Hänneschen-Premiere„Meisterköch“ – Kölsche Tradition und Gesellschaftskritik
Köln – „Meisterköch“ ist ein munteres und mitreißendes Stück, das mit witzigen Ideen, überraschenden Wendungen und musikalischen Glanzlichtern punktet. Ausgangspunkt der Handlung sind die miesen Machenschaften von Schäl. Ausnahmsweise will er niemanden übers Ohr hauen, sondern seine Pläne ganz legal in die Tat umsetzen.
Ihm gehört ein Mietshaus am Heumarkt. Als Zänkmanns Kätt auszieht, um fortan im Seniorenzentrum „Sonnenblume“ zu leben, will sich Schäl beruflich weiterentwickeln und in dem Haus ein Film- und Tonstudio einrichten. Für den furiosen Einstieg in die Glamour- und Glitzerbranche braucht er nicht nur die Kätt-Wohnung.
Schäl will für seine Pläne die Gaststätte Mählwurms schließen lassen
Die Gaststätte von Mählwurms Pitter im Erdgeschoss soll auch verschwinden. Daher will Schäl die Konzession für die Gaststube nicht verlängern. Damit würde nicht nur Pitter seine Existenz verlieren, auch die Leute im Veedel müssten auf eine alteingesessene Wirtschaft, in der deftige Gerichte von der „Kölschen Foderkaat“ serviert werden, verzichten.
Doch bekanntlich wird nichts so heiß gegessen, wie es (aus)gekocht wird. Mählwurms Pitter erfährt von seinen Onkel „Ühm Döres“, dass es einen alten Vertrag mit einer Klausel gibt. Die Konzession kann nicht gekündigt werden, wenn die Gaststube einen Michelin-Stern für gehobene Küche besitzt. Das klingt zwar gut, aber woher soll der auf Frikadellen und Schnitzel spezialisierte Mählwurm den Stern nehmen?
Initiative „Ein Stern für Pitter" startet
Da kommen die Bewohner des Seniorenzentrums „Sonnenblume“, in dem nicht nur Zänkmanns Kätt und Ühm Döres leben, ins Spiel. Etliche der betagten Herrschaften waren einst selber in der Spitzengastronomie beschäftigt.
Gemeinsam mit Bärbelchen, die als Altenpflegerin in der „Sonnenblume“ arbeitet, und Hänneschen, der in einem Sterne-Restaurant seine Ausbildung als Koch absolviert hat und nun im Seniorenzentrum kocht, startet das Unternehmen „ein Stern für Pitter“. Mit vereinten Kräften stürzen sie sich in die Küchenschlacht.
Kölsches Volkstheater und Gesellschaftskritik in einem Stück
Udo Müller ist es gelungen, in dem Stück „Meisterköch“ traditionelles kölsches Volkstheater und Gesellschaftskritik zu verbinden. Er lenkt spielerisch den Blick auf die wenig erquickliche Situation im Seniorenheim und zeigt, wie sich das Leben der älteren Frauen und Männer ändert, wenn sich die Art der Ansprache und der Umgang mit ihnen wandelt.
Statt Haferbrei und durchpüriertes Essen, gibt es feinste und schmackhafte Delikatessen. Statt freitäglicher Bespaßung durch den Blödelbarden „Lustiger Waldemar“, werden Lebensfreude und Tatkraft wieder aktiviert. Respekt ist das Zauberwort.
Parodie auf „Dinner for One"
Zu den Höhepunkten des Stücks zählten die Sologesänge von Silke Essert (Zänkmanns Kätt) und Charly Kemmerling (Speimanes) sowie von Jupp Schönberg und Charly Kemmerling als Newcomerband „Kölsche Futzis“. Der sehr witzige Auftritt des Duos kam beim Publikum prima an, es darf aber dennoch bezweifelt werden, ob ihre sehr spezielle Ballade über heiße Luft der ersehnte Hit im Karneval wird.
Wunderbar umgesetzt war die Parodie von Röschen (Heike Huhmann) und Köbeschen (Renate Vesen) auf „Dinner for One“. Die Musik des Stücks komponierte und arrangierte Jura Wajda.
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Die Regieassistenz lag in den Händen von Heike Huhmann. „Meisterköch“ war das letzte Stück, zu dem Frauke Kemmerling als Intendantin das Publikum begrüßte.
Noch bis zum 26. Juni im Hänneschen-Theater
„Meisterköch“ steht bis Sonntag, 26. Juni, auf dem Spielplan im Hänneschen-Theater. Die Vorstellungen sind von mittwochs bis samstags, jeweils um 19.30 Uhr, sonntags um 17 Uhr. (ms)