- „Jacques vom Rhein“ ist eine Hommage an Jacques Offenbach, verbunden mit Jazz und Satire.
- Im neuen Klüngelpütz-Theater-Stück ist jede Gelegenheit gut, um der Stadt mit bissigem Wortwitz und in liebenswürdiger Manier eins auszuwischen.
- Über manches Klischee müssen die Zuschauer müde lächeln. Doch meist sitzt der schwarze Humor.
Köln – Ein Jubiläum kann die Chance zu ungewöhnlichen Begegnungen sein: Kann man Operetten wie die des Kölner Komponisten Jacques Offenbach, der vor 200 Jahren geboren wurde, mit Jazz und Satire verbinden? Das Klüngelpütz-Theater zeigt: Ja. Die satirische Boulevardkomödie „Jacques vom Rhein“ verbindet eine Hommage an den Künstler gekonnt mit einem humoristischen Blick auf die kölsche Gegenwart. Nun feierte das Stück Premiere.
Zwei Schauspieler, drei Musiker, vier Akte: Jeder Akt steht musikalisch im Zeichen eines Offenbachwerks wie „Bataclan“ oder den berühmten „Cancan“, die jazzig verfremdet und neu interpretiert werden. Der Plot kreist um das Jubiläumsjahr und die kölsche Seele. Dabei ist jede Gelegenheit gut, um der Stadt mit bissigem Wortwitz und in liebenswürdiger Manier eins auszuwischen: Die Protagonistin Uschi (gespielt von Anne K. Müller) ist Pflegerin der kölschen Mundart und Büdchenbetreiberin. Ihr Kiosk befindet sich am Alter Markt, alle paar Minuten erzeugt das Mini-Orchester ohrenbetäubende Geräusche: „Das ist entweder die U-Bahn, die Ausgrabung eines römischen Topfs oder ein Bombenfund. Lass es lieber eine Bombe sein, denn sonst graben sie wieder zwei Monate.“
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Uschi verkauft absurde Merchandise-Artikel zum Thema Offenbach: einen kölschen Audioguide für rheinlandaffine Offenbachliebhaber, eine Offenbach-Bartwichse für den Hang kölscher Männer zum Schnäuzer und eine Offenbach-Brille – es gibt nichts, was im Rahmen des Jubiläums nicht umfunktioniert und wirtschaftlich ausgeschlachtet werden kann. Schräger sind eigentlich nur noch die Männer, die nach und nach ins Büdchen platzen und Uschi ihr Leid klagen oder schlimmer noch: ihr die Welt erklären wollen.
Philipp Sebastian changiert zwischen den Rollen
Da ist der mit französischem Akzent sprechende Kunde, der sich furchtbar über den Werbespruch zum Offenbachjahr „Yes, we can can“ aufregt: Zu einem Künstler, der in Frankreich eine kulturelle Heimat gefunden habe, mag das doch nicht recht passen. Da ist der KVB-Fahrer, der wegen seiner Ähnlichkeit zum Komponisten die Geburtstagsbahn fahren muss. Und da ist der neue Intendant der Offenbach-Festspiele, der die Kölner Oper einfach nicht finden kann. All diese Figuren spielt der Schauspieler Philipp Sebastian, der leichthändig zwischen den Rollen changiert.
Die Kritik-Palette reicht vom klüngelhaften Verhalten der Kölner, Korruption beim Ordnungsamts, der Kölner Kulturwüste, bis hin zu der von Baustellen durchsetzten Innenstadt und dem Einsatz von Pferden beim Rosenmontagszug. Über manches Klischee müssen die Zuschauer müde lächeln – doch in den meisten Fällen sitzt der mit schwarzem Humor eingefärbte Gag doch richtig.
Weitere Vorstellungen finden am 6., 7., 8., 9. und 10. November statt.