„Mehr Gender-Gerechtigkeit“Kölner Straßennamen sollen weiblicher werden
Köln – Bis 1987 war das Seidmacherinnengässchen männlich. Erst auf Initiative des Kölner Frauengeschichtsvereins bekam das Seidmachergässchen seine feminine Form. Denn im mittelalterlichen Köln stellten ausschließlich Frauen Seidenstoffe her, organisiert in einer Zunft, zu der Männer keinen Zugang hatten.
Das sollte sich auch im Namen der kleinen Altstadtgasse widerspiegeln. Nun gibt es eine neue Initiative mit dem Ziel, mehr Frauen durch Straßenbenennungen zu würdigen – und zwar in der ganzen Stadt.
Antrag im kommenden Verwaltungsausschuss
Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt sowie SPD und Linke beantragen im kommenden Verwaltungsausschuss am 4. April „Gender-Gerechtigkeit“ und möchten eine Neufassung der Richtlinie für die Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen in Köln.
Straßen, die nach Personen benannt sind, tragen überwiegend Männernamen. „Frauen stellen jedoch nicht nur 51 Prozent der Bevölkerung, sondern sind entscheidend in der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft“, argumentieren die Parteien. Das müsse auch im Stadtbild gewürdigt werden.
Gegen „Kolonialverbrecher“
Gleichzeitig möchten die Parteien, dass Straßen mit kolonialem Hintergrund umbenannt werden. Immer noch gebe es Straßen, „deren Namen koloniales Unrecht weiterhin heroisieren oder verharmlosen und/oder Personen ehren, die Kolonialverbrecher waren und die Kolonialisierung begrüßten“, heißt es in dem Antrag. Die Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes zum Beispiel könnte dann ebenso einen neuen Namen erhalten wie die Gravenreuthstraße in Ehrenfeld und eine ganze Reihe weiterer Straße, deren Bezeichnungen auf den deutschen Kolonialismus zwischen dem 19. Und 20. Jahrhundert zurückgehen.
Sowohl Nachtigal und Karl von Gravenreuth haben im Auftrag der Preußischen Herrscher teils mit Gewalt Gebiete in Afrika erschlossen. Die Umbenennung der Straßen mit kolonialem Namen solle in „Einzelfallbetrachtung in Zusammenarbeit mit dem Kölner Namensarchiv“ erfolgen.
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„Straßenschilder in Köln haben in vielen Fällen immer noch einen Bezug zur kolonialen Ausbeutung oder drücken keine Gender-Gerechtigkeit aus. Wir brauchen dringend ein Update für eine zeitgemäße Benennung unserer Straßen und Plätze“, sagt Manfred Richter, Ordnungspolitischer Sprecher der Grünen, von denen die Initiative für die neue Straßennamen-Richtlinie ausging.
„Mit neuen Bezeichnungen können wir ausdrücken, wo wir als Stadtgesellschaft stehen und ein nachhaltiges Zeichen setzen für Akzeptanz, Frieden und Gleichheit."