Erst kommt die Vier-Tage-Woche, danach wird der Mittagstisch gestrichen. In der Kölner Gastronomie ist das keine Ausnahme mehr.
Personalnot, Lieferdienste, HomeofficeImmer mehr Kölner Restaurants schaffen den Mittagstisch ab
Früher war das ganz normal in der Kölner Innenstadt: Zur Mittagszeit trommelte man im Büro die Kolleginnen und Kollegen zusammen, ging in eines der vielen Restaurants mit Mittagsangebot, zum Italiener oder ins Brauhaus, aß dort gemeinsam und ging dann glücklich wieder an den Schreibtisch. Doch das gehört zunehmend der Vergangenheit an. Denn für immer mehr Gastronomen in Köln lohnt sich der Mittagstisch nicht mehr. Der große Personalmangel der Branche, eine stete Ungewissheit über die Zahl der Gäste, die die Kalkulation erschwert – die Gründe liegen auf der Hand.
Kölner Sternerestaurant oft mittags leer
Eric Werner hat den Mittagstisch bereits abgeschafft. „An einigen Tagen war das Restaurant mittags ziemlich gut besucht, aber manchmal stand ich so gut wie allein im Laden“, sagt der Kölner Sternekoch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Werner gehört neben dem „Augustin“ im Kunibertsviertel auch das Sternerestaurant „Astrein“ in der Krefelder Straße. Noch im Frühjahr bot er dort zur Mittagszeit ein ambitioniertes Drei-Gänge-Menü an. Jetzt öffnet er unter der Woche um 18.30 Uhr, freitags und samstags um 17 Uhr.
In der Nachbarschaft schlug ein Spitzengastronom zuletzt den genau anderen Weg ein: An der Krefelder Straße machte Vincent Moissonnier im Sommer 2023 Kölns einziges Zwei-Sterne-Restaurant „Le Moissonnier“ dicht – und eröffnete wenige Monate später „Le Moissonnier Bistro“. Die Öffnungszeiten: 12 bis 16.30 Uhr, freitags und samstags wird die Tür eine Stunde später abgeschlossen.
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Dass es bei ihm in Zukunft auch wieder einen Mittagstisch gebe, schließt Eric Werner derweil nicht aus. Statt um den Mittagstisch kümmere sich die Mannschaft jetzt hauptsächlich um private Feiern oder Firmenevents, bevor das Restaurant wie gewohnt am Abend öffnet.
Das Interesse daran, in der Mittagspause im Restaurant zu essen, sei vor allem während der Corona-Pandemie, aber auch danach immer weiter zurückgegangen, sagt Christian Matthäi, der das „Meister Lampe“ im Agnesviertel führt. Sein Bistro ist nur noch donnerstags am Mittag geöffnet, da ist Schnitzeltag. Das Angebot ist dann entsprechend dem Motto auch begrenzt: Es gibt Schnitzel und Kartoffelsalat. „Dadurch, dass viele Leute regelmäßig von zu Hause aus arbeiten, sind Restaurants zur Mittagszeit nicht mehr so gut besucht. Für uns lohnt es sich schlichtweg nicht mehr“, sagt Matthäi. Trotz der zentralen Lage von „Meister Lampe“, wo es rundherum viele Bürogebäude gibt, sei er auch aus Personal- und Kostengründen dazu gezwungen, seinen Laden erst am Abend zu öffnen.
Der Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW, Thorsten Hellwig, sieht vor allem den Arbeitskräftemangel und den Kostendruck als zentrale Gründe für die Reduzierung des Angebots. Dazu komme noch der Wettbewerb, der beispielsweise durch Salattheken in Supermärkten, Lieferdienste oder die vielen To-Go-Angebote ständig angefacht werde.
Weil die Menschen heute mobiler sind, sei das neue Motto „Man isst, wo man ist“, wie der Dehoga-Bundesverband auf Anfrage schreibt. „Ob der gastronomische Unternehmer Mittagessen anbietet oder nicht, ist eine Entscheidung, die er mit Blick auf seinen Standort, seine Zielgruppe und die damit verbundene Nachfrage, den Mitarbeiterbedarf sowie seine Kosten betrifft.“ Auch, dass man gesetzte Essenszeiten löse und man von der festen Mahlzeit zu mehreren Snacks über den Tag verteilt übergehe, stellt der Hotel- und Gaststättenverband vermehrt fest.
Die Geschäftsführerin der IG Kölner Gastro, Maike Block, sieht die immer größer werdende Konkurrenz ebenfalls als Ursache für das Verschwinden der Mittagstische im Restaurant. Viele Gäste seine nicht mehr bereit, am Mittag ins Restaurant zu gehen. „Mit Blick auf Krisen wie die Corona-Pandemie und die Inflation kann ich es gut nachvollziehen, dass sich viele Leute etwas von zu Hause zum Essen mitnehmen.“