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Stundenlange LöscharbeitenBrände zerstören Spendenlager und Bauwagen in Köln – Polizei sucht Brandstifter

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Jugendliche meldeten am Sonntagabend (19.1.) den Brand in einem zentralen Sammellager für Spenden in Kalk.

Zwei Jugendliche meldeten am Sonntagabend (19.1.) den Brand in einem zentralen Sammellager für Spenden in Kalk.

Im Zentrallager der Diakonie Michaelshoven zerstörten die Flammen Kleidung, Möbel und Spielzeug. Bei den Mitarbeitern flossen Tränen.

Brandgeruch liegt noch am Montagmorgen über der Dillenburger Straße in Kalk. Es stinkt nach verschmortem Plastik. Über fünf Stunden hat die Feuerwehr hier in der Nacht den Großbrand in einer Halle bekämpft, die der Diakonie Michaelshoven als zentrales Spendensammellager für Köln diente. Tonnenweise Kleidung, Möbel, Bücher, Koffer, Elektrogeräte und jede Menge Spielzeug – alles verbrannt. „Die Ware ist komplett zerstört“, berichtet Uwe Ufer, der kaufmännische Vorstand der Diakonie, am Mittag. Was Flammen und Ruß nicht vernichtet haben, ging in einer gigantischen Menge an Wasser und Löschschaum unter. Der Gesamtschaden lasse sich schwer beziffern, weil es sich vor allem um gebrauchte Ware gehandelt habe.

Für die 36 Beschäftigten in dem Zentrallager war die Nachricht ein Schock. „Heute Morgen gab es weinende Mitarbeitende, es sind Tränen geflossen“, sagt Pressesprecherin Melani Köroglu. „Das Wichtigste ist, dass niemand verletzt wurde“, betont Ufer. „Aber ohne Lager sind wir hilflos.“ Die Diakonie Michaelshoven e.V. beschäftigt 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 650 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler. Sie helfen in mehr als 200 Einrichtungen Kindern, Jugendlichen, Familien, Senioren und Menschen mit Behinderung.

Nach Großbrand: Diakonie sucht neue Lagerhalle in Köln

Die 800 Quadratmeter große, frühere Werkstatthalle der Klöckner-Humboldt-Deutz AG diente dem Sozial-Unternehmen seit 2013 als Zentrallager für Sachspenden. Sie wurden hier entgegengenommen, sortiert, gereinigt und als Second-Hand-Ware in den sechs „Fairstores“ der Diakonie in Kalk, Nippes, Mülheim, Porz, auf der Severinstraße und am Eigelstein verkauft. Auch da sitzt der Schreck am Montag tief. Drei Mitarbeiter des Ladens auf der Kalker Hauptstraße wuchten schwere Säcke mit Spenden in hintere Räume, die vor wenigen Minuten hier abgegeben wurden. Säcke, die eigentlich ins Zentrallager gehört hätten, nun aber irgendwo im Geschäft untergestellt werden müssen.

20.01.2025, Köln: Bei einem Brand in einem Großlager der Diakonie in der Dillenburger Straße in Köln-Kalk ist das gesamte Spendengut von den Flammen vernichtet worden. Foto: Arton Krasniqi

Die rückwärtige Fassade der Lagerhalle haben die Flammen besonders schwer beschädigt.

Zwei 15-jährige Jugendliche hatten am Sonntag gegen 21 Uhr die Feuerwehr alarmiert, weil sie Rauch und Flammen in dem alten Gemäuer an der Dillenburger Straße sahen. „Vor Ort trafen die Einsatzkräfte auf ein Feuer in voller Ausdehnung im Erdgeschoss eines viergeschossigen Gebäudes. Umgehend wurde ein massiver Löschangriff von außen eingeleitet“, berichtete ein Feuerwehrsprecher.

Heute Morgen gab es weinende Mitarbeitende, es sind viele Tränen geflossen
Melani Köroglu, Sprecherin der Diakonie Michaelshoven

Die Brandursache ist noch unklar. Polizisten suchten am Montagvormittag auf dem Gelände nach Spuren. Längere Zeit verharrten sie unter anderem vor einer mobilen Heizanlage. Sie ist auf einem teilweise ausgebrannten Anhänger untergebracht, der direkt vor der rückwärtigen, völlig verrußten Fassade der Halle steht. Ging das Feuer etwa von hier aus? Oder hat die Anlage gar nichts mit dem Brand zu tun? War Brandstiftung im Spiel? Es sind Fragen, die die Ermittler jetzt klären müssen. Ein technischer Defekt sei nicht völlig auszuschließen, heißt es, aber der Verdacht geht derzeit eher in eine andere Richtung.

Blick ins Innere der Lagerhalle: Der Löschschaum steht hüfthoch, sämtliche Kleiderspenden sind zerstört.

Blick ins Innere der Lagerhalle: Der Löschschaum steht hüfthoch, sämtliche Kleiderspenden sind zerstört.

Denn auffällig ist, dass gegen 23 Uhr, also noch während der Löscharbeiten und nur 300 Meter entfernt, ein leer stehender Bauwagen an der Neuerburgstraße in Flammen aufging. Womöglich kein Zufall. Rettungskräfte bemerkten das Feuer, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr löschten es. Der Bauwagen brannte laut Polizei vollständig aus.

Die Flammen haben Kleidung, Bücher, Möbel und Spielzeug zerstört.

Die Flammen haben Kleidung, Bücher, Möbel und Spielzeug zerstört.

Der Wagen steht auf einer so genannten Pflanzstelle, eine Art Gemeinschaftsgarten, der von verschiedenen Menschen gepflegt wird. Der einzige Zugang durch einen Zaun ist inzwischen von der Polizei versiegelt. „Da beide Brandorte nur mehrere hundert Meter entfernt voneinander liegen, prüfen die Ermittler, ob ein Zusammenhang besteht“, teilte ein Polizeisprecher mit. Ermittelt werde in beiden Fällen wegen Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung. Die Kripo (Telefon 0221/229-0) bittet Zeugen, sich zu melden.

Diakonie-Vorstand Uwe Ufer schaut indes schon nach vorne. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich wieder ans Tun kommen und eine neue Halle finden“, sagt er. Gesucht würden 800 bis 1000 Quadratmeter Fläche. Einfach wird das wohl nicht, schon seit einiger Zeit sehe man sich nach einem neuen Standort um, weil die Stadt mit den alten Klöckner-Hallen langfristig andere Pläne hat – bislang aber ohne Erfolg.

Auch wenn die Diakonie für ihre „Fairstores“ fortwährend auf Spenden angewiesen ist, bitten Ufer und sein Vorstandskollege Rainer Schmidt nun fürs Erste darum, besonders von Gaben in sperrigem Umfang – Möbel zum Beispiel – abzusehen und möglichst nur existenzielle Dinge zu spenden. Winterkleidung zum Beispiel. Diese könne in überschaubaren Mengen direkt in den sechs Läden abgegeben werden. „Ziel ist es, im Frühjahr dann wieder voll handlungsfähig zu sein“, sagt Ufer. Bis dahin hofft er, eine neue Lagerhalle gefunden zu haben.