Ein Marathon pro TagKölner läuft zu jedem EM-Spiel der DFB-Elf

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Junger Mann mit einer Deutschlandfahne und einem Deutschlandtrikot

Kim Gottwald, Jura-Student in Köln, läuft jeden Tag eine Marathonstrecke, um der deutschen Nationalmannschaft während der EM durchs Land zu folgen.

Kim Gottwald joggt täglich knapp 50 Kilometer zu den Spielen der DFB-Elf. Seine Reise dokumentiert er auf Social Media – mit Erfolg.

Für viele Menschen ist ein Marathon etwas, das man einmal in seinem Leben macht – wenn überhaupt. Für Kim Gottwald ist es seine aktuelle Tagesbeschäftigung. Der Jura-Student aus Köln läuft während der Fußball-Europameisterschaft täglich etwa 50 Kilometer, um bei den Partien der deutschen Nationalmannschaft dabei zu sein. 

Gestartet ist Gottwald am Eröffnungsspiel gegen Schottland (14. Juli) in München. Von dort aus lief er fünf Tage 250 Kilometer in Richtung Stuttgart, wo am 19. Juli das zweite Spiel gegen Ungarn stattfand. Am nächsten Tag ging es dann 200 Kilometer weiter nach Frankfurt, wo der 20-Jährige am 23. Juni die Partie gegen die Schweiz im Stadion mitverfolgte. 

Einzige Begleitung: Mutter Michaela, die den ersten Teil der Strecke auf dem Fahrrad mitfuhr und Vater Detlev, der den zweiten Teil mit dem Auto übernahm. Die Eltern transportieren Gottwalds Gepäck von Ort zu Ort. Seit Montag ist der angehende Jurist auf dem Weg nach Dortmund, um am Samstag das Match gegen Dänemark zu schauen.

EM 2024: Kölner Student dokumentiert Lauf-Aktion auf Social Media

Auf Social Media führt Gottwald täglich Videotagebuch über seine einzelnen Etappen, inklusive Höhen und Tiefen. Mit Erfolg: Auf Instagram hat der Student mittlerweile mehr als 20.000 Abonnentinnen und Abonnenten, viele seien durch die Aktion dazugekommen. „Vor vier, fünf Tagen hatte ich 800“, sagt er und ist selbst überrascht. „Mir war schon klar, dass es ein interessantes Projekt ist und gut ankommen könnte, aber dass es so steil geht, hätte ich nicht erwartet“, so Gottwald.

Als Hobby-Langstreckenläufer und -Filmer kam er irgendwann auf die Idee, seine Leidenschaften zu verbinden. Im Vorfeld der EM überlegte er sich dann, welches Projekt er starten könnte. Als er bemerkte, dass die Orte der deutschen Gruppenspiele nicht so weit auseinander liegen, fasste er sich ein Herz und versuchte sein Glück. „Das kann man irgendwie noch laufen“, so Gottwalds Gedanke. 

Ich denke, dass Spanien schon sehr gute Chancen hat, das Ding zu holen, aber im Herzen bin ich natürlich fest davon überzeugt, dass wir die Kiste hierbehalten.
Kim Gottwald

„Ich denke, dass Spanien schon sehr gute Chancen hat, das Ding zu holen, aber im Herzen bin ich natürlich fest davon überzeugt, dass wir die Kiste hierbehalten“, antwortet er auf die Frage, wer Aussichten auf den Pokal hätte. Gottwald selbst ist schon seit Kindertagen großer Fußballfan. „Leider nicht für den FC, sondern für Eintracht Braunschweig, aber wir sehen uns dann ja in der nächsten Saison“, spielt er schmunzelnd auf den Abstieg des 1. FC Köln in die zweite Liga an.

Wahlkölner läuft am liebsten am Aachener oder Decksteiner Weiher

Gewinnt die deutsche Nationalelf das nächste Spiel gewinnen, werden es für den 20-Jährigen nicht wie aktuell knapp 50, sondern 70 Kilometer pro Tag – 35 morgens und 35 abends. Sollte das auf Dauer zu anstrengend werden, hat sich Langstreckenläufer überlegt, einen Teil mit dem Fahrrad zurückzulegen: „Das wäre immer noch besser, als das Handtuch zu werfen.“

Der EM-Marathon ist nicht Gottwalds erste Aktion. In seiner Wahlheimat Köln fing der 20-Jährige irgendwann damit an, die Kölner Straßenbahnlinien abzulaufen. Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er 125 Runden um den Aachener Weiher joggte: Er hatte sich zum Ziel gesetzt, 100 Kilometer am Stück zurückzulegen. Zu seinen Lieblingsstrecken zählen neben dem Aachener der Decksteiner Weiher und der Grüngürtel.

Neben seinem Jurastudium hat Gottwald bereits ein Unternehmen gegründet. Alle seine Interessen unter einen Hut zu kriegen, ist dabei gar nicht so einfach. „Es ist schon sehr schwierig, dass alles immer auszubalancieren“, gibt Gottwald zu. „Das Studium steht aber für mich immer noch an erster Stelle“, stellt er klar. 

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