Mit der Gießkanne durch die StadtSo helfen die Kölner den Pflanzen durch die Hitze
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Köln – Die andauernde Hitze lässt Bäume und Grünflächen in der Stadt austrocknen. Bei einer Tour mit Gießkanne durch das Agnesviertel, Neuehrenfeld und Nippes habe ich Kölner getroffen, die sich kreative Wege haben einfallen lassen, um ihr Stadtgrün zu erhalten.
„Da musst du aber mindestens eine Stunde gießen, damit das was wird“, ruft mir ein junger Mann in kurzen Hosen und ausgetretenen Birkenstocks zu. Ich hocke auf der Mauer am Ebertplatz und gieße die angetrockneten Sonnenblumen. Die fünf Liter Wasser in meiner blauen Gießkanne habe ich kurz vorher aus dem Brunnen geschöpft.
Während ich die Kanne nach vorne kippe, lächle ich in die Kamera. „Ja ja, lass du dich mal fotografieren, während die anderen, die wirklich jeden Tag hier gießen, ungesehen bleiben“, sagt Joschua Kreuzfeld und grinst mich an. „Gießen Sie denn jeden Tag?“, frage ich. „Drei Tage die Woche, wenn wir unser Radio da vorne im Büdchen machen.“ Im King-Georg-Büdchen, das zwischen Suderman- und Ebertplatz steht, haben er und seine Kollegen 15 Eimer gehortet. Ab und zu kommen Leute vorbei, die sich einen Eimer ausleihen. Das Wasser holen sie wie Joshua und ich vom Brunnen.
Ortswechsel: Christine-Teusch-Platz in Neuehrenfeld. Vor dem Haupteingang der Jugendeinrichtung St. Anna stehen rund zehn groß gewachsene Bäume. Die Kronen haben braune Stellen, die Stämme keine Rinde mehr. An jedem Baum hängt eine pinke Gießkanne, die mit einem Haken und einer Schnur am Baumstamm in Brusthöhe befestigt wurde. Auf einem weißen Zettel, der auf der Kanne klebt steht „Bunte Kannen für Ehrenfeld – Fülle mich mit Wasser, gieße einen Baum.“
„Ich denke, dass Anwohner die Idee hatten und die Gießkannen verteilt haben“, sagt Michaela Franco von der Trattoria Salento in der Schadowstraße. Heute ist wegen Renovierung geschlossen. Meine Gießkanne darf ich trotzdem auffüllen. „Ich habe die pinken Gießkannen an den Bäumen auch gesehen. Seitdem gießen wir nicht nur unsere Pflanzen mit dem Schlauch, sondern auch diese vier Bäume“, erzählt sie. „Wenn wir die weiße Markise hier draußen waschen müssen, fangen wir das Wasser mit Gießkannen auf und geben es den Bäumen.“
Als Nächstes halte ich kurz hinter der S-Bahn-Haltestelle Nippes, in der Hartwichstraße. Zur Rechten liegt ein kleiner Park. Die Bäume dort sehen trocken aus. Also klingle ich an einem der Häuser. „Hallo. Entschuldigung, was wollen Sie denn?“, ruft jemand hinter mir. „Ich würde gerne meine Gießkanne bei Ihnen auffüllen. Wäre das möglich?“, frage ich. „Ich sitze gerade im Café gegenüber mit ein paar Freunden. Wasser können sie haben, aber ich hole meine große Gießkanne. Die, die Sie da haben, ist ja viel zu klein“.
Wolfgang Schubert schließt seine Haustür auf, verschwindet und kommt kurz darauf mit drei vollen Gießkannen wieder. „Ich gieße immer diesen Baum, wenn ich im Garten fertig bin. Der spendet schön viel Schatten hier an der Straße. Und weil das ein Haselnussbaum ist, siedeln sich die Papageien dort gerne an“, erklärt er.
Zuletzt besuche ich Andreas Thome in seinem Büro auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring. Der Mann ist Steuerberater. In der Nähe seines Hauses entdeckte er neulich ein Namensschild, das an einem Baum befestigt war. Die Person, deren Name auf dem Schild steht, ist ein Baum-Pate.
Das brachte ihn auf die Idee, wie jemand kostengünstig und umweltfreundlich für sich werben könnte. „Geschäftsleute, die eine Baumpatenschaft übernehmen, könnten auf der Grünfläche nicht nur ihren Namen platzieren, sondern auch Werbung. Alles, was sie verbrauchen, um die Fläche zu bewirten, würde von der Steuer abgesetzt werden können. Dazu würden also Erde und Wasser, aber auch die Anfahrtskosten zählen. Ich habe mir auch schon einen Baum ausgesucht, nämlich den dort hinten.“