Interview in KölnHoward Carpendale über Trump, sein neues Album und Frisuren

Howard Carpendale
Copyright: dpa
Köln – Im Kölner Savoy-Hotel plaudert Howard Carpendale (73) ganz entspannt über seine lange Karriere, sein neues Album „Symphonie meines Lebens“, das in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen wurde und über schlechte Politiker.
Herr Carpendale, auf dem Album hören wir Ihre Songs neu, mit Orchester. Sind sie zufrieden mit dem fertigen Werk? Und warum haben Sie sich damit bis jetzt Zeit gelassen Zeit gelassen?
Carpendale: Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass das Royal Philharmonic Orchestra das machen würde. Das war eine absolute Überraschung. Ich wollte etwas Nachhaltiges schaffen. Es ist eine Zusammenfassung meines Lebenswerks.
Wie packt man das in eine CD?
Ich habe 90 Stunden an 20 Tagen gesungen, weil ich nie zufrieden war. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Ehrfurcht vor dem Orchester losgeworden bin und dann habe ich die Lieder interpretiert. Ich wollte nicht einen Hit nochmals zu einem Hit machen, sondern was zu hinterlassen, das ausdrückt, was ich sagen will. Danke Deutschland, für mein Leben hier. Es ist unfassbar, was ich hier erlebt habe und alles eigentlich durch puren Zufall. Eigentlich sollte ich einen Monat in Düsseldorf singen und das war’s.
Dann sind es 52 Jahre geworden. Aber den Begriff Schlagersänger mögen Sie nicht so?
Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag. Ich habe Schlager gesungen, aber ich habe mich seit den 80ern bemüht, mich weiterzuentwickeln. Aber ich habe keine schlaflosen Nächte, weil mich jemand so nennt. Ich sehe mich als Entertainer. Weil ich auf einer Bühne Drei-Stunden-Shows mache, die nur zur Hälfte wegen der Musik erfolgreich sind. Sondern auch, weil die Leute viel lachen, weinen, Gänsehaut haben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Sie haben sich musikalisch weiterentwickelt, aber auch das Business. Alleine mit Social Media – wie gehen Sie damit um?
Wir haben Facebook und Instagram, aber darum kümmert sich mehr mein Manager.Ich bin da wie die meisten Menschen in meinem Alter. Ich kann ein bisschen browsen, Emails checken, aber habe noch nie gepostet. Ich schreibe und er postet. Es gibt aber ja noch viel mehr Änderungen. Etwa auch Spotify. Ich glaube, dass das Publikum noch gar nicht begriffen hat, was das und das Nicht-mehr-im-Radio-gespielt-werden bedeutet. Die Hits, die die ganze Nation gesungen hat, wird es nicht mehr geben. Es wird nie wieder ein „Hello again“ oder ein „Atemlos“ in der Form geben. Für eine gewisse Publikumsgruppe ja, aber nicht deutschlandweit.
Sie haben kürzlich mal gesagt: „Es geht ein Virus an Dummheit durch die Welt“. Wie meinen Sie das?
Man braucht ja nur gucken. Es ist ein Wahnsinn, wie wir tausende von Jahren den gleichen Mustern folgen. Kriege, Waffen – können Sie mir sagen, warum Russland 6000 nukleare Waffen hat? Und Amerika auch? Was wollen die damit? Wir haben in letzter Zeit einen großen Werte-Verlust gehabt. Es wird überall gelogen. Unsere Helden – vielleicht VW, Boeing oder auch Hoeneß – haben uns alle ein bisschen enttäuscht und wir haben den Glauben an Dinge verloren, die normal sind. Da brauche ich einen Namen wie Trump eigentlich gar nicht zu erwähnen.
Sie haben ihn vor seiner Präsidentschaft mal getroffen.
Das war ein Schlitzohr, wie Immobilien-Makler oft sind. Und so regiert er jetzt auch Amerika und das funktioniert nicht. Aber das ist das Resultat von 20 Jahren großer Fehler. Die Gesellschaft müsste sich mehr dagegen wehren. Politiker haben sich komplett vom Volk entfernt. Es geht denen nur darum, die nächste Wahl zu gewinnen.
Zurück zur Musik: Ihre erste Single hieß „Lebenslänglich“ – haben sie damals schon daran geglaubt, dass es vermutlich wirklich so kommt?
Eigentlich glaube ich gar nicht daran, aber alles ist ein bisschen Schicksal. Nach „Mädchen von Seite 1“ lief nichts mehr, ich wollte nach Südafrika zurück. Aber meine damalige Frau meinte: Nein, du sagst deinem Chef, dass du jetzt alles selber machst. Dann bin ich hier in Köln zu dem ins Büro, wir hatten grade einen Vertrag über eine Million D-Mark unterschrieben. Ich sagte: „Lass mich zwei Titel komponieren und produzieren. Und wenn die nicht funktionieren kannst du meinen Vertrag zerreißen.“ Das waren Momente, da habe ich Glück gehabt. Eine ganz wichtige Sache in meinem Leben ist: Niemals war Geld meine Motivation. Ich wusste, es kommt Geld auch dazu, aber darum ging es mir nicht. Das ist leicht zu sagen, aber es ist so. Ich habe mit vielen reichen Menschen gelebt und weiß, wie die ticken. Milliardäre, die nur davon träumen, noch eine Milliarde dazu zu bekommen. Keine Ahnung, was man damit soll. Was könnten wir diese Welt ändern, wenn wir mit Geld anders umgehen würden.
Am 3. Mai 2020 tritt Howard Carpendale mit seinem neuen Programm „Die Show meines Lebens“ in der Lanxess-Arena auf. Karten hierfür kosten im Vorverkauf ab 61,90 Euro.Pünktlich zum Start des neuen Albums „Symphonie meines Lebens“ kommt der Sänger am 31. Oktober erneut nach Köln - zu Gesprächen und einer Autogrammstunde um 15 Uhr im Rhein-Center in Weiden, Aachener Straße 1253.