Der 71-Jährige ist vor allem bekannt für seine Parodien prominenter Politiker. Am 4. Oktober wird er in Köln in der Volksbühne auftreten.
„Richling#2024“Der Kabarettist Mathias Richling kommt mit neuem Programm nach Köln
Anders als Comedians gehören politische Kabarettisten inzwischen zu einer aussterbenden Spezies. Doch anstatt diese zunehmend bedrohte Art zu hegen, zu pflegen und ihr den roten Teppich auszurollen, werden die Protagonisten nacheinander aus den Fernseh-Programmen gestrichen. Nun hat es auch Mathias Richling erwischt, dessen Show nach 28 Jahren vom SWR abgesetzt wurde.
Richling grämt diese Tatsache nur bedingt, weil er die Entscheidung als „nicht gegen mich gerichtet“ betrachtet und sich nun mehr Zeit für die Bühne ergibt. Durch das regelmäßige Youtube-Format „Richling Backstage“ leidet er ohnehin nicht an Beschäftigungsmangel. Es sind andere Dinge, unter denen er leidet, und die thematisiert er in seinem neuen Programm Richling#2024.
Richling beklagt, wie schnell sich Politiker angegriffen fühlen
Da wäre unter anderem die in seinen Augen „über das demokratische Maß hinausgehende Zickigkeit der Regierung“. Richling beklagt das permanente Beleidigtsein unserer Politiker und die daraus resultierende Tendenz, Bürger bereits wegen Lappalien zu verklagen. In dem Kontext wirft er die Frage auf, was es für unser ohnehin überlastetes Rechtssystem bedeutet, wenn – wie im Fall der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann – jemand gleich tausendfach Anfeindungen und Beleidigungen zur Anzeige bringt. Auch „die Missverständnisbereitschaft“ hat aus Richlings Sicht enorm zugenommen – ebenso wie die Unbereitschaft, anderen zuzuhören.
Was das Zuhören betrifft, macht Richling es seinem Publikum allerdings selbst nicht leicht: Es sind sage und schreibe 12000 Wörter, die der gebürtige Schwabe während seines Programms von sich gibt, dagegen ist Schillers Lied von der Glocke fast schon eine SMS.
Mehr als 230 Charaktere hat der Künstler in den vergangenen 28 Jahren parodiert
Hinzu kommt, dass der 71-Jährige im Verlauf seiner One-Man-Show so oft die Perspektive, den Charakter, die Stimme, das Geschlecht und den Dialekt wechselt, dass einem fast schwindelig werden kann. Um seinen gezielt verhaspelten Sätzen folgen zu können, müsste man dem Mann streng genommen ein Tempolimit verpassen.
Dabei lag Richlings vielleicht größtes Talent schon immer in seiner Nachahmungskunst. Wer seine TV-Shows über die Jahre verfolgt hat, weiß, dass das Repertoire weit über Trump, Putin, Scholz oder Baerbock hinausgeht. In seinem neuen Buch „Enttarnt“ kann man sehen, dass es tatsächlich mehr als 230 Charaktere sind, die der Künstler in den zurückliegenden 28 Jahren parodiert hat. Während er die Maskenbildner mitunter vor große Herausforderungen stellte, hatte er selber den Vorteil, „dass ich meine persönliche Meinung hinter den Figuren verbergen konnte und sich die Leute dann nicht so direkt angegriffen“ fühlten.
Natürlich wird das in Stuttgart lebende Multitalent auch an diesem Freitag in Köln nicht nur als Mathias Richling zu erleben sein. Karten für das neue Programm in der Volksbühne gibt es ab 29,90 Euro. Beginn ist um 19.30 Uhr.