„Mehr Streit als Integration“Wüst kritisiert Muezzinruf-Projekt in Köln
Köln – Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert das Muezzinruf-Projekt der Stadt Köln. „Ich habe die Sorge, dass damit möglicherweise mehr Streit in die Gesellschaft getragen als der Integration gedient wird“, sagte der Politiker am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Düsseldorf. Seit dem Herbst können muslimische Gemeinden in Köln im Rahmen eines zweijährigen Modellprojekts den öffentlichen Ruf zum Freitagsgebet bei der Stadt beantragen. Unter anderem hat die Zentralmoschee dies getan.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zweifelsohne falle der Muezzinruf unter die Religionsfreiheit, führte Wüst aus. Als Ergebnis einer Abwägung mit anderen Grundrechten werde aktuell jedoch nur sehr reduziert an einzelnen Orten von Moscheen zum Gebet gerufen. „Das hat in den vergangenen Jahren zu einer hohen gesellschaftlichen Befriedung dieses Themas geführt“, betonte der Regierungschef. „Ohne Not und Anlass, wie mir scheint, wird nun in Köln in diesen Frieden eingegriffen.“ Denn die Ankündigung der Stadt komme ja quasi einem Aufruf an alle Moscheegemeinden gleich, Anträge auf Einführung des Muezzinrufs zu stellen.
Alles zum Thema Hendrik Wüst
- Stellenabbau bei Ford Ministerpräsident Wüst fordert Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, Reker „betrübt“
- Zerstörter Krankenwagen vor der Kölner Flora Wüst: Russische Kriegsverbrechen müssen gesühnt werden
- Protest gegen „Kahlschlag“ Bringt Wüst den sozialen Frieden in NRW in Gefahr? Großdemo geplant
- „Es ist nicht jeden Tag alles Bombe“ Wüst übt zur Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün Selbstkritik
- Nach Trumps Wahlsieg Wüst setzt in NRW weiter auf Schulterschluss mit transatlantischen Partnern
- Trump oder Harris Was die NRW-Wirtschaft durch die Wahl in den USA zu verlieren hat
- Terroranschlag, Verkehrswende und Strukturwandel Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün – wie schlagen sich die Minister im Amt?
Henriette Reker sprach von Zeichen der Akzeptanz
Die Vorgaben der Stadt Köln sehen vor, dass der Muezzinruf nur an Freitagen für maximal fünf Minuten erklingen darf. Die Lautstärke ist zu regulieren und die Nachbarschaft vorab zu informieren. Für Fragen und Beschwerde muss es in den Gemeinden eine Ansprechperson geben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sprach von einem Zeichen gegenseitiger Akzeptanz: „Wenn wir in unserer Stadt neben dem Kirchengeläut auch den Ruf des Muezzins hören, zeigt das, dass in Köln Vielfalt geschätzt und gelebt wird.“
Nach den Worten von Wüst sind die Muslime „ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft“. Gerade in NRW lebten viele von ihnen seit mehreren Generationen. „Diese Realität gilt es anzuerkennen.“ Der von Ex-Bundespräsident Christian Wulff zitierte Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ habe schon 2010 eine Selbstverständlichkeit ausgedrückt, die bis dahin selten ausgesprochen worden sei. (kna)