Köln – Ein Prinz wird Jungfrau, ein Bauherr wird Bauer und ein Ex-Amateurfußballer wird Prinz Holger I.. Das designierte Dreigestirn der „Social Jeck“-Session, das am Dienstag von Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach in der Wagenbauhalle am Maarweg vorgestellt wurde, stammt aus der nördlichsten Ecke der Schäl Sick.
Prinz in spe Holger Kirsch (40) und seine Freunde Michael Müller (Bauer) und Sascha Prinz (Jungfrau) engagieren sich seit einigen Jahren in der Flittarder KG. „Das ist eine bodenständige und herzliche Familiengesellschaft. Deshalb machen wird da mit“, sagte Kirsch, der zusätzlich auch noch zu einem reinen Männerverein zählt – zum Corps á la Suite der Prinzen-Garde. Müller (44) mischt auch noch im Senat der Blauen Funken mit. Dabei stammt er im Gegensatz zu seinen jecken Mitstreitern nicht einmal aus Köln, sondern aus Bochum („Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“). Doch aus der Zeit ist nur noch die Vorliebe für den VfL Bochum geblieben. Ansonsten sieht sich Müller ganz klar als Kölner: „Ich bin gefangen in dieser Stadt.“ Die Rolle im Dreigestirn sei „das größte Glücksgefühl, das ich haben kann.“
Auch Kirsch sieht das ähnlich. Für ihn erfüllt sich ein Kindheitswunsch. Als Sechsjähriger hatte er vor einem kölschen Brauhaus gestanden und den Rosenmontagszug beobachtet. Während die Familie nach und nach im Inneren verschwand, hatte der Junge ausgeharrt bis der Prinz kam – damals Klaus Peter Ganser. Seitdem hat Kirsch einen Traum: einmol Prinz zo sin. An dem hat er während der Schulzeit – Grundschule in Rath-Heumar, Gymnasium in Kalk – und während des Architektur-Studiums in Aachen festgehalten.
Neben dem Karneval gehört die große Liebe des Architekten, der mit Ehefrau Christina und drei Töchtern in der Nachbarschaft des Königsforst lebt und arbeitet, dem Fußball. Die große Karriere sei vom damaligen FC-Jugendtrainer Frank Schäfer gestoppt worden. „Er hat mich aussortiert. Und er hatte Recht.“ Als Amateurkicker war er noch in Leverkusen, Rath-Heumar, Brück und Merheim aktiv. Heute ist der stolze Besitzer einer FC-Dauerkarte Vizepräsident bei Viktoria Köln. Beruflich arbeitet Kirsch, der als Architekt „Spuren im Stadtbild hinterlassen darf“, oft mit dem kommenden Bauern zusammen. „Außer Badewanne senkrecht bauen wir alles.“
Auch aus der Branche stammt Prinz (44) als Chef eines Immobilien-Unternehmens. Trotz des Namens wollte er unbedingt die Jungfrau verkörpern und nennt sich Alexandra. „Sascha ist im Russischen ja der Kosename von Alexander. Das passt schon. Albertine als Ableitung von meinem zweiten Vornamen gefällt mir nicht.“ Der studierte Bauingenieuer und Frau Diane – ist Mitglied bei der Kölnischen KG – haben einen Sohn (20) und eine Tochter (9). In seiner Freizeit engagiert sich Prinz im Rotonda Business Club und im Lions Club Albertus-Magnus. Seit die drei wissen, erwählt zu sein, habe er schon oft Gänsehaut gehabt. „Aber Mädchen dürfen ja Emotionen zeigen.“
Überraschung nach de WM-Sieg
Die Flittarder KG wurde 1934 gegründet und feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Im Veedel und in den benachbarten Vororten ist die KG vor allem wegen ihrer Miljöh-Sitzungen in der Schützenhalle beliebt , die seit 1974 zur Tradition der Gesellschaft gehören. Dazu zählt auch der Bürgerfrühschoppen, der ebenso wie die Straßensitzung an Weiberfastnacht einem guten Zweck dient: zur Finanzierung eines närrischen Nachmittags für die Senioren aus dem Stadtteil. Antreiber und Ideengeber sind Präsident Henry Jahn und Vorsitzender Reiner Knillmann. (NR)
Seit zweieinhalb Jahren basteln die drei mit Henry Jahn, dem Präsidenten der Flittarder KG am Projekt Dreigestirn. Die frohe Botschaft ihrer Wahl überbrachte ihnen der Festkomitee-Vorstand am Tag nach dem deutschen WM-Sieg. Ritterbach und Co bleiben damit ihrer Linie treu, nicht nur auf die Traditionskorps und die großen Frackgesellschaften zu setzen, sondern sich auch immer mal Tollitäten aus den Vororten und aus Familienvereinen zu holen. „Diese drei haben sich durchgesetzt, weil sie die besten waren“, sagte Ritterbach. „Dabei hatten wir diesmal so viele Bewerbungen, wie noch nie. Allerdings alles Männer. Diese Tradition wollen wir auch beibehalten.“ Überzeugt hatten die Flittarder auch mit ihrem Humor. So hatten sie als Bewerbung ein Comic- Filmchen als „Flittarder Papier-Theater“ eingeschickt. Und bevor Oberbürgermeister Roters zum so genannten Nickabend erschien, hatten sie den Raum mit 100 nickenden Wackel-Dackeln dekoriert. Da konnte der gar nicht anders.