Empfang zum FastenbrechenDitib begrüßt das Muezzinruf-Projekt der Stadt Köln
Köln – Zur Beheimatung der Muslime in Deutschland gehöre der öffentliche Gebetsruf, hat Kazım Türkmen, Vorsitzender der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), am Dienstag bekräftigt. Anlass war das Fastenbrechen im Ramadan in der Zentralmoschee in Ehrenfeld, an dem Vertreter anderer Religionsgemeinschaften, von Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft teilnahmen. Ausdrücklich begrüße die Ditib das Muezzinruf-Projekt der Stadt Köln, sagte Türkmen. In zahlreichen Gemeinden in Deutschland sei man „viel weiter“; dort sei es „längst Alltag und Normalität“, dass der Muezzin öffentlich zum Freitagsgebet rufe.
Am selben Tag war Kritik des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) an dem Projekt bekannt geworden. Er habe Sorge, dass „damit möglicherweise mehr Streit in die Gesellschaft getragen als der Integration gedient wird“, hatte er der Katholischen Nachrichten-Agentur gesagt. Zwar falle der Muezzinruf unter die Religionsfreiheit, doch als Ergebnis einer Abwägung mit anderen Grundrechten werde aktuell nur sehr reduziert an einzelnen Orten von Moscheen zum Gebet gerufen. Das habe in den vergangenen Jahren „zu einer hohen gesellschaftlichen Befriedung dieses Themas geführt“, sagte Wüst. „Ohne Not und Anlass, wie mir scheint, wird nun in Köln in diesen Frieden eingegriffen.“
Bisher zwei Anträge
Seit Oktober 2021 können muslimische Gemeinden im Rahmen eines zweijährigen Modellprojekts den Ruf zum Freitagsgebet bei der Stadt beantragen. Bisher hätten dies zwei Gemeinden getan, sagte Bettina Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt der Stadt, am Rande des Fastenbrechens: die Gemeinde der Zentralmoschee und eine Gemeinde in Mülheim. In beiden Fällen müsse der Antrag um ein Lärmgutachten ergänzt werden. Sobald es beigebracht sei, „wird es schnell gehen“.
Die Erstellung eines solchen Gutachtens, das dazu dient, abhängig von der Lage der Moschee eine Höchstgrenze der Lautstärke festzulegen, ist eine von mehreren Auflagen, die die Stadt festgesetzt hat. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass der Ruf nicht länger als fünf Minuten dauern darf und die Nachbarschaft mit Flyern informiert wird.
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Murat Şahinarslan, Leiter des Moscheeforums, sagte, auf den ersten, formlosen Antrag habe die Stadt mit der Bitte um das Lärmgutachten reagiert. Damit sei inzwischen eine Firma beauftragt. Den neuen Antrag mit Gutachten werde die Zentralmoschee zusammen mit der Ditib-Gemeinde Chlodwigplatz stellen.
Friedliches Miteinander
Mit Blick auf die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe und den Ukraine-Krieg sagte Türkmen in seiner Ansprache, den Religionsgemeinschaften komme eine große Verantwortung für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden zu. Durch das Teilen eines Tisches beim Fastenbrechen und gemeinsame Gottesdienste sei der Ramadan ein wichtiger „Verstärker von Solidarität und Nächstenliebe“.
Nathanael Liminski (CDU), Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei des Landes NRW, betonte, die muslimische Glaubensgemeinschaft sei als zweitgrößte in Deutschland ein wichtiger Teil der Gesellschaft. „Wer sich gegen diesen Teil stellt, stellt sich gegen uns alle.“ Köln sei ein Vorbild für ein friedliches Miteinander der Religionen.