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Aymaz, Burmester, GreitemannErster Schlagabtausch der Kandidaten – OB-Bewerber diskutieren über Wohnungsbau

Lesezeit 4 Minuten
Die OB-Kandidierenden (v.l.n.r) Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD).

Die OB-Kandidierenden (v.l.n.r) Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD).

Wie die erste öffentliche Debatte der drei aussichtsreichsten OB-Kandidierenden verlief.

Zum ersten Mal haben die drei aussichtsreichsten Kandidierenden für das Amt des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin öffentlichen debattiert. Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) wollen sich am 14. September von den Kölnerinnen und Kölner in das höchste Amt der Stadtverwaltung wählen lassen.

Eingeladen haben sie der NRW-Ableger des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), die Wohnungsbauinitiative Köln und der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. Das Thema der Debatte am Dienstagabend war der Wohnungsbau, einer der Punkte, um die sich der Wahlkampf in den nächsten fünfeinhalb Monaten drehen dürfte.

Das Format kam Baudezernent Markus Greitemann zugute, der die Chance nutzte, sich als „Fachmann“ (O-Ton Greitemann) zu präsentieren: „Ich bin tief in der Materie drin.“ Er konnte im Detail auf die Forderungen der Verbände reagieren – ein Vorteil vor einem Publikum, das vor allem aus Akteuren der Wohnungswirtschaft bestand.

Konkret will Greitemann die Wohnungsbauleitstelle künftig direkt dem OB-Amt unterstellen, um sich über Hinweise aus anderen Dezernaten hinwegzusetzen. Auch einen „Kulturwandel“ in der Verwaltung möchte er bewirken, auch wenn der lange dauern könnte. „Wohnungsbau muss Chefsache werden.“

Sein Ziel ist es, Genehmigungsverfahren in der Verwaltung zu beschleunigen und mehr Wohnungsbau zu ermöglichen. Das wiederholte Greitemann so oft, dass der Moderator Daniel Rettig später – auf charmante Art – zu seiner Frage hinzufügen wird, Greitemann solle nicht wieder mit der Leitstelle kommen. Der Wohnungswirtschaft gefiel der Plan natürlich.

Wohnungsbau-Misere in Köln: Kandidaten debattieren über Lösungen

Berivan Aymaz trat auf der Bühne im Wallraf-Richartz-Museum als „Tochter dieser Stadt“ (O-Ton Aymaz) auf. Sie wählte den Weg einer persönlichen Geschichte, um zu zeigen, dass ihr das Thema Wohnen in Köln wichtig ist: „Ich würde heute nicht vor Ihnen stehen, wenn um die 80er Jahre meine Familie, auf der Suche nach einer neuen Perspektive, nicht die Möglichkeit bekommen hätte, hier eine bezahlbare Wohnung zu finden.“

Im Gegensatz zu Greitemann und Burmester hielt Aymaz am stärksten an Klimazielen fest, auch wenn das vielen Vertretern der privaten Wohnungswirtschaft missfällt. Wie Greitemann und Burmester will auch sie die Stadt „wachsen“ sehen, im Gegensatz zu ihren Kontrahenten aber sagte sie: „Unsere Flächen sind begrenzt.“ Auf die Frage nach konkreten Plänen zur Beschleunigung des Wohnungsbaus, wich sie aus, da müsse man „genau hinsehen“, was machbar sei.

Beim Thema Innenverdichtung stellten sich gemeinsame Standpunkte mit Markus Greitemann heraus – Aymaz reagierte prompt: „Da können wir in Zukunft auch gut zusammenarbeiten, sie werden ja auch 2026 noch als Baudezernent im Amt sein.“ Gemeint war: unter ihr als OB. Greitemann nahm es mit Humor. Austeilen konnte auch er. Nachdem Aymaz, stellvertretende Landtagspräsidentin, von der NRW-Bauministerin als „Frau Scharrenbach“ gesprochen hatte, ließ Greitemann kurz danach fallen, er spreche oft mit „Ina“.

Kandidaten wollen Zuständigkeiten für Wohnungsbau überdenken

Torsten Burmester sprach als einziger noch nicht so, als wäre er Oberbürgermeister. „Das erwarte ich von einer Stadtspitze“ wählte er als Formulierung etwa. Burmester mahnte Zurückhaltung, erst noch wählen die Bürgerinnen und Bürger. Den kaum stattfindenden Wohnungsbau („die Lage ist dramatisch“), hält er für „die soziale Frage in Köln“. Der Sozialdemokrat stellte gleich zu Beginn selbstbewusste Forderungen seinerseits an die Wohnungswirtschaft, um vor allem geförderten Wohnungsbau voranzubringen.

Zuständigkeiten will aber auch Burmester überarbeiten. Gegen Greitemann teilte er aus: „Wohnen zur Chefsache machen ist gut, aber vorher muss man die Verwaltung in Ordnung bringen.“ Den Baudezernenten forderte er auf, Verantwortung zu übernehmen. Burmester sagte: „Im DOSB [Anm. der Redaktion: Deutscher Olympischer Sportbund] ist auch das eine oder andere schiefgegangen, aber ich habe mich vor meine Mitarbeiter gestellt.“ Seine Ziele für die Verwaltung steckte er umso höher: „Lasst uns Genehmigungshauptstadt Deutschlands werden.“

Am Ende war Burmester doch gezwungen, von sich als Oberbürgermeister zusprechen, um auf die Frage von Moderator Daniel Rettig zu antworten, wie sich die Kölner nach fünf oder zehn Jahren Amtszeit an die Kandidaten erinnern sollen. „Mit Respekt, auch vor der Person“, sagte Burmester. „Indem die Bürger sagen: Er hat Verantwortung übernommen“, stellte sich Greitemann sein Vermächtnis vor, sollte er die Wahl gewinnen. Und Aymaz will als ebenjene Tochter Kölns in Erinnerung bleiben, „die sich dessen bewusst ist, welche Chance sie bekommen hat und mit Leidenschaft und Verständnis dafür gekämpft hat, dass auch andere Menschen Chancen bekommen.“