Der Kölner Stadionsprecher wurde am Tag geboren, als die deutsche Nationalmannschaft 1954 erstmals Fußball-Weltmeister wurde.
Seit 20 Jahren ist Trippel Stadionsprecher bei den Spielen des 1. FC Köln.
Eine Gespräch über ein Champions-League-Finale mit dem FC, seinen markanten Begrüßungsspruch und das Gespräch mit den Ultras.
Köln – Herr Trippel, diesen Donnerstag feiern Sie Ihren 65. Geburtstag. Geht man da als Stadionsprecher eigentlich langsam in Rente?
Michael Trippel: Natürlich nicht. Es ist auch nicht mein Hauptjob, ich arbeite ja in der Pharma-Industrie, seit mittlerweile 38 Jahren. Als Stadionsprecher – ich mache das jetzt seit 20 Jahren, auch bei den Frauen, der U21 und bei den Amateuren – habe ich keinen Vertrag. Es ist immer eine mündliche Absprache mit der Geschäftsführung, und als Vergütung gibt es 450 Euro pro Monat, steuerfrei.
Die Liebe zum Fußball muss Ihnen in die Wiege gelegt worden sein. Sie sind an dem Tag geboren, als Deutschland 1954 in Bern erstmals Fußball-Weltmeister wurde.
Ich kann mich daran nicht mehr so gut erinnern, aber aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass man sich im Krankenhaus rund um das Spiel kaum noch um sie gekümmert hat, und auch mein Vater war nicht da. Der feierte den WM-Titel wohl in irgendeiner Kneipe. Und FC-Fan wurde ich wohl schon zwei Monate später, als die Familie von Recklinghausen nach Köln umsiedelte. Ich bin ja in Bayenthal aufgewachsen, also südliche Südstadt. Da war ich Messdiener in St. Mathias, weil die eine Fußballgruppe hatten. Ich bin auch heute noch kölsch-katholisch.
Die kölschen Töne im Stadion, die FC-Hymne und das „Trömmelchen“-Lied als Jingle bei jedem FC-Tor, waren ja ihre Idee.
Als ich 1999 als Nachfolger von Hans-Gerd König das Amt des Stadionsprechers übernahm, konnte ich noch machen, was ich wollte. Das war schön. Ich kam ja aus der Fan-Szene, hatte 1991 das Fan-Projekt mitgegründet, das heute 14.000 Mitglieder zählt, und wusste daher auch, welche Lieder bei den Fans in der Südkurve gefragt waren. Mit Stadion-DJ Tobias Franzgrote haben wir das Musikprogramm bis heute weitgehend beibehalten und immer wieder mal um einen neuen Titel von Brings, Kasalla oder Miljö ergänzt. Mit den Auftritten von Sängern wie Björn Heuser oder Stefan Knittler vor Spielen habe ich nichts zu tun. Das macht die Marketingabteilung.
Und was ist mit den Cheerleadern?
Früher habe ich gedacht, das hat ja nichts mit Fußball zu tun. Aber die Mädels haben viel für das Image des FC getan – auch in schwierigen Zeiten. Inzwischen habe ich sie lieb gewonnen. Über die Kontakte in der Jury bei einem Tanz-Casting bin ich zur Kölnischen KG gekommen, bei denen die Cheerleader ja angedockt sind. Mit dieser KG gehe ich alljährlich im Rosenmontagszug mit. Nicht auf dem Wagen, sondern in der Fußgruppe, da kommt man besser in den direkten Kontakt mit den Leuten. Das mag ich.
Aber der 1. FC Köln ist doch auch ein Karnevalsverein.
Weiß ich. Bei denen bin ich ja auch lebenslanges Mitglied. Und wenn die FC-Pänz bei den Schull- un Veedelszöch mitmachen, gehe ich als Betreuer mit.
Zurück ins Stadion. Ihr Spruch zur Begrüßung der auswärtigen Fans, „Willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands“, wird immer wieder mal kritisiert. Wie ernst meinen Sie das eigentlich?
Das hat doch nichts mit der äußeren Schönheit Kölns zu tun. Natürlich ist Köln nicht nur schön, was Architektur und Stadtbild betrifft. Aber was Atmosphäre und Lebensgefühl angeht – da ist Köln ganz weit vorne.
Als Fan und Sprecher haben sie viele Höhen und Tiefen des Vereins miterlebt. Was ist hängengeblieben?
Auf der Negativseite die Abstiege und einige unnötige Erlebnisse mit diversen Sportdirektoren. Aber die habe ich alle überlebt. So richtig schwierig ist auch das Gespräch mit den Ultras. Bei aller Liebe am Verein und aller Kritik an einer Kommerzialisierung – es gibt halt Regeln, an die wir uns alle halten müssen. Positiv waren die Aufstiege, die WM 2006, bei der ich alle Spiele in Köln moderieren durfte, und das 2:0 gegen Mainz vor zwei Jahren, als wir in den Europapokal rutschten. Damit hatte sich für Tausende FC-Anhänger ein Traum erfüllt, an den man ja kaum noch geglaubt hatte.
Zur Person
Michael Trippel, geb. am 4. Juli 1954 in Recklinghausen, verheiratet, drei Kinder, begann 1984 beim FC als erster Fanbeauftragter der Liga. Seitdem ist er in diversen Klub- und Fan-Gremien aktiv. Noch bis März 2020 arbeitet er als Manager in der Pharmaindustrie. Dazu ist er bei verschiedensten Veranstaltungen und Gesprächsrunden als Moderator gefragt. Er hatte nebenbei Schauspielunterricht genommen und drei Jahre am Theater Der Keller gespielt – von der „Mausefalle“ bis zu den „Physikern“. (NR)
Haben Sie auch noch einen Traum?
Ja, klar habe ich noch Visionen. Ich träume von einem Finale der Champions-League in Amsterdam mit 30.000 Kölner Fans im Rücken gegen den FC Barcelona oder Real Madrid. Kurz vor Schluss steht es 3:0 für den FC, und dann stimmen alle Fans im Stadion „Wir sind nur ein Karnevalsverein“ an. Und Millionen Menschen weltweit an den Fernsehern hören zu. Das wär's doch.
Und welchen Geburtstag feiern sie dann in jenem Traum-Jahr?