Das Brücker Lokal „Hähnche“ bleibt unter anderem aufgrund von verzögerter Umbaumaßnahmen und dem Boom im Baugewerbe weiterhin geschlossen. Die Vereinstradition könnte unter dem fehlenden Ort für Kultur im Veedel leiden.
Sorge um Vereinskultur im Veedel„Hähnche“ in Köln-Brück bleibt geschlossen
Gefühlt ist die Corona-Situation deutlich entspannter als noch vor einem Jahr, auch die Karnevalssession ist längst eingeläutet. Gern holt man jetzt nach, was in den vergangenen zweieinhalb Jahren pandemiehalber zu kurz kam. Doch in Brück erweist sich das als ausgesprochen schwierig, denn das Traditionslokal „Hähnche“ mit seinem angeschlossenen Saal hat seine Pforten noch nicht wieder geöffnet.
„Es war die einzige Möglichkeit für Zusammenkünfte der Menschen in diesem Stadtteil. Einen schönen Biergarten gab es dort auch“, klagt Ute Janas stellvertretend für viele Bewohner des Stadtteils. In Brück wird man sich wohl noch gedulden müssen.
Geplante Umbaumaßnahmen und Kölner Denkmalschutz verzögern die Eröffnung
Johannes Maurer, Leiter des St. Vinzenzhauses nebenan, bestätigt zwar, dass sowohl das Lokal als auch der Saal künftig wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen. „Aber wann das sein wird, dazu kann ich im Moment überhaupt nichts sagen.“ Grund dafür seien die zuvor anstehenden Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen: „Dafür müssen wir uns an die gesetzlichen Vorgaben des Denkmalschutzes halten, derzeit laufen die Gespräche mit der Verwaltung.“ Von einer konkreten Planung sei man noch weit entfernt.
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Die Ordensgemeinschaft der Vinzentinerinnen, Träger des St. Vinzenzhauses, hatte das alte Brauhaus, dessen Geschichte sich bis ins Jahre 1725 zurückverfolgen lässt, im Jahre 2018 erworben, um das Seniorenzentrum zu erweitern. Von Anfang an hatten die Vinzentinerinnen versichert, dass sie sowohl den Gasthaus- als auch den Saalbetrieb aufrecht erhalten wollten. Dafür sollte ein neuer Pächter gesucht werden.
Kölner Stadtteil Brück macht fehlende Gaststätte zu schaffen
Als das „Hähnche“ nach der Karnevalssession 2019/2020 geschlossen wurde, ging man noch optimistisch von einer gut zweijährigen Umbauphase aus. Aber das sei eben knapp vor Corona gewesen, und auch andere Entwicklungen, wie der anhaltende Boom im Baugewerbe oder der Mangel an Wohnraum hätten zu der Verzögerung beigetragen, gibt Johannes Maurer zu bedenken. „Eine Gaststätte wiederzueröffnen, zählt derzeit nicht zu den Prioritäten, das kann man ja auch irgendwo verstehen.“
Daniela Tepper hat ebenfalls Verständnis für die Situation der neuen Eigentümer des „Hähnches“, auch sie sieht Bedarf an Sanierungsmaßnahmen in den alten Gebäuden. Dennoch: „Für Brück ist das sehr schade, es gibt sonst keine öffentlichen Orte mehr, an denen Kultur stattfinden könnte. Das passiert alles in privaten Zirkeln.“
Sorge um Vereinstradition in Köln Brück
Die in Brück lebende Journalistin weiß, wovon sie spricht, sie hatte 2016 ihr „Salontheater Köln“ ins Leben gerufen und zunächst daheim mit bis zu 70 Besuchern veranstaltet. Wegen des großen Zuspruchs war sie mit den Theateraufführungen, Lesungen und kleinen Konzerten 2017 ins „Hähnche“ umgezogen. Auch für sie änderte Corona alles, inzwischen engagiert sie sich im Verein „Kunstkönner“, aber der arbeitet eher auf Bundesebene. „Es ist schon möglich, dass wir auch mal was in Brück machen“, sagt sie, „aber sicher nicht in dem Ausmaß wie früher.“
Dass Vereinstraditionen wegbrechen, wenn kein Versammlungsort mehr zur Verfügung steht, ist auch eine Sorge, die Marcus Seibert, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Brück, umtreibt. Deshalb möchte der Verein gern die ehemalige Kita Gräfenhof als Ort für Zusammenkünfte nutzen: „Aber das wäre ein kleinerer Rahmen, Gremiensitzungen etwa sind da möglich, das „Hähnche“ könnten wir damit keinesfalls ersetzen“.
Cafeteria im St. Vinzenzhaus könnte vorerst Ersatz bieten
Doch auch der Gräfenhof steht unter Denkmalschutz, die Gespräche mit der Verwaltung über einen möglichen Umbau und vor allem über die Miete für das städtische Gebäude haben erst vor einigen Monaten begonnen. Auch das werde sich wohl hinziehen, meint Seibert. Vor diesem Hintergrund hat Johannes Maurer wenigstens eine halbwegs gute Nachricht. „In der Cafeteria im St. Vinzenzhaus können bald wieder kleinere Treffen stattfinden, aber das ist natürlich alles abhängig von der Corona-Lage.“