Köln – Über der Bühne prangte ein großes Banner: „Jeck noh Fridde“ (Jeck nach Frieden“). Das war angesichts des Krieges in der Ukraine dann auch das Motto des diesjährigen – etwas anderen – Biwaks der Roten Funken auf dem Neumarkt. Und mehr als 4000 bunt kostümierte Jecke zeigten, dass man auch in schwierigen Zeiten Karneval feiern kann. „Man kann das alles auch anders sehen“, sagte Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold. „Aber wir haben auch eine Meinung und die zeigen wir. Gerade in der jetzigen Situation ist es wichtig, ein Zeichen für Frieden und Freiheit zu setzen. Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt dem ukrainischen Volk.“
Schließlich sei der Karneval „doch eine der größten Friedensbewegungen der Welt. Der Karneval verbindet, schlägt Brücken und zeigt Solidarität“. Und aktuelle denke man „nicht nur rut un wieß, sondern auch blau und gelb“. Das sind die Nationalfarben der Ukraine. Und die trugen die Funken-Offiziere und Vorstandmitglieder als Schleifen an ihren Uniformen und auch einige der Besucher, die alle mit weißen Fähnchen ausgestattet wurden, hatten entsprechende Plakate gemalt und mitgebracht. Da hieß es „Make Fastelovend not War“ oder auch „Fck Ptn – No War“.
Es war schon ein ganz besonderer Tag für die Jecken wie für die offiziellen Karnevalisten, die weitgehend Geschlossenheit demonstrierten. Denn erstmals marschierten - schön hintereinander ins Programm eingebaut - alle neun Traditionskorps auf dem Neumarkt auf. Einig war man sich, dass man die Bühne des Karnevals nutzen wolle, „um zu zeigen, dass Despoten in unserer Welt keinen Platz haben dürfen“. Dazu verwies Hunold auf die DNA der Narren und die besondere Bedeutung der Zahl elf im kölschen Fastelovend: so 11.11, 11 Uhr 11, Elferrat. „Die Buchstaben E, L, F stehen aber auch für die Ideale der französischen Revolution: Egalité, Liberté, Fraternité“, so der Funken-Chef. „Wenn jemand für diese Werte wie Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit sowie für den Frieden in der Welt steht – dann ist es der Karneval, ganz besonders in Köln.“ Da gab es lauten und langen Applaus vom Publikum.
Kölner Funkenbiwak: Kabbeleien mit Düsseldorf im Hintergrund
Angesichts des internationalen Konfliktes gerieten die gängigen Krabbeleien Richtung Düsseldorf in den Hintergrund. Und so durften die Swinging Fanfares aus der Landeshauptstadt auch das musikalische Programm eröffnen. Und die hatten hiesige Hits im Gepäck wie das Lied vom Stammbaum oder den Bap-Klassiker „Verdamp lang her“. Sichtlich be- und gerührt guckte deren Leiter Stefan Kleinehr („Ich mache das seit 35 Jahren und spiele auch Trompete“) auf das feiernde Publikum. „Wenn bei uns in Düsseldorf so früh eine Veranstaltung anfinge, stände ich das sicher ganz alleine. Die Kölner machen das schon super“, sagte Kleinehr, der selbst den Spagat zwischen beiden Städten schafft. Er ist Vizepräsident im Comitee Düsseldorfer Carneval und seit sechs Jahren Manager der kölschen Band Brings.
Diese ist nach der überstandener Corona-Infektion bei Gitarrist Harry Alfter seit Samstag wieder im Einsatz. Wie wohl alle anderen Bands mit einem der Situation angepassten Programm. So auch Die Bläck Fööss („Mer klääve am Lääve“) und Kasalla. Wir haben lange überlegt, ob wir überhaupt rausfahren sollen und auf die Bühnen gehen“, sagten Frontmann Basti Campmann und Gitarrist Flo Peil. „Ja, das kann man. Stille ist auch keine Option.“ Und dann forderten sie die Jecken auf laut miteinander zu singen und „die Jläser huh zu nehmen – besonders auf die Freiheit“.
Neben Cat Ballou, Klüngelköpp und Domstürmern wären auch die Höhner gerne bei den Funken aufgetreten. Doch die mussten wegen Corona-Erkrankung zweier Musiker absagen. Sänger Henning Krautmacher wurde allerdings per Telefongespräch zugeschaltet. Schließlich wurde der Höhner-Song „Die schönste Stroß“ von den Funken zum besten Lied der Session gekürt.