Köln – Das schwarz-grüne Ratsbündnis ringt weiterhin um eine Entscheidung, wie das Trainingsgelände des 1. FC Köln erweitert werden soll. Während die Grünen den Plänen des Bundesligisten skeptisch gegenüber stehen, hat sich die bislang zurückhaltende CDU am Donnerstag eindeutig positioniert: „Die CDU steht voll hinter dem 1. FC Köln“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz.
Mit einem Grundsatzbeschluss für den Bau eines Leistungszentrums habe seine Fraktion diese Haltung bereits untermauert. „Klar ist, dass der FC drei neue Plätze braucht, und die bekommt er auch“, so Kienitz. Schließlich wolle man den FC auf seinem erfolgreichen Weg nach allen Kräften unterstützen, gleichzeitig aber auch zwischen dem Verein und den Ausbaugegnern vermitteln. So eindeutig hatten sich bislang nur SPD und FDP für die Erweiterungspläne des Bundesligisten ausgesprochen.
Eigentlich sollte der Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag entscheiden, wie der Klub sein Trainingsgelände im Äußeren Grüngürtel erweitern darf. Doch gleich zu Beginn der Sitzung ließ Kirsten Jahn, Fraktionsvorsitzende der Grünen, das Thema von der Tagesordnung nehmen. Sie sprach eine Fristeneinrede aus, da die Verwaltung die Vorlage zu spät an die Fraktionen weitergegeben habe. „Es ist allen klar, dass wir uns da in einem hochwertigen Grünzug befinden, dem Erbe Konrad Adenauers“, sagte Jahn. „Der Grüngürtel ist ein DNA-Strang der Stadt, weshalb wir eine Entscheidung sorgfältig abwägen müssen.“
Die Grünen haben mit der Vertagung aus ihrer Sicht wertvolle Zeit bis zur nächsten Sitzung Mitte Dezember gewonnen. Da Natur- und Denkmalschützer, die zur Kernwählerschaft der Partei gehören, gegen den Ausbau protestieren, steht die Ratsfraktion unter Zugzwang.
Die Stadtverwaltung hatte zuletzt vorgeschlagen, dass nur zwei statt drei Plätzen gebaut werden sollen. Der FC soll zudem die Blau-Weiss-Kampfbahn am Decksteiner Fort mitnutzen, die zum Kunstrasenplatz umgebaut werden soll.
Der Klub hatte den Vorschlag deutlich kritisiert und legte am Donnerstag noch einmal nach. „Wir sind irritiert und maßlos enttäuscht, dass das Thema nach einer Minute auf Antrag der Grünen vertagt wurde“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle. Das sei umso verwunderlicher, als Oberbürgermeisterin Henriette Reker sich vor genau einer Woche mit Hinweis auf die Sitzung für ebendiese Vorlage eingesetzt habe. „Das macht uns sehr nachdenklich. Wir haben Redebedarf“, sagte Wehrle.
Vor dem Rathaus protestierten 200 Vertreter von 34 Verbänden, Vereinen und Initiativen für den Erhalt von Grünflächen. Sie formulierten einen offenen Brief an OB Reker und kritisierten, 350.000 Quadratmeter des Grüngürtels sollten bebaut und privatisiert werden. Dabei gehe es um Wohnungsbau-Projekte, aber auch um Aktivitäten im Grüngürtel – wie die FC-Erweiterung.
Die Natur- und Denkmalschützer verwiesen darauf, dass Köln im Vergleich zu anderen Großstädten über eine geringe Gründichte verfüge. Laut einer Satellitenbild-Auswertung liege die Stadt bundesweit auf Platz 65 von 79 Städten.