Die Schule startet im kommenden Schuljahr. Die designierte Schulleitung will eigene Akzente setzen und stellt ihr Konzept vor.
„Schule ein Stück neu erfinden“Neues Kölner Gymnasium setzt „Sternstunden“ auf den Stundenplan
„Wir wollen hier Schule ein Stück neu erfinden“, sagt Volker Einecke. Der 46-jährige Pädagoge ist der designierte Schulleiter des neuen Gymnasiums Neustadt-Nord, das zum kommenden Schuljahr an den Start geht – als eine von drei neuen weiterführenden Schulen. Einecke, der derzeit noch stellvertretender Schulleiter am Deutzer Gymnasium Schaurtestraße ist, merkt man an, dass er sich darauf freut, mit einer Schulneugründung aus dem altbewährten, oft starren Korsett auszubrechen.
Wie man trotz der vorgegebenen vollen Lehrpläne Spielräume nutzen kann, dafür hat er gemeinsam mit seiner designierten Co-Schulleiterin Elke Liekenbrock ein Schulkonzept entwickelt. Vor seiner Zeit am Schaurte-Gymnasium hat Einecke an einer Gesamtschule sowie mehrere Jahre an einer Schule in Peking gearbeitet. Diesen Horizont an sehr unterschiedlichen Erfahrungen will er einbringen. Liekenbrock ist bislang noch Erprobungsstufen-Koordinatorin am Hölderlin-Gymnasium in Mülheim.
Kooperationen mit außerschulischen Lernorten
In einem erst noch kleinen und Jahrgang für Jahrgang wachsenden System wollen die beiden das in den Mittelpunkt stellen, warum sie ihren Beruf lieben: „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem man sich wohlfühlt und an dem man gesehen wird“, betont Einecke. Ziel sei es, jedem einzelnen Kinder zu ermöglichen zu wachsen und mit dem Erlernten später in der Welt zu bestehen. Die neue Schule haben sie unter den Gründungsleitgedanken „Aus dem Veedel in die Welt“ gestellt. Gesellschaftliches Engagement und Verantwortung sollen hier gefördert werden: konkret vor Ort, aber auch mit einem weiten Blick und globalem Bewusstsein. Geplant sind Kooperationen mit zahlreichen außerschulischen Lernorten außerhalb des Klassenzimmers.
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Lust am Lernen wollen sie wecken und die individuellen Stärken jedes Kindes fördern – weg vom oft rein defizitorientierten Blick. Dazu sollen auch die sogenannten „Sternstunden“ dienen: Jeden Tag wird es in der gebundenen Ganztagsschule eine Stunde für Projektunterricht geben. Das heißt, die Kinder arbeiten in Gruppen an Projekten, die sie sich selbst suchen. Und zwar ohne, dass es dafür eine Note gibt. Solche Formen des kreativen, selbstbestimmten Arbeitens ermöglichten, aus eigenem Antrieb heraus neugierig zu sein und sich zu fokussieren, erläutert Liekenbrock. Freude am Lernen wecken und gleichzeitig Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen fördern – das ist der Spagat, den sie versuchen wollen.
Bewegungseinheiten auch im Unterricht fördern Konzentration
Auch den Bewegungsbedarf der kommenden Fünftklässler will man hier ins Konzept mit aufnehmen, weil man es für essenziell hält für konzentriertes Lernen – nicht nur in Form von Sport- und Bewegungszeiten in den Pausen, sondern auch im Fachunterrricht. „Wenn man merkt, dass die Gruppe unruhig wird, ist es ungeheuer effektiv, kleine sogenannte Refresher einzubauen“, so Liekenbrock. Eine Körperübung am Platz, eine Yoga-Übung oder eine Fantasiereise würden da Wunder wirken.
Fächerübergreifendes Arbeiten sollen ebenso wie Schulstunden von 67,5 Minuten inhaltlich verbundenes Lernen ermöglichen und gleichzeitig mehr Ruhe und Konzentration bringen. Dazu dient auch das Handy-Konzept: Die Smartphones werden morgens in einen sogenannten „Verschwindebeutel“ gesteckt, der dann im Ranzen gelagert wird. Dieser wird verschlossen und am Ende des Schultags mit Hilfe eines Magneten durch die Lehrkraft wieder geöffnet.
120 Plätze bietet das vierzügig geplante Gymnasium an. Drei Züge müssen es mindestens werden, damit die Neugründung von der Bezirksregierung genehmigt wird. Dabei startet die Schule zunächst im Interim im ehemaligen Rautenstrauch-Joest Museum am Ubierring. Die unter Denkmalschutz stehenden Räumlichkeiten sind bis vor Kurzem durch die IGIS genutzt worden. Es ist ein besonderer Schulort mit hohen Räumen, riesigen Klassenräumen, voll ausgestatteten Fachräumen und jeder Menge Bewegungsfreiheit. Nach einem Jahr soll die Schule dann an den endgültigen Standort ziehen.
Das Problem: Die Eltern wollen natürlich wissen, wo der endgültige Standort ist. Da die städtischen Vertragsverhandlungen dazu aber noch nicht endgültig abgeschlossen sind, darf der Standort, der im Bezirk Neustadt-Nord liegt, derzeit noch nicht kommuniziert werden. Er liege aber sehr zentral – also irgendwo in der Innenstadt rund um Agnesviertel, Mediapark, Grüngürtel und Belgischem Viertel – und verkehrlich aus allen Richtungen so gut angebunden, dass er sogar für Schülerinnen und Schüler aus entfernteren Stadtteilen eine gut erreichbare Alternative sei, verraten die designierten Schulleiter. Sie hoffen, am Infoabend am 28. November schon mehr sagen zu können. Aber spätestens, wenn es ans Anmelden geht, werden die Eltern den genauen Standort kennen. „Keiner wird sein Kind anmelden, ohne zu wissen, wo die endgültige Schule sich befindet“, verspricht Einecke.
Der Infoabend, an dem sich interessierte Eltern über das Gymnasium Neustadt-Nord informieren können, findet am 28. November um 19 Uhr im ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museum, Ubierring 45 statt.