Informationsmaterial in der Arbeitsagentur eingefunden.
Arbeitssuchende können sich direkt vor Ort bei potenziellen Arbeitgebern bewerben
„Geschlossene Restaurants, vor denen enttäuschte Gäste stehen sind ein Bild, das in der Kölner Gastronomie leider keine Seltenheit mehr ist“, beschreibt Nadine Voß vom Team Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitwirtschaft bei Ausrichterin Köln-Business die Lage, die dazu geführt habe, das Branchentreffen für Köln ins Leben zu rufen. „Personalmangel zwingt viele Betriebe dazu, ihre Öffnungszeiten zu reduzieren oder tageweise komplett zu schließen“, so Voß weiter.
Die Bewerbermesse „BeMega“, bei der Arbeitssuchende die Möglichkeit haben, potenzielle Arbeitgeber aus der lokalen Gastronomie kennenzulernen und sich direkt vor Ort zu bewerben, solle dabei helfen, diesen Herausforderungen entgegenzuwirken. Unterstützung erhielt die Idee auch seitens des Hotel- und Gaststättenverbands „Dehoga Nordrhein“ im Regierungsbezirk Köln, die Kooperation mit der Agentur für Arbeit ermöglichte es, gezielt dort registrierte Menschen zu kontaktieren.
„Wir haben rund 500 Personen eingeladen, heute hierher zu kommen“, erläutert Uwe Bernt, Teamleiter Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Köln. Allerdings nur etwas mehr als 100 Männer und Frauen sind Bernt zufolge am Dienstag zwischen 13 und 16 Uhr in die Agentur-Räume nach Ossendorf gekommen, um das interaktive Programm der Messe zu nutzen, das unter anderem Einblicke in die Arbeit eines Barista-Künstlers sowie Vorträge von Branchenexperten bieten sollte. Die beiden futuristischen Gastro-Roboter, die allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Eingang Postkarten mit der Möglichkeit für Kurzbewerbungen austeilten, fuhren so zeitweise durch annähernd leere Gänge und begrüßten wiederholt lediglich das Personal der Betriebe vor Ort.
Teilnehmerin sieht Chance für einen Einstieg in die Arbeitswelt
Für Teilnehmerinnen wie die 21 Jahre alte Katharina und die 30-jährige Marina, die ihre echten Namen beide nicht in der Zeitung lesen möchten, bot sich darum viel Platz und die Möglichkeit, am Dienstag Angebote und Informationen zu vergleichen. Katharina aus Poll hat keinen Abschluss und keine Ausbildung und ist mit einer Begleiterin gekommen. In der Gastronomie sieht sie die „Chance, einen Einstieg in die Arbeitswelt“ zu finden, wie sie hofft.
Die Nähe zum Wohnort, überschaubare Arbeitszeiten und eine faire Bezahlung nennt die junge Frau als drei Kriterien, die ihr bei einer Stelle wichtig sind. Einen Job etwa als Küchenhilfe stellt Katharina sich zwar einerseits „als anstrengend, laut und manchmal ziemlich schmutzig“ vor, möchte sich aber durchaus darauf einlassen, wenn auch ein nettes Team dazu gehöre.
Eher als Thekenkraft, aber zumindest im Kontakt mit Gästen, möchte Marina aus Stammheim „mindestens die Wintermonate“ überbrücken, wie sie sagt. Sie hat zuvor im Service eines Eiscafés gearbeitet, das jetzt geschlossen habe. „Nachts oder in häufig wechselnden Schichten kann ich aber wegen der Familie nicht arbeiten“, schildert Marina, sie hoffe trotzdem auf Einladungen zu Gesprächen oder zu Probearbeit in Betrieben.
Nur in Teilen würde die Frau damit die Anforderungen erfüllen, die Uwe Esser an die drei neuen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen als Spülkraft oder Küchenhilfe stellt, die er für die zwei Kölner Standorte des Peters Brauhaus sucht. „In der Gastro sind die Arbeitszeiten einfach andere als in anderen Branchen, das war den Menschen früher klar, bevor sie sich um einen Job beworben haben“, sagt der Betriebsleiter. Er wundere sich doch mitunter, mit welchen Vorstellungen und Erwartungen viele Leute unterwegs seien. Gute Arbeitsatmosphäre, Teamwork und eine sichere Anstellung, „über die man sich auch weiter nach oben arbeiten kann“, sind aus Essers Sicht positive Argumente für einen Job in dem Bereich.
Er blickt auf jahrzehntelange Branchen-Erfahrung zurück und ist Vorstandsmitglied bei der Dehoga. Die Ertragslage sei angespannt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlten, zudem würden die Betriebe unter den Folgen der Wiedereinführung des regulären Mehrwertsteuersatzes von 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie seit Anfang 2024 leiden, zählt Uwe Esser auf. Trotzdem würde ein Arbeitsplatz in der Gastronomie für motivierte Mitarbeitende auch viele Chancen bieten.
„Häufig kommen aber auch Leute, die einfach einen Stempel für Arbeitssuchende an das Arbeitsamt abholen wollen“, führt der Brauhaus-Betriebsleiter weiter aus. „Die schicke ich direkt wieder weg – die Ernsthaftigkeit muss schon da sein“, sagt er. Die Initiative von Köln-Business und der Arbeitsagentur hält er trotzdem für gut, falsche Vorstellungen könnten dabei schnell ausgeräumt, ein persönlicher gegenseitiger Eindruck ganz direkt gewonnen werden, „das ist hilfreich“, so Esser.
Veranstaltung wird anhand von Feedback-Bögen ausgewertet
Aus Datenschutzgründen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Dienstag vorab individuelle Nummern auf Karten erhalten, die sie an den Infoständen einreichen können. „Wenn das Gespräch hier gut läuft, können die Betriebe sich melden und direkten Kontakt aufnehmen“, erläutert Uwe Bernt das Prozedere bei der Messe. Die Organisatoren hätten bewusst auf Freiwilligkeit ohne „Präsenzdruck“ gesetzt, wie er betont. „Arbeitgeber und Arbeitsuchende müssen sich gegenseitig umeinander bemühen, damit es klappt“, hebt der Teamleiter hervor. Gerade in einer angespannten Branche wie der Gastronomie, aber auch generell auf dem Arbeitsmarkt.
Trotz der weniger zahlreich erschienenen Anzahl an Personen halten auch er und Nadine Voß von Köln-Business ihre erstmals für diese Branche durchgeführte Veranstaltung für einen Erfolg. „Wir werden in drei Wochen beginnen zu evaluieren, in wie vielen Fällen und in welchen Betrieben es zu Probearbeit oder weiteren Verabredungen gekommen ist“, schildert Bernt. Bewerberinnen und Bewerber sowie die Arbeitgeber haben dafür auch Feedback-Bögen erhalten, um Stärken und Schwächen der Veranstaltung rückmelden zu können.
„Wenn das Fazit gut ausfällt, führen wir Vergleichbares möglicherweise noch einmal durch“, sagt Voß. Der direkte Kontakt zwischen den Beteiligten könne ein gut geeignetes Mittel sein – gerade in dieser Branche, und gerade in einer Stadt wie Köln, die für eine langjährige und abwechslungsreiche Gastronomie-Kultur stehe.